"Genau der bin ich", Louis grinst mich breit an und läuft, ohne auf eine weitere Reaktion von mir zu warten, an mir vorbei ins Haus. „Also, wo lernen wir?", fragt er mich, doch ich bekomme keinen Ton heraus. Das kann doch nicht sein Ernst sein oder? Ich habe ihm doch deutlich signalisiert, dass er sich seine blöde Hilfe sparen kann. „Komm schon, Paige, tu nicht so überrascht. Du wusstest doch ganz genau, dass ich kommen werde oder nicht?". Damit hat er leider nicht ganz Unrecht. Ich wusste, dass er kommen würde oder hatte es zumindest gehofft. Eigentlich bin ich sogar froh, dass er hier ist, weil in mir immer noch diese dämliche Hoffnung herrscht, dass wir wieder Freunde werden können. Jeder hat eine Chance verdient. Diese Worte, Nialls Worte, schwirren mir immer wieder im Kopf herum. Vielleicht ist es naiv, dass ich es noch mal versuchen will und vielleicht werde ich es im Nachhinein bereuen. Doch wie soll ich es herausfinden ohne es versucht zu haben? „Na gut. Aber ich bin ein hoffnungsloser Fall", warne ich ihn vor und er lächelt mich glücklich an. Zögernd lächle ich zurück und seine Augen fangen an zu funkeln. Habe ich schon erwähnt, dass ich seine Augen liebe? Wieso denke ich überhaupt sowas? „Also, wohin gehen wir jetzt zum Lernen?", seine Stimme reißt mich aus meinen Gedanken und dafür bin ich ihm sehr Dankbar. Meine Gedanken spielen nämlich total verrückt. „Gehen wir in mein Zimmer, dort stört uns niemand", Louis zuckt mit den Augenbrauen und erst jetzt versteh ich, dass er meine Aussage anders verstanden hat, als sie gemeint war. „Komm ja nicht auch falsche Gedanken, Tomlinson", warne ich ihn und zeige ihm den Weg in mein Zimmer. „Würde ich niemals tun, Kleine", erwidert er und ich meine einen ironischen Unterton in seiner Stimme zu hören. Und hat er mich gerade wirklich „Kleine" genannt? Ich versuche mir nicht anmerken zu lassen, wie durcheinander er mich bringt, doch das tut er. Er bringt mich sowas von durcheinander. Ich meine heute Morgen habe ich ihm noch klar gemacht, dass er es einfach lassen soll und jetzt stehen wir hier in meinem Zimmer, wollen zusammen lernen und gehen sogar ziemlich locker miteinander um. Fast wie früher, flüstert mir eine Stimme zu, doch ich ignoriere sie. Louis hat seine Chemiesachen auf meinem Schreibtisch verbreitet und schaut mich auffordernd an: „Setz dich." Seufzend setze ich mich auf meinen Schreibtischstuhl und starre auf die verschiedenen Formeln vor mir. Louis steht hinter mir und stützt sich mit jeweils einem Arm um mich auf dem Schreibtisch ab. „Jetzt sieht es noch kompliziert aus, aber wenn du das Periodensystem benutzt, ist es ziemlich leicht", sagt er und ich spüre seinen Atem auf meinem Hals. Ich brauche Abstand. „Willst du dich nicht auch setzten?", frage ich ihn und meine Stimme klingt ein bisschen nervös. Verdammt. „Mache ich dich etwa nervös?", fragt er und obwohl ich es nicht sehen kann, weiß ich, dass er grinst. „Nein", lüge ich, „Aber es ist nicht gerade hilfreich, wenn du so nah hinter mir stehst". Diese Worte verlassen meinen Mund, ohne dass ich darüber nachgedacht habe. Ich wollte ihm nicht gestehen, dass ich mich nicht konzentrieren kann, wenn er mir so Nahe ist. Louis nimmt sich den Stuhl, der in der Ecke steht und zieht ihn neben mich. „Okay, also du weißt wie man das Periodensystem verwendet oder?", fragt er mich und ich nicke. Ich bin froh, dass er mich mit meinem Geständnis nicht aufzieht. „Wenn du jetzt die Formel siehst, musst du einfach die richtigen Stellen im Periodensystem finden und schon hast du es", erklärt er weiter. „Ist ja Schön und Gut, aber was mache ich in der Klassenarbeit?", frage ich ihn. „Genau dasselbe." „Darf man es in der Arbeit benutzen?", hoffnungsvoll schaue ich ihn an. „Du hast heute wirklich nicht aufgepasst oder? Sie hat heute gesagt, dass man das Periodensystem auch in der Arbeit benutzen darf", sagt er und ich murmle ein leises „Oh". Lachend schaut er mich an und ich schaue böse zurück. Er war doch Schuld, dass ich überhaupt nichts mitbekommen habe, immerhin war er derjenige, der sich einfach so neben mich gesetzt hat.
Als wir zwei Stunden gelernt haben und ich es jetzt tatsächlich verstehe, schlägt Louis seinen Ordner zu. „Und du sagst, es würde nichts bringen mit mir zu lernen", zieht er mich auf und ich schaue ihn gespielt beleidigt an. Okay, ich gebe es zu. Es hat was gebracht und ich hätte es nie allein auf die Reihe gebracht. Erschöpft lasse ich mich auf mein Bett fallen und ich spüre wie sich neben mir die Matratze senkt. Ich schaue Louis an, doch ich weiß nicht, was ich sagen soll. „Kann ich dich was fragen?", bricht Louis das Schweigen und schaut erwartungsvoll auf mich hinab. Ich setze mich auf und nicke. „Wollen wir mal etwas unternehmen?". Ich spüre, wie mein Herz anfängt schneller zu klopfen. Die ganze Wut, die ich in den letzten Wochen wegen ihm gespürt habe, ist wie weggeblasen. Doch sie war da und er war schuld daran. Trotzdem war es heute Mittag einfach schön mit ihm. So unkompliziert und er hat mir heute bewiesen, dass er immer noch so ist wie früher. „Geht das nicht ein bisschen schnell?", frage ich zurück. Louis heftet seine Augen auf mein Gesicht und spricht weiter: „Wie lange willst du warten, Paige? Ich weiß, ich habe kein Recht dich zu drängen und das will ich auch nicht. Ich weiß auch, dass du alles Recht der Welt hast, mich wegzustoßen, aber ich bitte dich, tu das nicht", Louis hört sich schon fast verzweifelt an und das bricht mir das Herz. „Gib uns eine Chance. Gib mir eine Chance. Wie soll ich dir beweisen wie wichtig du mir bist und wie Ernst ich es meine, wenn du mir keine Gelegenheit dafür gibst?", ich hasse es wenn er Recht hat. Ich muss mich einfach entscheiden, kann mich nicht immer verstecken. Wenn ich ihn jetzt abweise, werde ich es vielleicht irgendwann bereuen und wenn ich mich jetzt auf ihn einlasse, dann werde ich vielleicht auch das mal bereuen. Aber irgendwie muss man doch immer ein gewisses Risiko eingehen oder nicht? Für die Menschen, die einem wichtig sind, ist es das Risiko eigentlich auch immer Wert. Und auch wenn ich es nie zugeben wollte, Louis ist mir wichtig. Ja, vielleicht werde ich verletzt von ihm, aber dann werde ich darüber hinwegkommen. Niall wird mir dabei helfen und irgendwann werde ich darüber hinweg sein. Vielleicht laufe ich dann wochenlang wie eine Leiche herum oder heule mir die Augen aus oder schließe mich in mein Zimmer ein. Doch ich habe das Gefühl, dass all das besser wäre, als es nie versucht zu haben. „Paige, bitte. Lass uns etwas unternehmen, ganz locker als Freunde. Wir werden es langsam angehen, aber irgendwann müssen wir den ersten Schritt wagen. Jetzt liegt es an dir. Willst du es wagen?", Louis hebt mein Kinn, damit ich ihn ansehen muss. Einen Blick in seine hoffnungsvollen Augen werfen alle Zweifel über Bord und ich antworte ihm mit zittriger Stimme: „Ja, lass es uns wagen." Erleichtert lässt er seine Hand von meinem Kinn sinken. „Aber bitte lass es mich nicht bereuen Louis", flehe ich ihn schon fast an und es ist mir auch egal, wenn ich total verzweifelt klinge. „Das verspreche ich dir Kleine", sagt er und zieht mich ohne Vorwarnung in eine Umarmung. Plötzlich fühlt es sich an, als wäre der letzte Monat nie passiert. Es fühlt sich an, als hätte sich zwischen uns nichts geändert. Und vielleicht hat es das ja auch gar nicht. Ich erwidere seine Umarmung und ich spüre wie sich sein angespannter Körper lockert. Ich nehme seinen Duft auf und präge ihn mir haargenau ein, falls ich gleich aufwache und merke, dass dieser Tag heute nur ein Traum war.
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So close but so far away (Louis Tomlinson ff)
FanfictionZwei Wochen habe ich mit ihm verbracht. Danach dachte ich, dass ich ihn nie wieder sehen würde. Doch ein Umzug nach London verändert alles. Die Geschichte von Paige Styles und Louis Tomlinson.