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Taylor

Seit einigen Tagen sind Jonathan und Mason oft unterwegs. Manchmal kommen sie erst mitten in der Nacht nach Hause. Ich kann nicht schlafen, wenn sie nicht da sind. Also warte ich, bis ich endlich das erlösende Geräusch des Schlüssels im Schloss höre, um erleichtert aufzuatmen.

Ich weiß, was sie „beruflich" machen. Ich weiß, dass sie mit Drogen handeln. Der Gedanke daran, lässt alles in mir zusammenziehen. Um ehrlich zu sein, gefällt es mir so ganz und gar nicht. Aber irgendwie muss ich mich damit arrangieren, wenn ich die Männer, die ich liebe, nicht verlieren will.

Heute ist wieder so ein Tag, an dem ich nicht vor Mitternacht mit den Beiden rechnen kann. Gelangweilt sitze ich auf der Couch und zappe durch die Kanäle. Nicht mal Maddy ist da, mit der ich reden könnte. Klar, wir telefonieren spätestens alle zwei Tage und auch meine Mädchen habe ich regelmäßig am Telefon. Doch ich habe trotzdem Redebedarf.  Ich muss meine Gedanken loswerden. Über Jonny und Mason. Über das, was mir passiert ist und über meine wirren Gefühle.

Vielleicht sollte ich mir einen Film auf irgendeinem Streamingdienst reinziehen. Ja, das ist eine gute Idee. Ich bleibe bei einem Liebesfilm hängen. Vielleicht nicht die beste Wahl in meiner Situation, dennoch steht mir nicht der Sinn, nach Action oder Komödie.

Vertieft in den Film, bekomme ich nicht mit, wie die Haustüre sich öffnet und wieder schließt. Ich liege auf der Couch und lasse meine Tränen laufen. Die Szene ist einfach zu traurig und mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen.

"Taylor" Ich schrecke hoch und sehe verdutzt Mason und Jonathan entgegen, die neben dem Sofa stehen und mich verwundert und besorgt anstarren. Schnell ziehe ich den Inhalt meiner Nase hoch und wische mir über die tränenverschleierten Augen. "Was ist los? Geht es dir nicht gut?" Jonnys tiefe, raue Stimme geht mir durch Mark und Bein. Kurz muss ich mich sammeln, denn dieser große, tätowierte Mann bring mich noch immer aus dem Konzept.

"Nein, nein. Alles ist gut. Der Film hat mich nur so mitgerissen", lache ich nervös und spüre, wie mir die Wangen brennen. Das Ganze ist mir peinlich. Dass sie mich dabei sehen, wie ich wegen eines Liebesfilms heule, hätte wirklich nicht sein müssen. "Warum seid ihr schon zuhause? Hattet ihr nicht gesagt, es wird heute spät?"

Jonny sieht mich noch immer prüfend an und scheint für sich beschlossen zu haben, dass meine Erklärung ausreichend ist. "Wir waren doch schneller fertig, als gedacht." Langsam kommt er auf mich zu, lässt mich nicht eine Sekunde aus den Augen und setzt sich nah neben mich. Er legt seinen Arm um meine Schulter und zieht mich dicht an sich heran. Meine Augen wandern automatisch Richtung Wohnzimmereingang und suchen Mason. Er ist jedoch nicht mehr da.

"Wo ist Mason?", frage ich verwundert. "Er musste schon die ganze Fahrt über für kleine Jungs. Ich denke, diesem Bedürfnis ist er jetzt nachgegangen", höre ich das Schmunzeln aus seiner Stimme heraus, ohne ihn ansehen zu müssen. "Oh, ach so."

"Wie war dein Tag, Kleine", beginnt er zärtlich über meinen Arm zu streicheln und seine Nase gegen meine Haare zu drücken. Ich höre ihn kräftig einatmen. Eine Gänsehaut macht sich in meinem Nacken breit. Er ist mir so nahe und doch sind wir so weit entfernt voneinander. Ich weiß im Prinzip nichts über die beiden Männer. Und gerade Jonny scheint eine bewegte Vergangenheit zu haben.

"Langweilig", gebe ich seufzend von mir. "Langweilig?", wiederholt Jonathan meine Aussage. "Ja, ich bin den ganzen Tag allein und auch Maddy ist ja nicht da, mit der ich mich unterhalten könnte. Ich habe sonst keine anderen Freunde. Zumal ich mit niemandem anderen über... naja, über euch und.. und dem Geschehenen reden könnte." Ich vergrabe mein Gesicht an seiner Brust, damit er die Röte nicht sehen kann.

"Es tut mir leid, dass wir gerade so viel unterwegs sind. Wir haben das Geschäft die letzten Wochen extrem vernachlässigt und die Kunden und vor allem der Lieferant werden langsam nervös. Wir können den Deal nicht verlieren. Das würde all unsere harte Arbeit zunichte machen. Zumal wir gerade den Cops..." Er unterbricht sich selbst, da er wohl bemerkt, dass er gerade zu viel offenbart hat. Ich hebe mein Gesicht, um ihn ansehen zu können. Sein Blick ist starr nach vorne gerichtet und ich kann erkennen, dass er mit dem Kiefer mahlt.

Three of loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt