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Wir waren wieder auf unsere Fahrräder gestiegen und erkundeten die Stadt. Es zog uns dieses Mal ins Zentrum und dort suchten wir nach etwas Essbarem. Unsere Mägen knurrten, was das Zeug hielt, und so kehrten wir in einem kleinen Imbiss mit typisch holländischen Snacks ein. Ich entschied mich für eine Portion Pommes und eine Frikandel spezial. Das ist eine Art Bratwurst ohne Haut. Sie wird frittiert und dann mit Ketchup, Mayonnaise und frischen Zwiebeln serviert. Ich hatte keine Ahnung, wie das schmecken wird, aber ich wollte es unbedingt ausprobieren, denn die Kunden die vor uns dran waren, bestellten dasselbe und es sah gut aus. Leo bestellte sich ebenfalls eine Frikandel sowie eine Portion Pommes und ich bezahlte für uns.
Als wir unsere Portionen erhielten, suchten wir uns einen freien Platz und setzten uns auf eine Bank, die unweit der Imbissbude lag.

»Ich hoffe es schmeckt besser als es aussieht«, kommentierte Leo sein Essen, das er prüfend ansah.
»Ich sehe meins nicht, es ist begraben unter einer Flut an Mayo und Ketchup.«

»Und Zwiebeln«, ergänzte Leo.

»Ja die auch.«

Ich lächelte ihm zu und er erwiderte dieses. Die Leichtigkeit war noch immer nicht zurückgekehrt und so aßen wir schweigend unseren Snack. Im Anschluss kehrten wir dann in das Van Gogh Museum ein, dass sich Leo unbedingt ansehen wollte, und langsam aber sicher, kehrte die Begeisterung zurück. Wir liefen durch die Ausstellung und betrachteten die Werke des Künstlers, der erst nach seinem Ableben ein angesehener Maler wurde. Leo war dafür wesentlich, mehr zu begeistern als ich, denn offensichtlich hatte er sich schon in der Vergangenheit mit dem Künstler auseinandergesetzt. Ich hatte nur geplant, das Museum zu besuchen, um es mal gesehen zu haben.

So schlenderten wir weiter durch die Ausstellung und Leo philosophierte, über die Bilder, die Anordnungen der Farben und was Van Gogh damit ausdrücken wollte.

»Also ich sehe nur Kringel, die Surreal aussehen, als wäre man in einer anderen Dimension«, gab ich recht unbeeindruckt zurück.
»Ganz genau, ist das nicht fortschrittlich gewesen, für seine Zeit?«

Leos Begeisterung schlug sich dann im Shop der Ausstellung nieder, denn er kaufte nicht ein Buch, nein er schleppte ganze drei Bücher in einer Tüte heraus. Ich hatte das Museum schon verlassen, da sich Leo in dem Shop verewigte und dieser immer mehr Besucher bekam.

»Sieht nach einem erfolgreichen Beutezug aus«, kommentierte ich und schleckte mein Eis.

»Und wie«, er grinste breit und endlich kam wieder der Leo zum Vorschein, den ich lieben gelernt hatte.

Er griff meine Hand und wir schlenderten so durch die Innenstadt.
»Willst du mal probieren?« Bot ich ihm an, von meinem Eis zu kosten, und er nahm die Einladung dankend an.
»Oh, das ist gut, was ist das?«

»Mango- Minze!« »Mango-Minze?!«
»Ja, genial oder?« Ich freute mich über das positive Urteil und schleckte mein Eis weiter.
»Das ist es, da müssen wir morgen unbedingt noch einmal hin!«

»Unbedingt!« Pflichtete ich ihm bei, doch nun suchten wir erst einmal einen Anleger für eine Bootstour durch die Grachten von Amsterdam. Es war früher Abend, als wir eines der Boote bestiegen und noch dämmerte es nicht.

Leo legte einen Arm um mich, als wir uns ganz am Ende des Bootes niederließen und ich nahm mir die Freiheit heraus mich anzulehnen. Sanft legte er seine Finger an meine Wange und drehte meinen Kopf sachte zu sich, so dass ich ihn ansehen musste.
»Das, war bisher der perfekte Urlaub, Lou aus Frankfurt«, hauchte er leise und seine Lippen bedeckten die meinen. Wir verschmolzen in einem sanften Kuss, der inniger und intensiver wurde. Ich genoss diesen in vollen Zügen und erinnerte mich an Pauls Worte: Genieß diese Urlaubsromanze. Und genau das tat ich. Er löste den Kuss, als das Boot ablegte, und wir genossen diese kleine Rundfahrt ohne viele Bilder zu machen. Vom Wasser aus hatte diese Stadt noch einmal einen ganz anderen Charme. Alles wirkte so malerisch und idyllisch, so dass man gerne dort verweilte. Am Abend zog es uns dann in eines der zahlreichen Restaurants, die sich gefühlt alle in einer Straße befanden. Indisch, chinesisch, italienisch, thailändisch, alles war vertreten und wir entschieden uns für ein Steakhaus.

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