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Taylor

Verraten. Ich fühle mich so unglaublich verraten.

Die beiden Menschen, bei denen ich mich angekommen gefühlt habe, haben mich verraten. Meine Brust schmerzt, mein Atem geht flach. Die Tränen laufen mir unaufhaltsam über meine Wangen. Ich habe das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen.

Soeben habe ich mein Herz gebrochen bekommen.

Ich habe nicht alles mitbekommen, aber es hat gereicht. Tatsächlich war ich so naiv zu glauben, dass diese hübschen jungen Männer, es ernst mit mir meinen könnten. Dass sie vielleicht auch Gefühle für mich haben. Wie blöd bin ich eigentlich?

Sie hatten von vorne herein geplant, nur eine bestimmte Zeit hier zu bleiben. Der Grund erschließt sich mir noch nicht, aber es wird wahrscheinlich etwas mit den Drogen zu tun haben. Jonnys Worte haben mich bis auf die Grundmauern erschüttert. Wie hohl kann ich sein, um zu denken, solch einen verschlossenen Mann zu knacken und Gefühle zu wecken. Wer bin ich schon? Er kann jede haben. Und das wird er wohl auch. Wahrscheinlich wollten sie nur ihren Spaß, für die Zeit, in der sie bei uns verweilen. Den wollte ich auch. Ich konnte doch nicht ahnen, dass ich mich so schnell verlieben würde.

Nicht mal bei Nate, hat mein Herz so sehr bei seinem Verrat geschmerzt. Denn da war es nur Angst, die mich bei ihm bleiben ließ. Bei Mason und Jonathan ist es tatsächlich Liebe.

Verdammt, tut das weh. Wie soll ich nur ohne sie sein? Ohne die beiden Männer, die mir Geborgenheit und Sicherheit suggeriert haben. Die mich so gut haben fühlen lassen. Die meine Kinder akzeptiert haben, so wie sie sind. Oder überhaupt den Fakt, dass ich Kinder habe. Bedingungslos haben sie sich ihrer angenommen. Sich mir angenommen. Fuck, ich war so glücklich.

Wie soll ich das Mary und Liona erklären? Vor allem Mary. Sie hat mit dem Boxen angefangen. Durch Jonny. Geht regelmäßig mit ihm in das Box Studio.
Wir werden einen anderen Ort finden, an dem sie unterrichtet werden kann. Sie soll es auf jeden Fall weiter machen.

Und Rosa. Ich werde sie so vermissen. Nicht nur ihre Unterstützung und ihr unglaublich leckeres Essen. Sondern sie als Mensch. Sie hat unsere Familie so sehr bereichert.

Und jetzt fällt mein Glück wie ein Kartenhaus in sich zusammen.

Mit zittrigen Händen versuche ich mich irgendwie einigermaßen arbeitsfähig zu schminken. Es stellt sich aber als eher schwierig heraus, da ich nicht aufhören kann, zu weinen.

Immer wieder bilden sich neue Tränen und lassen die Mascara verlaufen. Selbst tiefes Ein- und wieder Ausatmen hilft nicht. Die Erkenntnis, die Lieben meines Lebens verloren zu haben, lässt mich immer wieder aufschluchzen.

Wie konnte ich nur übersehen, dass sie Dreck am Stecken haben. Wie konnte ich nie ihre Arbeit oder ihre Arbeitszeiten hinterfragen? Warum sind sie hier? Warum haben sie die Zimmer gemietet? Aus Langeweile? Ist ihnen ihr Leben als Drogendealer nicht mehr aufregend genug?

Egal, wie viele Gedanken ich mir mache, egal, wie viele Tränen ich vergieße, es hilft alles nichts. Die kurze schöne Zeit zu dritt ist vorbei und dennoch muss ich jetzt los zur Arbeit.

Seufzend versuche ich durchzuatmen, mich zu fassen und irgendwie den Totalschaden in meinem Gesicht zu reparieren. Ich husche die Treppe hinunter, schleiche durch den Flur, in der Hoffnung, den beiden nicht zu begegnen und verlasse schnell das Haus.

Auch auf der Fahrt kommen mir immer wieder die Tränen. Ich verstehe einfach nicht, wie sie mich so täuschen konnten. Ich müsste es doch eigentlich besser wissen, war ich doch all die Jahre mit einem Blender zusammen.

Als ich auf dem Parkplatz der Bibliothek ankomme, schiebe ich die Sonnenblende herunter und checke zum gefühlt hundertsten Mal mein Make-up. Da gibt es nichts mehr zu retten.

Three of loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt