32. Kapitel - Von einem Bunten Haus und einem verrückten Mann

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32. Kapitel – Von einem Bunten Haus und einem verrückten Mann

Perrie

Die Zugfahrt hatte sehr lange gedauert und ich war froh, endlich in Sunderland angekommen zu sein. Zwar gefiel es mir gut, Zeit mit Amy zu verbringen, aber ich hatte keine Lust mehr zum zehnten Mal irgendein Spiel auf dem Handy zu spielen oder den Song zu überarbeiten. Ich wusste, dass Amy es nur gut meinte, aber ich hatte nicht die Geduld daran ewig lang zu sitzen und auf eine unangenehme Art war mir aufgefallen, wie gut Amy eigentlich im Schreiben war. Sie hatte zwar immer betont, dass sie das nicht war, aber sie war echt gut, egal was sie sagte und das machte mich wirklich stolz.

Es stellte sich heraus, dass die Adresse des Waisenhauses in der Nähe des Bahnhofs war, deshalb entschlossen wir uns, zu Fuß hinzulaufen. Fröhlich sah ich mir die Teile der Stadt an, an denen wir vorbeikamen. Sunderland war eine wirklich schöne Stadt. Gleich am Bahnhof war eine kleine Fußgängerzone. Jedes Haus war wunderschön und obwohl sie verschieden waren, schlossen sie sich wunderbar zu einem schönen Gesamtbild zusammen.

Wenn hier wirklich unsere Eltern wohnen würden, Wow, das wäre echt toll. Wir könnten zu ihnen ziehen und wir wären eine kleine Familie. Das wäre wirklich schön. Doch ich wurde plötzlich aus meinen Gedanken gerissen. „Perrie, wir sind da." Amy war vor einem bunten Haus stehen geblieben. Die Grundfarbe war wohl ein grün-blau, aber im unteren Stockwerk, war jemand mit Graffiti zugange gewesen, das Dach war blau, die Fensterrahmen waren rot und von oben nach unten zog sich ein Gitter aus gelben Strichen. Ich war erstmal zu geschockt von dem was ich sah, das sollte ein Waisenhaus sein?

Doch schnell wanderten meine Augen zu dem Schild, auf das Amy zeigte. „Jugendhaus Sunderland". Immer wieder laß ich mir die Worte durch. Jugendhaus. Ein Jugendhaus war kein Waisenhaus, oder? Nein, das war es nicht. Mit trockenem Hals wendete ich mich Amy zu. „Bist du dir sicher?" Sie nickte und sah mich mitleidig an. „Da ist wohl nichts zu machen." Enttäuscht sah ich auf den Boden. Ich hatte so sehr gehofft, dass ich hier etwas herausfinden würde und nun war alles kaputt. Unsere ganze Reise war umsonst. Ich hatte mir alles so schön ausgemalt und mich gefreut, doch es blieb nichts. Ich hatte mich zu sehr auf diese eine Idee fixiert.

Mein Kopf drehte sich und ich sah zu Amy. „Bist du jetzt froh?" Sie zuckte zusammen. „Du wolltest doch, dass das passiert, oder? Du freust dich, dass du unsere Eltern jetzt nicht kennen lernen musst. Du hast es doch gehofft. Du bist ja ne tolle Schwester." Ihr Schweigen allein reichte mir in diesem Moment schon als Bestätigung für ihre Gleichgültigkeit aus. „Das ist echt das letzte, du solltest dich wirklich schämen, dass du deine richtige Familie so verrätst und du..." Weiter kam ich nicht, denn Amy war auf mich zugetreten und hatte mich in den Arm genommen. „Hey, es ist alles in Ordnung." Sie strich mir über den Rücken und erst in diesem Moment realisierte ich, dass ich angefangen hatte zu weinen. Ein paar Tränen fielen auf Amys Oberteil und ich schluckte. Immer wieder strich mir Amy über den Rücken und flüsterte beruhigende Worte. Sie erklärte mir, dass sie sich nicht freute, dass es nicht funktioniert hatte und dass sie mich verstand und tief in meinem Inneren wusste ich das auch. Doch ich wollte es nicht verstehen. Ich wollte doch einen Schuldigen. Auch wenn ich wusste, dass Amy auf keinen Fall irgendeine Schuld trug.

Als wir uns wieder voneinander lösten schaute ich beschämt zur Seite. „Es tut mir leid!" Sie nickte und lächelte dann schüchtern. „Ich kann dich verstehen." Dann kramte sie in ihrer Tasche und holte eine Packung Abschminktücher heraus. „Die brauchst du dringend!" Sie grinste und ich schnappte mir eins, um meine verwischte Schminke aus dem Gesicht zu wischen.

Schließlich wendete ich mich wieder Amy zu. „So, was machen wir beiden Hübschen denn jetzt noch, wenn es nicht mehr klappt?" Amy sah mich erstaunt an. „Du willst aufgeben? Und du sagst, dass ich diejenigen bin, die nicht mehr weiter suchen will? Meine Liebe Perrie, wir beide gehen jetzt da in das Haus rein und fragen, ob sie wissen, was mit dem Waisenhaus passiert ist und weil..." Sie fuchtelte mit ihren Händen herum. „... weil du so selbstbewusst bis, darfst du das auch machen." Sie grinste mich an und ich schüttelte meinen Kopf. „Du bist doch verrückt!" Sie grinste und lief mir dann hinterher in das Bunte Haus.

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