Kapitel 42

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Paige PoV

Als ich die Augen öffne und Louis neben mir sehe bin ich froh, dass ich ihn gestern noch gefragt habe, ob er bei mir bleiben will. Ich hatte wirklich ein bisschen Angst ihn zu fragen, weil ich nicht wusste, wie er reagieren würde. Er war so anders gestern. Ich habe nie gedacht, dass ein so lustiger und liebenswerter Junge so ausrasten kann. Aber jeder hat zwei Seiten, nicht wahr? Das gestern war unser erster Streit. Klar, wir haben uns davor auch schon sehr, sehr oft an gestresst, aber da waren wir noch nicht zusammen. Ich habe Angst. Was wenn er wieder so ist wie gestern, wenn er aufwacht? Die Vorstellung ihn noch mal so erleben zu müssen macht mich nervös. Ich liebe diesen Jungen und ich akzeptiere auch seine schlechten Seiten. Das tu ich wirklich. Ich hätte bloß nicht gedacht, dass er sich so von mir abwendet wie er es gestern getan hat, vor allem nachdem was passiert ist. Ich war sogar so durcheinander, dass ich das dumme Glas fallen ließ. Was wäre gewesen, wenn wir uns nicht in der Küche begegnet wären? Wäre er mitten in der Nacht zu mir gekommen und hätte sich entschuldigt? Ich will nicht, dass er sich die Schuld dafür gibt. Was wenn ihn seine Schuldgefühle wirklich irgendwann Mal dazu treiben mich zu verlassen? Am Anfang, bevor wir zusammen waren habe ich gedacht, dass es leicht wäre über ihn hinwegzukommen. In der Zeit, in der wir uns wieder näher kamen habe ich ernsthaft geglaubt, dass ich einfach ohne ihn weitermachen könnte, wenn es vorbei ist. Doch jetzt weiß ich, dass das unmöglich ist. Louis ist einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Ich habe nie gedacht, dass man für jemand so viel fühlen kann, ich hätte nie gedacht, dass man von einem einzigen Menschen so abhängig sein kann. Am Anfang dachte ich, dass es nur so eine Schwärmerei wäre oder eine Jungendliebe, die irgendwann wieder vorbei geht. Jetzt weiß ich, dass es anders ist. Louis ist nicht irgendeine Jugendschwärmerei. Louis ist alles für mich. Ich kann mir meine Zukunft mit ihm vorstellen. Wenn ich mir eine Zukunft ohne ihn vorstelle, dann sehe ich keine glückliche Zukunft. Ich sehe dann eine Zukunft in der ich mich leer fühle. Ich würde mich lachen sehen, aber dieses Lachen wäre niemals so echt wie das Lachen, das ich bei Louis habe. Ich bin erst siebzehn Jahre alt und doch liebe ich den Jungen neben mir mehr als es sich irgendjemand vorstellen kann. Als Louis gestern gesagt hat, er würde auf dem Sofa schlafen, hatte ich Angst, dass er mich verlässt. Gestern gab er mir wirklich das Gefühl, es könnte bald vorbei sein. Aber ich werde bis zum bitteren Ende bei ihm bleiben. Louis bewegt sich neben mir, aber macht keine Anstalten die Augen zu öffnen. Sein sonst so makelloses Gesicht ist mit Kratzern und Platzwunden übersäht. Seine Lippe ist etwas angeschwollen und um sein Auge ziert sich ein Bluterguss. Seine Gesichtszüge sind jedoch entspannt und er sieht so friedlich aus. Wie ein kleiner unschuldiger Junge. Louis dreht sich erneut, diesmal in meine Richtung und streckt sich leicht. Danach öffnet er seine Augen und ich versinke in der türkisenen Farbe. Ich schaue gespannt auf ihn und warte, was er als nächstes tut. „Guten Morgen", sagt er mit rauer Stimme. „Morgen", murmle ich zurück. Louis mustert mich mit nachdenklichem Blick und ich liege einfach da und starre zurück. „Darf... Darf ich dich küssen?", fragt er verunsichert. Sofort heben sich meine Mundwinkel und ich muss mich zusammenreißen nicht wie eine Vollidiotin zu grinsen. Da ist er wieder, mein Louis, wie ich ihn kenne. Ich wispere ein leises „Ja" und ohne noch einmal zu zögern kommt er mir näher, bis seine Lippen auf meinen liegen. Der Kuss fühlt sich sehnsüchtig und wollend an, obwohl wir uns erst gestern Nacht zuletzt geküsst haben. Louis dreht uns so, dass ich über ihm liege und er fährt mir sanft über meinen Rücken. Plötzlich stöhnt Louis auf, aber es klingt eher schmerzhaft als lustvoll. Sofort setze ich mich auf. „Was ist los?", will ich wissen. Louis schüttelt den Kopf. „Es ist nichts. Nur der Tritt in die Magengrube gestern tat nicht so gut." Ich greife nach dem Saum seines T-Shirts und schiebe es ein bisschen hoch. Die Stelle unter seiner Brust ist blau und lila und sogar ein bisschen schwarz. „Oh Gott, Louis!" Besorgt und geschockt schaue ich ihn an. „Baby, es ist nicht so schlimm wie es aussieht", sagt er und will sich hochbeugen, doch der Schmerz hindert ihn daran. Louis zieht scharf die Luft ein. „Verdammt." „Wir gehen nachher zum Arzt", bestimme ich. „Was? Auf keinen Fall. Denkst du ich lasse mich von diesem Arschloch zum Arzt befördern?" Ist ihm sein blöder Stolz wirklich so wichtig? Typisch Junge. „Louis, glaub mir, ihn hat es sicher viel schlimmer erwischt als dich." „Das will ich hoffen." Ich schaue ihn streng an und sofort streicht Louis mir über mein Haar. „Süße, es ist wirklich nicht schlimm." „Was, wenn was gebrochen ist, oder Organe verletzt sind, oder...", weiter komme ich nicht, denn Louis unterbricht mich, indem er seine Lippen auf meine drückt. Anfangs versuche ich ihn wegzudrücken, da ich das nicht so auf mir sitzen lassen will, aber er gewinnt. Ich gebe auf und widme mich ganz seinem Kuss und seinen Berührungen. Er greift nach meinem Kleid, das ich immer noch von gestern anhabe, öffnet es geschickt und zieht es mir aus. Damit ich nicht die Einzige bin, die jetzt nur noch mit Unterwäsche bekleidet ist, ziehe ich ihm sein T-Shirt ganz aus. Mit besorgter Miene mustere ich wieder seine Verletzung unter seiner Brust. Louis bemerkt es und hebt mein Kinn damit ich ihn ansehen muss. Er kommt mir näher und küsst meinen Hals. „Ich liebe dich", haucht er zwischen seinen Küssen hervor. „Ich liebe dich auch." Plötzlich wird die Tür aufgerissen und wir beide schrecken hoch. So schnell wie möglich rolle ich mich von Louis und ziehe die Decke über uns. „Phoebe!", ruft Louis geschockt. Mit offenem Mund starrt das kleine Mädchen uns an. „Was macht ihr da?", ist alles was sie sagt. „Wir haben uns gerade ernsthaft unterhalten", flunkert Louis. Ich unterdrücke mein Lachen und versuche stattdessen ernst zu nicken. „Wieso musste Paige dabei auf dir liegen?", fragt sie verwirrt. „Es war etwas Geheimes. Deswegen musste ich so nah wie möglich an ihn", erkläre ich und Louis schaut mich mit einem Dein-Ernst-Blick an. Ich zucke leicht mit den Schultern und warte Phoebes Reaktion ab. „Darf ich es auch wissen?", fragt sie schließlich. Erstaunt blicke ich sie an. Ich hätte nicht gedacht, dass sie das tatsächlich schluckt. „Ähm...", fange ich an, doch ich werde von Louis unterbrochen. „Okay, aber du musst es für dich behalten. Ehrenwort?" Louis hebt ihr seinen kleinen Finger hin. „Indianerehrenwort." Phoebe schlingt ihren kleinen Finger um Louis' und setzt sich auf seine Bettkannte. „Also, was ist euer Geheimnis?" Ungeduldig schaut Louis' kleine Schwester zwischen uns her. „Ich werde in den Herbstferien zu euch kommen. Du wolltest doch schon so lange, dass wir alle mal zusammen Drachen steigen lassen." Phoebes Augen weiten sich und glänzen vor Freude. „Was echt?", quietsch sie. Louis nickt. „Ja, aber pssst. Es soll doch eine Überraschung sein." „Ich kann schweigen wie ein Grab." Louis lacht und wuschelt Phoebe durch die Haare. „Das weiß ich doch, Phebs." Phoebe kichert und wendet sich dann an mich. „Wirst du auch mitkommen, Paige?" Erwartungsvoll und voller Hoffnung schaut sie mich an. „Vielleicht", sage ich und Phoebe scheint mit dieser Antwort einverstanden zu sein. Ich habe noch keine Ahnung, was ich in der Herbstferien machen werde. Vielleicht erlaubt mir Mom auch gar nicht mitzufahren. Obwohl, dann bin ich ja schon achtzehn. „Und jetzt musst du aus dem Zimmer und so tun als wäre nie etwas passiert, okay?", Louis sieht sie verschwörerisch an. Er kann wirklich gut mit Kindern umgehen. „Ist denn was passiert?", fragt Phoebe unschuldig und grinst uns an. Louis und ich lachen, während Phebs vorsichtig aus dem Zimmer schleicht. Erschöpft lasse ich mich ins Bett fallen. „Das war knapp." „Was meinst du? Dass sie uns fast beim Sex erwischt hat?" Louis lacht und ich werfe ein Kissen nach ihm. „Das ist nicht witzig", sage ich empört, aber muss dann danach auch lachen. Louis stützt sich neben mir ab und schwebt somit über mir. „Machen wir weiter wo wir aufgehört haben." Er küsst sich von meinem Dekollette über meinen Hals bis zu meinem Mund. Ich küsse ihn zurück, doch nach einer Weile drücke ich ihn weg. „Lass uns lieber frühstücken gehen", sage ich. „Du willst gerade ernsthaft lieber frühstücken, als bei mir zu bleiben, wenn ich so vor dir liege und dich will?" Louis deutet auf seinen nackten Oberkörper und schaut mich beleidigt an. „Jap. Ich hab Hunger." Ungläubig verdreht Louis die Augen, woraufhin ich lachen muss. Es macht wirklich Spaß ihn zu ärgern. „Du bist echt unglaublich", murmelt er, presst sein Gesicht  ins Kissen und stöhnt genervt auf. „Jetzt komm schon. Oder ich gehe ohne dich." Ich greife in seinen Kleiderschrank und hole mir ein T-Shirt von ihm heraus. Ich ziehe es mir über und nehme mir aus meinem Koffer meine Lieblingsjogginghose. Vorsichtig setzt Louis sich auf. „Ich hätte dir sowieso nur wehgetan, wenn wir jetzt weitergemacht hätten", sage ich und deute auf seine Verletzungen. „Oh, ich hätte eher Angst um dich gehabt. Ich hätte dir sicher wehgetan, wenn ich in dich..." „Schon gut, schon gut, ich hab verstanden!", unterbreche ich ihn schnell, bevor er seine schmutzigen Phantasien aussprechen kann. Louis lacht und quält sich aus dem Bett. Auch er zieht sich ein T-Shirt und eine Jogginghose an. Er gibt mit einen Kuss auf die Stirn und lächelt mich an. Es ist, als wäre letzte Nacht nie passiert und ich bin auch froh darüber, dass er sie mich so schnell vergessen lässt. Louis seufzt und öffnet die Tür. „Dann gehen wir jetzt also frühstücken."

So close but so far away  (Louis Tomlinson ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt