14. Kapitel - Von meinem Lügenleben und Türmen
Perrie
Als ich ans Fenster trat fing es gerade an zu regnen. Es erinnerte mich an die Nacht, in der ich erfahren hatte, dass ich adoptiert war.
Ich rannte die Straße hinunter und bog in die menschenleere Hauptstraße ab. Ich spürte den Regen auf meiner Haut, oder waren es meine Tränen, die mir die Sicht versperrten? Ich blieb stehen um sie mir aus dem Gesicht zu wischen. Durch den Regen hörte ich Schritte, die mir folgten und schnell lief ich weiter, ich wollte jetzt nicht mit meinen „Eltern" reden. Doch ich kam nicht sonderlich schnell voran, denn ich war barfuß und es war ziemlich kalt. Zudem bestand unsere Hauptstraße aus Kopfsteinpflaster, auf dem des Öfteren Scherben lagen. Letztendlich hatte mich mein Verfolger eingeholt und packte mich am Arm. „Pezz, bitte bleib stehen!"
Es war Jonnie gewesen, der mich schließlich auch dazu überredet hatte, ins Warme zu gehen. Er hatte es aber natürlich nicht geschafft mich zu überreden, dass ich zu unseren Eltern ging. Stattdessen hatte er mich zu Pat gebracht, bei dem ich jetzt seit fast einer Woche wohnte. In einem kleinen Abstellraum hatte er mir eine Matratze hingelegt, auf der ich schlafen konnte. Ich war ihm sehr dankbar, dass er mich da schlafen ließ, weil ich nicht wirklich wusste, wo ich sonst hinsollte. Zu irgendeiner Freundin konnte ich schlecht gehen, da alle von ihnen mit ihren Eltern zusammen lebten und diese mich sofort nach Hause schicken würden.
Ebenfalls ging ich nichtmehr zur Schule. Das war zwar nicht die beste Lösung, mir war nämlich einfach nur den ganzen Tag langweilig, aber ich hatte keine Lust und keine Kraft nach draußen zu gehen und außerdem würde mich jeder ausfragen, warum ich weggelaufen war. Ich war mir nämlich ziemlich sicher, dass jeder wusste, dass ich nichtmehr bei meinen Eltern wohnte. Vielleicht wussten sie auch alle schon, dass ich adoptiert war. Ich wusste es nicht und ich wollte es auch nicht erfahren. Ich wollte einfach nichts machen, außer mich selber zu bemitleiden oder noch nach meiner Zwillingsschwester zu schauen. Das war aber nicht so erfolgreich, da Amy außer auf You Tube im Internet nicht auffindbar war. Also aktualisierte ich alle zwei Stunden You Tube um zu schauen, ob sie ein neues Video hatte.
Langsam fühlte ich mich wie eine Stalker, aber was sollte ich machen, ich wollte sie doch einfach nur kennenlernen und etwas über sie herausfinden. Und natürlich wollte ich meine Erziehungsberechtigten vergessen, die mich mein ganzes bisheriges Leben angelogen hatte. Ich hatte das Gefühl, dass mein ganzes Leben eine Lüge war. Meinetwegen hatten sie Gründe, warum sie es mir nie sagen wollten, aber trotzdem war es nicht okay. Würden sie sich bei mir entschuldigen, würde ich ihnen nicht zuhören. If they knock on my door and tell me they are sorry. I wouldn't believe them.
Ja, ich würde ihnen einfach die Türe vor der Nase zuschlagen. Ich würde nie im Leben freiwillig mit diesen Menschen reden wollen. Den Menschen, die ich einst gemocht hatte, die ich geliebt hatte. Plötzlich hatte ich eine Idee. Hatte nicht Bella gesagt, dass Amy ihre Lieder selber schrieb? Aus eigener Erfahrung? Es wäre doch eine gute Idee, dass selber auch auszuprobieren. Ich schnappte mir ein Stück Papier aus Pats Drucker und einen Kugelschreiber von seinem Tisch und schrieb ein paar Zeilen auf.
If they knock on my door
And tell me they are sorry.
I wouldn't believe them.
Das wäre doch schon mal ein guter Start. Auch wenn es nicht so ganz zusammen passte. Die letzte Zeile müsste länger sein, um sich gut anzuhören. Ich setzte drei Punkte davor und überlegte, was noch passen würde. Sie hatten mich belogen, aber ich hatte alles geglaubt, was sie mir gesagt hatten, wie ich nach der Geburt aussah, wie ich vom Krankenhaus nach Hause gebracht wurde. Toll, das stimmte sogar, sie hatten mich aus dem Waisenhaus geholt, wie einen Hund, den man aus dem Tierheim abholte.
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Schwesterherzen
FanficZwei Schwestern, die sich nie kennengelernt haben, sie sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht, sie leben nicht einmal im selben Land. Doch trotzdem verbindet sie etwas, natürlich ihre leiblichen Eltern und die Liebe zur Musik. Beide lieben sie, d...