Kapitel 25

748 27 0
                                    

Louis PoV

„Mr. Tomlinson?", eine sanfte Stimme reißt mich aus dem Schlaf. Verwirrt öffne ich meine Augen und schaue mich um. Vor mir steht die junge blonde Krankenschwester, die sich schon die ganze Zeit um Paige kümmert. „Es ist wieder Zeit für Untersuchungen, ich muss sie bitten das Zimmer zu verlassen", sagt sie freundlich. Ich starre sie an und bewege mich nicht von der Stelle. „Wie lange wird es noch dauern bis sie aufwacht?", frage ich sie. „Bestimmt bald." Ich weiß, dass sie nicht die Wahrheit sagt. „Glauben sie nicht auch, dass ich die Wahrheit verdient habe? Wieso lügen sie mich an?", durchdringlich schaue ich sie an und ich merke, dass sie sich unter meinem Blick unwohl fühlt. „Wir können es einfach nicht sagen, Mr. Tomlinson. Wir wissen nicht, wann sie aufwacht. Ihre Werte haben sich nicht wirklich verändert und vielleicht geschieht ja ein Wunder und sie wacht morgen auf. Der Patient entscheidet, wann er bereit ist wieder ins Leben zu treten", erklärt sie ruhig. Wie vielen Personen muss sie das wohl täglich sagen? Es muss schrecklich sein jeden Tag zu sehen, wie Menschen verletzt sind und wie die Angehörigen trauern. Ich nicke und stehe langsam auf. Ich streichle Paige über die Wange und flüstere: „Bis nachher, Kleine." Die Schwester schaut mich mitleidig und gerührt an, doch ich ignoriere ihren Blick. Jeder hier schaut mich so an. Glauben sie wirklich dadurch fühle ich mich besser? Es gibt nichts, was mich besser fühlen lassen könnte. Ich will Paige wieder bei mir haben. Ich will ihr in ihre wunderschönen braunen Augen sehen und sie zum Strahlen bringen. Ich will ihr Lachen wieder hören, dass mich so glücklich macht. Ich will spüren, wie ihr Puls schneller wird, wenn ich sie berühre. Ich will ihre Lippen wieder auf meinen spüren. Und vor allem will ich ihre Stimme wieder hören, die wie Musik in meinen Ohren klingt. Ich will ihre Hand nehmen und ihre Wärme spüren. Nicht ihre kalte Haut, die ich jetzt spüre wenn ich sie anfasse. Ich vermisse sie einfach so sehr. Verzweifelt lasse ich mich auf einem Stuhl im Wartezimmer nieder. Ich lehne meinen Kopf erschöpft an die Wand und schließe meine Augen. Ich habe das Gefühl, dass mich der Kummer auffrisst. Ich vermisse und liebe Paige so sehr, dass es wehtut. Wenn eine Person, die euch wichtig ist so sehr außer Reichweite ist und ihr nichts dagegen tun könnt, dann ist das das Schlimmste. Wenn ihr versucht diese Person irgendwie zu erreichen, aber es einfach nicht funktioniert. Wenn sie überall ist, nur nicht bei euch. Ich habe das Gefühl, dass mich keiner richtig versteht. Ich habe das Gefühl mit diesem Schmerz allein zu sein. Die Leute verstehen einfach nicht, dass man für eine Person, an der einem alles liegt, alles tun würde. Kennt ihr dieses Gefühl? Paiges Mutter muss wieder arbeiten und kann deswegen nur selten hier sein, auch wenn sie alles versucht. Harry hat es endlich eingesehen, dass er mich nicht aus ihrem Zimmer schmeißen kann, kommt aber trotzdem jeden Morgen. Niall besucht sie auch jeden Tag und Liam kommt nur ab und zu vorbei und bringt mir neue Klamotten. Jeder ist davon überzeugt, dass sie wieder aufwacht und ich weiß ja auch, dass es so sein wird. Aber ich kann es nicht glauben, bis es wirklich passiert. Ich höre Schritte und öffne meine Augen. Vor mir steht ein Mann mit schwarzen Haaren, die auch leicht gräulich Schimmern. Er ist groß und hat grüne Augen. Er schaut mich an und kommt auf mich zu. „Kann ich ihnen helfen?", frage ich und ich bin immer wieder überrascht, wie schrecklich ich mich anhöre. „Ich weiß nicht wo ich hin muss und ich finde keine Krankenschwester", erklärt er und setzt sich etwas verzweifelt neben mich. „Zu wem müssen sie?", frage ich wieder. „Zu meiner Tochter. Sie hatte einen Autounfall." Ich schaue zu ihm und mustere ihn genau. Plötzlich habe ich das Gefühl diesen Mann schon einmal gesehen zu haben. Jetzt weiß ich auch wo.

Flashback:

Ich stehe Paige gegenüber und sehe, dass sie Tränen in den Augen hat. Jetzt ist es Ernst, jetzt müssen wir uns endgültig verabschieden. Ich habe darauf bestanden sie zum Flughafen zu bringen und hier sind wir nun. „Hey, komm her", sage ich leise und sofort schlingt sie ihre Arme um mich. Ich drücke sie fest an mich und versuche mir nicht anmerken zu lassen, wie schwer es für mich ist. Dabei bricht es mir mein Herz. „Paige, komm jetzt!", ruft ein Mann ein paar Meter hinter uns. Ich drehe mich zu ihm und vermute, dass es ihr Vater ist. Ich richte meine Aufmerksamkeit wieder an Paige und flüstere ihr ins Ohr: „Mach's gut, Kleine. Und denk dran, man trifft sich immer zweimal im Leben." Ich drücke sie sanft von mir weg und schiebe sie in die Richtung ihrer Familie.

Flashback ende.

Es sitzt tatsächlich Paiges Vater neben mir. Der Mann der sie und ihre Familie verlassen hat. „Sie sind jetzt erst aus Schottland zurück?", sauer sehe ich ihn an. Überrascht blickt er zu mir auf und fragt: „Wer sind sie?" „Ich bin Paiges Freund. Ihre Tochter liegt schon länger als eine Woche im Koma und sie kommen erst jetzt?". „Ich konnte nicht früher weg", sagt er peinlich berührt. Ich schüttle verständnislos den Kopf. „Seit wann hat Paige einen Freund?", fragt ihr Vater nach einer Weile. „Wären sie da gewesen, hätten sie es mitbekommen", zische ich ihn an. Okay, vielleicht ist das nicht gerade die beste Art dem Vater seiner Freundin gegenüber zu treten, aber ich habe doch Recht oder nicht? „Kann ich sie sehen?", er tut einfach so, als hätte ich gerade gar nichts gesagt. „Nein, sie führen Untersuchungen durch, sonst würde ich nicht hier sitzen sondern bei ihr." Ich stehe auf und sage ihm Bescheid, dass ich mir einen Kaffee hole. Ich gehe aus dem Wartezimmer und laufe in Richtung Kaffeeautomat. Ich habe einfach das Gefühl, dass ich Harry Bescheid sagen muss. Ich wähle seine Nummer und er nimmt sofort ab. „Louis? Ist sie wach?", er überfällt mich regelrecht mit seinen Fragen und sofort unterbreche ich ihn: „Nein, aber euer Vater ist hier." „Wie bitte?", fragt Harry ungläubig, aber ich weiß, dass er mich verstanden hat. „Er will sie sehen." „Ich komme sofort", sagt Harry und legt auf. Das wird bestimmt nicht gut ausgehen. Ich hoffe, dass er Anne, also Paiges Mutter, nichts sagt. Sie würde bestimmt total zerstört sein, wenn er nach allem was passiert ist wieder vor ihr steht. Ich habe Anne wirklich in mein Herz geschlossen und Harry auch. Er hat endlich damit aufgehört mir die Schuld zu geben, aber ich wäre ihm nicht böse gewesen, wenn er mich weiter hin dafür verantwortlich gemacht hätte. Ich glaube, dass er mir verziehen hat. Die Tatsache, dass ich nicht von Paiges Seite weiche, hat ihn überzeugt. Ich habe ihn davon überzeugt, dass ich seine kleine Schwester mehr als alles andere auf dieser Welt liebe.

So close but so far away  (Louis Tomlinson ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt