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Ich lag tief und fest schlafend im Bett, als es vorsichtig und leise an meiner Tür klopfte. In mein Kissen brummend zog ich die Decke höher, denn für meinen Geschmack war es zu früh, um aufzustehen, vor allem jetzt, da ich endlich Urlaub hatte. Gerne wäre ich länger liegen geblieben. Plötzlich fiel mir ein, wo ich mich befand und wer sich in meiner unmittelbaren Nähe befand. Und dann, saß ich kerzengerade, hellwach, ohne auch nur die Spur von Müdigkeit im Bett.
»Louisa? Bist du schon wach?«, fragte Leo ebenso vorsichtig, wie sein Klopfen erklungen war, durch die geschlossene Tür.
»Ja, ja gleich also ich meine, ja ich bin wach«, brachte ich stotternd hervor und fuhr mit beiden Händen durch mein Gesicht. Ich hatte hervorragend geschlafen und freute mich auf den Tag, der vor mir lag.
»Gut, denn es gibt Frühstück, ich hoffe du magst Kaffee«, sprach er ein weiteres Mal durch die geschlossene Tür.
»Kaffee klingt super!«

Mit der Aussicht auf eine Tasse Kaffee verließ ich samt meiner Kleidung, die ich an diesem Tag anziehen wollte das Zimmer, wünschte Leo im Vorbeigehen einen guten Morgen und verschwand erst einmal im Bad. Ich hoffte, es machte ihm nichts aus, dass ich duschen gehen würde, doch ich hatte diese Dusche bitternötig, nach der langen Anreise am Vortag.
Kaum berührte das heiße Wasser meinen nackten Körper, genoss ich die Wärme und Frische in vollen Zügen. Mehrmals drehte ich mich unter dem Wasserstrahl, fuhr meine Haare entlang, die vom Wasser benetzt wurden, und begann mich ausgiebig zu waschen. Ich griff das kleine Handtuch, das ich schon am Tag zuvor verwendet hatte, um mich abzutrocknen, und föhnte meine Haare trocken. Es war mir unangenehm, dass ich Leonard so lange warten ließ, aber auf der anderen Seite wollte ich nicht ungeduscht in meinem Pyjama am Tisch sitzen und frühstücken. Dafür kannte ich ihn nicht gut genug. Wie am Vortag legte ich ein leichtes Make-up auf und tuschte mit dem Mascara meine Wimpern. Meine blonden Haare fielen offen, in leichten Wellen über meinen Rücken und ich warf einen letzten Blick in den Spiegel, bevor ich zufrieden mit einem dunkelblauen Sommerkleid gekleidet, das Badezimmer verließ.

Ich suchte Leonard und sah, wie der Vorhang im Wohnzimmer der Suite leicht in einer Morgenbrise wehte. Dies verriet mir, dass sich Leonard auf dem Balkon befinden musste.
»Sorry, aber ich musste erst duschen, nach der Reise gestern, hatte ich es wirklich nötig«, entschuldigte ich mich dafür, dass ich ihn hatte warten lassen, während ich auf den Balkon trat. Wieder bot sich mir eine atemberaubende Aussicht auf den Eiffelturm, der die morgendliche Kulisse bildete. Dieses Mal hielt ich nicht so lange inne, sondern sah zu Leonard, der am gut gedeckten Tisch saß und die Zeitung, die er gelesen hatte, fein säuberlich faltete und ablegte.
»Guten Morgen, ich hoffe du hast gut geschlafen«, hauchte er mir entgegen und schenkte mir dieses einnehmende Lächeln, dass mein Herz etwas höher schlagen ließ.
»Ja, ich habe himmlisch geschlafen, danke«, entgegnete ich und ließ meinen Blick über den Tisch wandern. Es war alles da. Man fand verschiedene Sorten Käse und Wurst und Marmeladen. In einem Körbchen lagen frische Croissants und Baguettebrötchen, die ihren Duft verströmten. In einer Schale befand sich Joghurt und in einer Anderen zu mundgerechten Stücken klein geschnittenes Obst verschiedener Art.

In Eierbechern standen zwei Eier bereit.

»Ich wusste nicht was du magst, deshalb habe ich von allem etwas bestellt«, erklärte er die große Auswahl.

»Das sieht wirklich gut aus, danke«, ich ließ mich auf dem Stuhl ihm gegenüber nieder und hielt mich zurück. Leonard griff eines der Croissants und platzierte es auf seinem Teller.

Ich griff ebenfalls ein Croissant und ließ meinen Blick über die Marmeladen schweifen. Ich entschied mich für Erdbeere und Leonard lächelte amüsiert.
»Was ist?«

»Du isst dein Croissant mit Marmelade«, merkte er an.
»Ja und?«
»In Paris ist das ein no go. Das kommt einem Verbrechen gleich. Die Franzosen essen für gewöhnlich ihre Croissants mit Butter. Und nur mit Butter. Das höchste der Gefühle ist, wenn sie gesalzene Butter verwenden«, gab er mir ein bisschen Nachhilfe in ‚Wie-esse-ich- mein- Croissant-richtig'.
»Oh«, gab ich staunend zurück, das hatte ich nicht gewusst. Seit jeher aß ich meine Croissants mit Marmelade und wahlweise mit Nougatcreme.
»Solltest du also jemals in einem Pariser Café sitzen und dein Croissant mit Marmelade essen, wissen alle, dass du keine Französin bist«, schlussfolgerte er.
»Naja ich bin ja auch keine Französin«, sprach ich die Tatsache aus und lächelte ihm warm entgegen.
»Die Kunst im Reisen besteht darin, so zu reisen, dass es nicht auffällt das man ein Tourist ist«, versuchte Leo mich recht überzeugend zu belehren.
»Gut, dann gibt es das Croissant in einem Café nur mit Butter, aber jetzt habe ich große Lust auf Marmelade. Französische Marmelade mit einem französischen Croissant in Paris, mit Blick auf den Eiffelturm«

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