Kapitel 5

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Wütend öffne ich die Haustür. Ich ziehe Jacke und Schuhe aus und laufe in die Küche. „Hey Schatz, wo warst du denn so lange?", fragt mich meine Mutter. „Frag lieber nicht", murmle ich genervt und setze mich an den Tisch, um etwas zu essen. „War irgendetwas?", hakt sie besorgt nach. „Nein Mom, es war überhaupt nichts", erwidere ich. Sie nickt mir lächelnd zu und setzt sich zu mir. „Wie läuft es mit der Jobsuche?", frage ich sie, um mich von meinen Gedanken abzulenken. Und weil es mich natürlich wirklich interessiert. „Bis jetzt habe ich noch nichts gefunden, aber so schnell gebe ich nicht auf", antwortet sie. „Das weiß ich doch", lächelnd stupse ich ihr in die Seite. Sie steht lachend auf und sagt: „Ich werde jetzt einkaufen gehen. Brauchst du irgendetwas?". Ich schüttle den Kopf. „Gut, bis später", sie nimmt ihre Schlüssel vom Tisch und geht. Als ich fertig mit essen bin, stelle ich mein Teller in die Spüle und gehe nach oben. Ich muss jetzt mit Harry reden. Ich gehe auf sein Zimmer zu und öffne die Türe. Harry sitzt auf seinem Bett und telefoniert. „Braucht das noch lange?", frage ich leise. Harry schaut mich an und nickt abwesend. Na vielen Dank auch. Beleidigt schaue ich ihn an, verlasse sein Zimmer und gehe in meins. Ich mache Musik an und lege mich ins Bett. Was war das denn für ein Tag heute? Ich fass es einfach nicht, dass Niall so eine Aktion gestartet hat. Und was hat Liam damit zu tun, er weiß doch überhaupt nicht Bescheid. Vielleicht hätte ich es Niall doch nicht erzählen sollen. Was wollte er denn damit bezwecken? Dass Louis sich mir auf einmal um den Hals wirft und so ist, wie ich ihn kannte? Louis war eiskalt zu mir. Er hat gesagt, dass ich es einfach gut lassen soll und es für alle das Beste wäre. Was er damit meinte weiß ich auch nicht. Warum findet er, es wäre das Beste, wenn er so zu mir ist? Was ist denn sein Problem? Er könnte mir doch wenigstens sagen was ich falsch mache... Er erinnert sich aber an damals, das habe ich in seinem Gesicht gesehen, als er den Schlüsselanhänger gesehen hat. In diesem Moment dachte ich, er würde seine Fassade fallen lassen, die er, warum auch immer, aufgebaut hat. In diesem Moment waren seine Gesichtszüge weich und voller Gefühle. Und er hat mich „Kleine" genannt. Das hat er früher immer zu mir gesagt, um mich zu ärgern. Dieser Spitzname hat mich eigentlich nie geärgert. Ich fand es toll, dass er mich immer so genannt hat, auch wenn er dachte, dass es mich nerven würde. Keine Ahnung, vielleicht nennt er ja jede so, aber mir hat es gezeigt, dass er es nicht vergessen hat. Und ich konnte ihm ansehen, dass er es definitiv nicht vergessen hat. So wie seine Reaktion darauf war, ist es ihm wahrscheinlich rausgerutscht, also nennt er sicherlich nicht jede so. Es ist wahrscheinlich dumm sich deswegen Hoffnungen zu machen, aber tief in mir weiß ich, dass ich es als Bestätigung nehme. Als Bestätigung, dass es die Zeit zwischen uns wirklich gab und ich mir nicht irgendetwas eingebildet habe. Und irgendwie bin ich dadurch doch nicht nur irgendjemand für ihn, oder? Wenn er sich an seinen Spitznamen für mich erinnert, bin ich noch nicht vergessen. Damit fällt eine ziemliche Last von mir. Die größte Angst war wirklich, dass er mich vergessen hat. Doch das hat er nicht, das weiß ich jetzt. Auch wenn er es verleugnet. Irgendwie müsste ich Niall und Liam sogar dankbar sein. Ohne sie wäre es immer so weitergegangen. Louis hätte mich immer weiter ignoriert. Ich erhoffe mir jetzt natürlich nicht, dass sich was ändern wird. Denn ich bin nicht zu naiv um zu glauben, dass es anders werden wird. Aber hätten sie uns nicht eingesperrt, hätte ich nie erfahren, dass sich Louis noch erinnert. Ich habe nämlich echt geglaubt, dass er mich vergessen hat. Louis kann seine Gefühle verdammt gut verstecken.... Ein Klopfen an der Tür bringt mich aus meinen Gedanken. Ich will jetzt wirklich niemand sehen. Wahrscheinlich ist es sowieso nur Harry, der jetzt Zeit für mich hat. Aber ich will jetzt nicht mit ihm darüber reden. Als es nochmal klopft drehe ich mich genervt zur Wand, „Ich schlafe!". Ich höre, wie die Tür geöffnet und kurz danach wieder geschlossen wird. „Gut zu wissen", sagt jemand und ich drehe mich um. Niall. „Was machst du hier?", frage ich und setze mich hin. Niall setzt sich neben mich. „Ich wollte mich entschuldigen, Paige. Ich will doch nur, dass sich zwischen Louis und Dir alles wieder bessert". „Wieso willst du das?", frage ich ihn, ohne auf seine Entschuldigung einzugehen. „Weil. Ich merke doch, wie du darunter leidest und Louis tut es auch", erklärt Niall. Gefühlslos lache ich auf: „Sicher tut er das nicht, Niall." „Doch das tut er", widerspricht er mir, „Ich sehe es ihm an, Paige. Seit du da bist, ist Lou total komisch. Davor war er so verrückt und lebendig wie immer." „Tut mir Leid, aber dafür kann ich nichts. Er ignoriert mich doch und nicht umgekehrt. Ich weiß nicht, was mit Louis los ist, aber an mir liegt es nicht. Er will ja nicht mal was mit mir zu tun haben." Niall starrt ins Leere und erwidert nichts. Als er nach einer gefühlten Ewigkeit immer noch nichts sagt, nehme ich das Gespräch wieder auf. „Wieso hat Liam heute mitgemacht? Hast du ihm etwa etwas erzählt?". „Nein", antwortet Niall, „Liam ist auf mich zugekommen und hat mir von seinem Plan erzählt, als er merkte, dass wir uns angefreundet haben. Payno weiß mehr als wir denken. Keine Ahnung, was genau er weiß oder was Lou ihm erzählt hat." Verwirrt nicke ich. Wieso sollte Louis Liam irgendetwas von mir erzählen? „Ich nehme deine Entschuldigung an", sage ich nach einer Weile. Ich weiß, dass Niall es nur gut gemeint hat. Glücklich umarmt er mich. „Danke", nuschelt er. Ich wuschle ihm lachend durch die Haare und beschließe das Thema für heute abzuschließen. „Ich habe Hunger", sagt Niall und steht auf. „Ja, ich auch", ebenfalls stehe ich auf und ziehe Niall in die Küche. „Als Entschuldigung mache ich uns ein paar britische Sandwiches", erklärt Niall. Ich setze mich an die Theke und schaue ihn verwundert an. „Was sind britische Sandwiches?". Niall lacht. „Eigentlich nur ganz normale Sandwiches", erklärt er. Ich schüttle lachend den Kopf und zeige ihm, wo die Sachen sind, die er für seine „britischen Sandwiches" braucht. Danach setze ich mich wieder und schaue Niall bei der Arbeit zu. Ich bin froh den Kleinen Iren gefunden zu haben.

So close but so far away  (Louis Tomlinson ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt