Noch nie war ich so entspannt, wie an diesem Morgen. Im Anschluss an die Ruhepause hatte ich mir einen Termin bei der Kosmetikerin gegönnt, die mir zunächst eine Gesichtsmassage zukommen ließ. Ich hätte auf der Stelle wieder einschlafen können. Was dann folgte, war hin und wieder unangenehm, doch meine Haut fühlte sich so glatt und seidig an, dass ich mich fragte, warum ich nicht zuhause schon einmal zu einem Kosmetikstudio gegangen war. Die Kosmetikerin nahm sich im Anschluss Zeit und erklärte mir meine eigene Haut und wie ich sie am besten zum Strahlen brachte. Natürlich bot sie auch einiges an Pflege und Reinigungsprodukten an, doch ich widerstand, und kaufte nichts. Höflich zog ich mich wieder aus dem Gespräch zurück. Frisch wie der junge Frühling durchquerte ich dann die Gänge zum Zimmer. Ich klopfte an, ehe ich die Tür öffnete, da ich Leonard nicht mit meiner Rückkehr erschrecken wollte. Er war jedoch noch nicht wieder zurück. Offensichtlich war er noch immer in der Stadt und somit auf der Jagd nach Fotomotiven. Ich blätterte in der Speisekarte des Roomservice und ließ mir nach einem kurzen Telefonat mit meinen Eltern ein Club Sandwich aufs Zimmer bringen.
Dieses genoss ich wieder in der atemberaubenden Kulisse, die unser Balkon bot, und genoss die wärmende Sonne auf meiner Haut. Mittlerweile hatte ich den Bademantel abgelegt und trug eine bequeme kurze Hose und ein Top. Mein Smartphone gab den Ton von einer empfangenen Nachricht von sich und ich öffnete sie.
Ich hoffe du hattest einen schönen Tag, bin auf dem Rückweg. Wir werden um 18 Uhr abgeholt. Bis dahin solltest du fertig sein. Leo. Mit einem Lächeln las ich die Nachricht und kaum hatte ich sie zu Ende gelesen, machte sich eine seltsame Vorfreude gepaart mit Aufregung bei mir breit. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass wir bereits halb vier hatten, und das hieß, dass ich mich etwas beeilen musste, damit ich rechtzeitig fertig war. Leo hatte angedeutet, dass ich mich an diesem Abend etwas eleganter kleiden sollte und genau das hatte ich vor. Ich erhob mich von meinem Platz und betrat wieder in die Suite.
Mein Weg führte mich zunächst ins Badezimmer, dort duschte ich ausgiebig und föhnte meine Haare. Anschließend begann ich in meinem Koffer nach einem geeigneten Outfit zu suchen. Für den Bruchteil von Sekunden schoss mein Puls in die Höhe, weil ich dachte, ich hätte das Kleid, das ich an diesem Abend anziehen wollte, vergessen. Doch nach mehrmaligem Durchforsten hatte ich es endlich gefunden und zog es aus dem restlichen Stapel meiner Kleidung. Vielleicht wäre es doch klüger gewesen, den Koffer auszupacken, anstatt aus dem Koffer zu leben.»Ich bin wieder da«, rief eine bekannte Stimme und ich lauschte kurz an der Tür. In dem Bademantel des Hotels gekleidet, öffnete ich die Tür zum Schlafzimmer und sah zu Leo.
»Oh gut, du machst dich schon fertig. Ich müsste nur kurz ins Schlafzimmer meine Sachen aus dem Schrank holen«, erklärte Leo und schob sich an mir vorbei.
»Hast du schöne Motive gefunden?«, erkundigte ich mich, während ich im Türrahmen lehnte und mich zu ihm drehte.
»Ich denke schon, das heißt, ich finde sie jedenfalls schön. Ich war heute ein wenig in der Metro unterwegs. Und ich denke es sind ein paar gute Schnappschüsse dabei«, beantwortete er meine Frage und zog ein Hemd aus dem Schrank und eine Kleiderhülle, in der sich vermutlich ein Anzug befand. Ich war schon gespannt, was er an diesem Abend trug, und war mir sicher, dass ihm ein Anzug ausgesprochen gut stand. Er war der Typ, der so etwas tragen konnte.
»Das klingt gut.«
»Musst du noch mal ins Bad, ansonsten würde ich jetzt duschen gehen.«
»Geh ruhig, ich war schon und mein Make Up lege ich im Schlafzimmer auf«, erklärte ich und gab somit das Badezimmer für ihn frei. Leonard verschwand sofort in diesem und man hörte keine Minute später seinen Rasierer. Ich zog mich wieder ins Schlafzimmer zurück und begann mein Make-up aufzulegen. Dieses Mal würde es etwas Intensiver und Festlicher ausfallen als an den Tagen zuvor. Schließlich handelte es sich dabei ja um ein Abend Make-up und da er Eleganz forderte, würde er diese bekommen.
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Lebe jetzt
RomanceLouisa ist mit Leib und Seele als Pflegefachkraft auf der Palliativstation einer Frankfurter Klinik tätig. Dort hat sie bereits einige Patienten auf ihrem Weg begleitet, doch Nora, eine Patientin die kaum älter ist, als sie selbst, stellt Louisas b...