Als ich mein Okay gab, spürte ich wieder die Vorfreude, auf das, was vor uns lag, aufsteigen. Tatsächlich hatte ich mich mehr mit Paris befasst, als mit den anderen Reisezielen, die Nora aufgeschrieben hatte. Aber Leonard an meiner Seite zu wissen, beruhigte mich ungemein. Er schien den Durchblick zu haben, der mir fehlte.
»Okay, also gehst du morgen ins Louvre und ich gehe ein paar Motive suchen. Wir können uns ja dann am Nachmittag an der Champs Elysée treffen«, schlug Leonard vor und ich nickte zustimmend.Er suchte mir die Busverbindung und die jeweiligen Haltestellen heraus und dann gingen wir zu Bett. Als ich im Bett der Suite lag, rief ich meine Eltern an, die völlig aus dem Häuschen waren, als ich vom ersten Tag in Paris berichtete. Natürlich behielt ich Leonards Anwesenheit erst einmal für mich, denn ich wollte keine schlafenden Hunde wecken.
»Das heißt, du hast Spaß?«, fragte mein Vater, denn meine Mutter hatte das Gespräch auf Laut geschaltet.
»Großen Spaß, diese Stadt ist wirklich wunderschön.«»Warst du schon im Louvre?«, meine Mutter klang so, als wäre sie den Abwasch am Erledigen, denn immer wieder klapperte Geschirr.
»Nein.«»Naja, du wirst ja noch ein paar Tage in Paris sein«, kam entspannt von meinem Vater. Meine Mutter wäre in diesen Dingen anders. Sie hätte versucht so viel wie möglich an einem Tag zu unternehmen.
»Ich gehe morgen ins Louvre«, berichtete ich und erntete ein begeistertes Jauchzen meiner Eltern.
»Dann viel Spaß, Kleines. Hab eine tolle Zeit und melde dich danach mal, wir sind neugierig wie es dir gefallen hat«, sprach mein Vater und ich verabschiedete mich von den beiden und legte auf. Ich kuschelte mich in die Decke und machte es mir bequem. An mir nagte das schlechte Gewissen, das Leonard auf der Couch schlief und es wesentlich unbequemer hatte als ich. Meine Augenlider wurden schwer und es dauerte nicht lange, bis ich in einen traumlosen Schlaf fiel. Nachdem wir gemeinsam das Frühstück auf dem Balkon eingenommen hatten, machte ich mich fertig für den Ausflug in das Louvre. Ich hatte mich wieder für ein Sommerkleid entschieden, dass dieses Mal weinrot war, mit schwarzen floralen Prints. Dazu trug ich meine Ballerina und warf dann noch einmal einen Blick in den Spiegel, ehe ich das Zimmer verließ.»Wow«, hauchte Leonard als ich im Wohnzimmer der Suite stand und meine Tasche richtete.
Ich sah an mir herunter und spürte, wie sich meine Wangen rot färbten, denn die verlegene Hitze, die mir zu Kopf stieg, breitete sich deutlich spürbar aus.
»Danke«, gab ich nur zurück und Leonard kam etwas näher zu mir.
»Hast du dein Handy zur Hand? Ich würde dir gerne meine Handynummer geben nur für den Fall das du Hilfe brauchst, um den Weg zu finden.«Mir wurde erst jetzt bewusst, dass wir bisher keine Handynummern ausgetauscht hatten, aber genau das würde sinnvoll sein, vor allem jetzt, denn ich machte die Stadt alleine unsicher und konnte für nichts garantieren. Ich zog mein Handy aus der Tasche, entsperrte es und reichte es Leo, der schnell und fast, ohne hinzusehen, seine Handynummer eingab und speicherte. Im Anschluss klingelte ich bei ihm durch und lächelte ihm entgegen.
»Nun hast du auch meine«, erklärte ich meine Tat und er nickte.
»Viel Spaß im Louvre, wir sehen uns später«, verabschiedete er sich dann um zu seiner kleinen Fotorunde aufzubrechen, hob seine Hand und strich eine Strähne hinter mein Ohr. Ich ließ ihn gewähren und lächelte ihm entgegen.
»Viel Spaß«, gab ich leise, fast verträumt zurück, er zwinkerte mir noch einmal zu und lief dann los, sein Equipment in einem Rucksack auf seinem Rücken tragend. Ich sah ihm nach und mein Herz machte einen freudigen Satz, als ich an seine niedliche Geste zurückdachte.Wie perfekt willst du sein? Leonard: Ja. Dieser Mann bezauberte mich mit seiner Art immer mehr. Er war durch und durch ein Gentleman und ich vertraute ihm. Vor allem jetzt, wo ich wusste, dass er mich weiter auf meiner Reise begleiten würde tanzte mein Herz förmlich vor Freude in der Brust. Die Stadt war heute wesentlich geschäftiger und so ziemlich halb Paris schien auf den Beinen zu sein und das, obwohl Sonntag war. Und dann fiel mir auf, dass im Gegensatz zu Deutschland, die Geschäfte hier geöffnet hatten. Offenbar holten die Pariser alles nach, was sie in der Woche durch die Arbeit nicht schafften. Menschen, die schwere Tüten trugen, kreuzten meinen Weg und andere betraten eine Boutique, um sich neu einzukleiden. Es war erstaunlich. Die meisten Außenplätze in den Cafés waren schon belegt und es strahlte die pure Lebensfreude und Geselligkeit aus. Man hörte die Unterhaltungen in einem Gewirr aus Stimmen und die Menschen schienen den Tag zu genießen. Ich warf einen Blick auf den Zettel, auf dem Leonard die Buslinien notiert hatte, mit den jeweiligen Haltestellen. Dieser kurze Blick verriet mir, dass meine Haltestelle nicht mehr weit war, und schließlich wurde ich nach der nächsten Kreuzung fündig. Es standen schon ein paar Menschen am Straßenrand und warteten auf den Bus zum Louvre. Ich reihte mich ein und betrat wenig später den Bus, nachdem dieser hielt. Die Fahrt dauerte nicht lange und ich war froh darüber, denn der Gelenkbus war bis auf den letzten Platz belegt. Ich beeilte mich, aus dem stickigen Bus heraus zu kommen, und stieg, so schnell ich konnte am Louvre aus.
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Lebe jetzt
RomanceLouisa ist mit Leib und Seele als Pflegefachkraft auf der Palliativstation einer Frankfurter Klinik tätig. Dort hat sie bereits einige Patienten auf ihrem Weg begleitet, doch Nora, eine Patientin die kaum älter ist, als sie selbst, stellt Louisas b...