Wir reisten in aller Frühe ab und das Foyer des Hotels lag still da. Die Geschäftigkeit des Tages war der Ruhe der Nacht gewichen. Lediglich die Rezeptionistin war anwesend und führte unser Check-out durch. Ich wartete mit unseren Koffern am Eingang des Hotels auf Leo, der die restlichen Beträge des Zimmerservice bezahlte. Am Vorabend hatte ich ihm ein wenig Geld aus meiner Reisekasse gegeben, um mich an den Kosten zu beteiligen. Das hatte für leichten Unmut bei ihm gesorgt, doch ich hatte darauf bestanden, dass er es annahm, denn ich wollte nicht weiter auf seinen Kosten reisen.
Dafür kennst du ihn ja auch nicht gut genug! Hatte die leise Stimme in meinem Inneren wieder gemahnt, doch ich versuchte sie zu ignorieren. Ich wollte nicht wieder meine Gedanken um diese mysteriöse Charlotte kreisen lassen, denn aktuell kamen meine Gedanken von Hölzchen auf Stöckchen. Ich wollte diese Reise und die Zeit mit Leo genießen und da wollte ich nicht länger an diese Frau denken, von der ich noch weniger wusste, als von Leo. Und trotzdem war sie seit dem Anruf präsent und ich analysierte wieder und wieder seine Reaktion, die sich in meinen Gedanken immer wieder änderte. War er unsicher? War er nervös? Meine Gedanken bildeten ein völlig neues Konstrukt. Eine Mischung aus Realität und vermutlich Einbildung. Sogar wenn er mich küsste, war diese Charlotte präsent, ich wurde unsicherer und angespannter.
Mit Brügge wollte ich diesen mysteriösen Anruf hinter mir lassen und stieg in den Wagen, während Leonard unser Gepäck im Kofferraum verstaute.
Leo umrundete den Wagen, stieg ein, legte den Gurt an und ließ den Motor aufheulen. Seine Rey Ban Sonnenbrille fand den Weg auf seine Nase und mit dieser wirkte er noch attraktiver als ohnehin schon. Er trug an diesem Morgen ein kurzärmliges weißes Hemd und eine kurze dunkelblaue Jeans, dazu Sneaker ohne Socken. Ich beneidete jeden, der seine Schuhe so tragen konnte. Ich neigte zu Blasen, sobald meine nackten Füße in einem Schuh steckten. Sogar mit Socken bescherten mir jedes Frühjahr meine Converse dicke Blasen, obwohl sie schon recht abgetragen waren. Vermutlich war ich empfindlich.
Mein Blick haftete auf Leo, der mir einen Blick zuwarf. Seine schmalen Lippen verzogen sich zu seinem hinreißenden charmanten Lächeln und meine innere Stimme sang leise und ebenso dahinschmelzend What a man, what a man, what a man, what a mighty good man.
Was auch immer er mit mir anstellte, es fühlte sich unbeschreiblich gut an.
Wir starteten unsere Fahrt nach Amsterdam und es dauerte ganze 4 Stunden, bis wir angekommen waren. Tage zuvor hatte ich mich um ein Hotel gekümmert, das recht zentral in der Nähe des Hard Rock Cafés lag. Nur eine Gracht lag dazwischen. Leo parkte den Wagen in einer freien Parklücke. Das Parken war beschränkt und war zum be- und entladen für Hotelgäste möglich. Danach musste man den Wagen wegfahren, nur wohin? Wir waren erst einmal völlig überfragt und beschlossen zunächst einzuchecken.
»Guten Tag mein Name ist Schurlau ich habe ein Zimmer für zwei gebucht«, sprach ich und die Dame am Empfang blickte von ihrem Computerbildschirm auf.Ihr Blick war freundlich, aber prüfend.
»Ja, das haben Sie, ich habe Ihre Reservierung schon gefunden. Sie bekommen Suite 3, die liegt in der dritten Etage.«
Als ich das Zimmer aussuchte, nannte Leo einige Kriterien. Es sollte kein Doppelzimmer sein, sondern eine Suite oder Juniorsuite, damit man ein wenig Platz hatte, um sich zu bewegen. Zunächst hatte ich widersprochen, da wir ohnehin mehr unterwegs sein würden, als das wir uns in dem Zimmer aufhielten, doch dagegen redete Leo an und bestand auf ein geräumiges Zimmer. Wäre ich alleine unterwegs, hätte ich mir ein gewöhnliches Einbettzimmer gebucht, doch ich reiste nun einmal nicht alleine und ich versuchte, mit dieser Auswahl Leonard zufrieden zu stellen.
»Super, danke«, entgegnete ich und nahm die Keycard an mich. Ich ging zu Leo, kehrte noch einmal zurück zu der Dame, um die Frage mit dem Parkplatz zu klären, die ich fast vergessen hatte.
»Wir parken aktuell vor dem Hotel, aber da stand das man nur zum be- und entladen dort stehen darf. Können Sie mir sagen, wo ich eine Parkgelegenheit finde?«
»Ja, das kann ich. Sie können am Olympisch Stadion parken, dort gibt es ein Park and Right System. Sie können dann mit der Tram wieder in die Stadt fahren. So zahlen Sie auch nur den Bruchteil des Preises beim parken. Wie viele Tage möchten Sie denn bleiben?«
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Lebe jetzt
RomanceLouisa ist mit Leib und Seele als Pflegefachkraft auf der Palliativstation einer Frankfurter Klinik tätig. Dort hat sie bereits einige Patienten auf ihrem Weg begleitet, doch Nora, eine Patientin die kaum älter ist, als sie selbst, stellt Louisas b...