Alte Wunden

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Knapp 2 Wochen später.....7.Januar in den späten Abendstunden.

Michael sah Lisa einen Moment lang schweigend an, bevor er leise seufzte. "Ich verstehe, warum du allein gehen willst, wirklich. Aber ich mache mir Sorgen. Das klingt alles... so belastend. Gerade die Begegnung mit deiner Mutter - nach allem, was in letzter Zeit so war. Die Emotionen...."

Lisa blickte ihn entschlossen an und verschränkte die Arme vor der Brust. "Genau deshalb will ich ja allein dorthin. Diese ganze Veranstaltung... die Leute, die Blicke, das Getuschel. Es ist, als ob jeder nur darauf wartet, dass ich irgendeine Schwäche zeige. Es reicht schon, dass meine Mutter ihre typische Art an den Tag legt." Sie seufzte und fuhr sich durch die Haare. "Ich will euch da nicht dabeihaben - euch diesem ganzen Zirkus nicht aussetzen."

Michael trat näher und legte sanft seine Hände auf ihre Schultern. "Du musst das niemandem beweisen, Lisa. Und auch wenn du nicht willst, dass wir dich begleiten - zumindest, damit du dich vielleicht sicherer fühlst? Oder dass ich einfach in der Nähe bin, falls du jemanden brauchst?"

Lisa schüttelte energisch den Kopf. "Nein, Michael. Ich will, dass du und die Kinder hier seid. Ich möchte in Memphis niemanden von euch dabeihaben, keinen Anhaltspunkt für die Presse und keine Angriffsfläche bieten. Ich will da allein durch und so schnell wie möglich wieder zurückfliegen. Kannst du das verstehen?"

Michael schwieg, bevor er langsam nickte. „Ich verstehe es... glaube ich. Aber du weißt auch, dass ich mir Sorgen mache, oder?" Er hielt einen Moment inne. „Warum hast nicht einfach abgesagt? Du bist Cilla nichts schuldig."

Lisa senkte den Blick und spielte nervös mit dem Ring an ihrem Finger. „Ich weiß. Aber das ist irgendwie... meine Art, mich mit ihm zu verbinden. Es ist die einzige Tradition, die geblieben ist, um meinen Vater zu ehren. Und auch wenn es mir jedes Jahr schwerfällt - es ist ein Teil von mir, der einfach dorthin muss." Sie sah ihn an, ihre Augen voller Widerstand, aber auch Müdigkeit. "Es fühlt sich an, als würde ich ihn verraten, wenn ich es nicht tue."

Michael nickte langsam und seufzte leise. „Okay... aber dann versprich mir zumindest, dass du so schnell wie möglich zurückkommst."

Lisa lächelte schwach. „Das verspreche ich. Ich werde meine Pflicht tun und dann... zurück zu dir und den Kindern kommen. Das ist alles, was ich will." Sie umarmte ihn kurz, fest und vertraut. „Danke, dass du das verstehst, Michael."

Er zog sie sanft in eine Umarmung und flüsterte in ihr Ohr: „Ich werde dich vermissen. "
Lisa stand im Flur, umgeben von den Kindern, die sich eng um sie scharten. Sie kniete sich hin, um auf Augenhöhe mit den Zwillingen zu sein, die sich abwechselnd an ihre Beine klammerten. Mit einem sanften Lächeln strich sie ihnen übers Haar und küsste sie auf die Stirn.

„Ich bin bald wieder da, okay?", sagte sie leise, ihre Stimme beruhigend. „Das geht ganz schnell."

Die Zwillinge nickten, ihre Gesichter noch etwas traurig, aber sie vertrauten ihr. Sie wussten, dass ihre Mutter immer zurückkam, auch wenn es manchmal schwer für sie war.

Dann nahm sie das Baby sanft in die Arme und drückte ihm einen liebevollen Kuss auf die Stirn. Die Kleine gurgelte und schaute sie mit großen Augen an, die sich neugierig und unschuldig in ihre bohrten. Lisa spürte, wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete, aber sie schob die Emotionen beiseite - das musste warten, bis sie wieder zu Hause war.

Als sie Alisha behutsam in Michaels Arme zurücklegte, traten auch seine Kinder einen Schritt nach vorne. Paris war die Erste, die sie umarmte. „Guten Flug Mama." sagte sie sanft und hielt sie fest. „Und komm bald wieder."

Lisa strich Paris eine Strähne aus dem Gesicht und lächelte. „Das verspreche ich dir, meine Liebe." Sie wusste, wie tiefsinnig Paris war und dass sie die unterschwellige Traurigkeit in Lisas Blick bemerkte, auch wenn sie nichts sagte.

Weil Liebe nie zerbricht 💘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt