38. Kapitel - Von einem Artikel und meiner zweiten Hälfte
Eingerollt lag ich auf meinem Bett. Dick eingehüllt in eine warme Decke und eine Tasse Tee neben mir. Na ja, eine Tasse kalten Tee, schätzte ich. Immerhin lag ich hier schon eine Weile. Immer wieder kamen mir die Tränen. Immer wieder musste ich mich zusammenreißen um nicht zu zittern. Und immer wieder schaute ich auf mein Handy, woraufhin ich dann auch immer wieder enttäuscht wegdrückte, denn Amy hatte mir noch nicht zurückgeschrieben. Dann schaute ich wieder auf die Internetseite, von der ich auch Amy einen Screenshot geschickt hatte und dann ... ja, dann versuchte ich wieder meine Tränen zurückzuhalten.
Während ich mehr oder weniger vor mich hinvegetierte, hörte ich die anderen im Wohnzimmer und Laura, die neben mir saß und immer wieder über den Kopf strich. Dabei summte sie immer wieder vor sich hin. Wenigstens war sie bei mir. Auf eine beste Freundin konnte man eben immer zählen. Auf meine Schwester leider nicht. Konnte sie nicht wenigstens mal auf ihr Handy schauen? Konnte es ihr nicht genauso schlecht gehen wie mir? Schnell schüttelte ich meinen Gedanken aus dem Kopf, nein damit wollte ich gar nicht mehr anfangen. Amy hatte gerade eine unglaubliche Zeit und die sollte sie genießen. Aber ich war viel zu egoistisch, ich wollte, dass sie zu mir kam.
Sie sollte es wenigstens wissen. Wieder schaute ich auf das Handy und als ich immer noch keine Nachricht von Amy hatte, schaute ich mir wieder den Artikel an. Er war vom 1.09.1993. Knapp zwei Monate nach meinem Geburtstag erschienen und aus dem Sunderland Express, der Tageszeitung von dort. Tja und es ging um eine junge Frau, die ums Leben gekommen war. Schon so oft hatte ich mir den Artikel durchgelesen, aber trotzdem tat ich mir den Schmerz wieder an und laß ihn ein weiteres Mal durch.
Lastwagen rammt einen PKW, die Fahrerin stirbt
Letzen Samstag ereignete sich auf der Schnellstraße ein fürchterliches Ereignis. Aufgrund der nassen Fahrbahn kam ein Lastwagen von der Fahrbahn ab und rammt ein Auto, welches ihm auf der Straße entgegengekommen war. Die 25-Jährige Fahrerin J. Carter war sofort tot, der Lastwagenfahrer ist schon wieder aus dem Krankenhaus entlassen.
Wieder musste ich schlucken und sah auf die Todesanzeige, welche direkt neben der Unfallmeldung war.
Wenn Gott einen neuen Engel braucht holt er sich den,
der es am Meisten verdient hat, ein Engel zu sein.
In Erinnerung an unsere geliebte Tochter Joanna Carter.
Viola und Thomas Carter
A+P
Und dann fing ich wieder an zu weinen, es fühlte sich an, wie wenn Sturzbäche über meine Wangen laufen würden, doch so sehr wie ich wollte, ich konnte nicht aufhören. Die beiden Buchstaben, die ganz eindeutig für Amy und Perrie standen brachten mich zum Weinen. Genauso wie die Tatsache, dass unsere Mutter tot war. Dass sie ein toller Mensch gewesen sein musste und das Viola und Thomas Carter diese Anzeige in die Zeitung gesetzt hatten. Ich hatte nicht vor zu sterben, doch eines Tages würde ich auch von der Welt gehen und so eine Todesanzeige, mit so viel Liebe gestaltet, war alles, was ich mir wünschte.
Doch das brachte mir im Moment nichts, ich hatte so lange darauf gehofft und diesen Moment herbeigesehnt und jetzt war alles in Luft aufgelöst. Meine Mutter war nicht mehr am Leben und Hinweise auf meinen Vater gab es nicht. Ich wusste jetzt, warum Amy immer so vorsichtig gewesen war. Wahrscheinlich wollte sie gerade so eine Situation vermeiden. Sie war eben die Vorausschauendere von uns beiden. Sie hatte gewusst, dass die Suche nicht unbedingt gut ausgehen musste.
Ich seufzte und drückte das Kissen, welches neben mir lag, noch enger an mich. Ich rollte mich zusammen und versuchte die Tränen versiegen zu lassen, doch das war leichter gesagt als getan.
As sich schließlich die Türe öffnete, blieb ich still liegen, wer sollte das schon sein. Amy sicher nicht. Sie hatte mir noch nicht zurückgeschrieben. Oder doch? Mein Handy lag irgendwo am Ende des Bettes. Vorsichtig richtete ich mich auf und sah in blaue Augen. In die Augen, die ich auch selbst besaß. Amy war endlich gekommen und ich konnte in ihrem Gesicht lesen, dass sie meine Nachricht nun doch auch bekommen hatte.
„Du hast es mir gesagt, oder?", ich versuchte sie anzulächeln, doch wahrscheinlich sah mein Gesicht aus wie eine Grimasse. Es waren die ersten Worte, die ich von mir gab. „Perrie, nein!", entsetzt schaute Amy mich an und brach dann auch in Tränen aus. Sie setzte sich neben mich und nahm mich in den Arm. „Hey, ich freue mich doch nicht. Ich ich bin total geschockt. Weißt du, langsam habe ich den Gedanken von leiblichen Eltern echt gemocht." Sie drückte fester zu und ich erwiderte ihren Griff. Meine andere Hälfte war nun wirklich nagekommen. Endlich wusste ich, wie es sich anfühlte, jemanden an seiner Seite zu haben, der einen blind verstand. In guten Zeiten und auch in Schlechten wie diesen. Ich wusste, dass Amy immer da sein würde.
Die nächste Zeit war stressig. Trotz der Trauer, die Amy und ich durchlitten, mussten wir tausende Interviews geben, unsere Lieder performen und lächeln. Immer lächeln. Das war schwerer als es sich anhörte. Wenn man ein Familienmitglied verlor, dann war man nicht glücklich und lachen war wohl das allerschwerste, was man tun könnte. Doch da mussten wir durch. Jesy war nun offiziell unsere Managerin. Sie hatten ihren Job als Talentsucher aufgegeben und war nun nur noch mit uns unterwegs. Pat hatte sie nach Hause geschickt, gut für ihn, denn sein erstes Semester an der Uni stand an. Zusammen mit Amy nahmen wir ein Lied auf, welches wir in mehreren Fernsehshows performten. Nebenbei gab uns ein Privatlehrer Unterricht und wir erfuhren, dass der irische und der britische Bildungsplan sich nur teilweise unterschieden. Und trotz der ganzen Ablenkung weinte ich mich jeden Abend in den Schlaf und an Amys Augenringen konnte ich sehen, dass es ihr nicht anders ging. Doch was konnten wir tun. Das war eine Zeit, durch die man gehen musste. Und das taten wir. Zu zweit.
Words: 999 - Schnapszahl xD *31.10.
ENDE
Was denkt ihr?
Findet ihr nicht auch, dass das ein schönes Ende wäre? Also ich finde schon :p
Aber so ist es nicht geplant und wenn ihr wollt, dann schreibe ich auch weiter. Ok, ich habe jetzt schon den Ehrgeiz die Geschichte auch zu beenden und ich hoffe, dass mir das gelingt.Weil ich keine Frage habe, frage ich euch, ob ihr mal Fragen habt???
Eure Fee
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Schwesterherzen
FanfictionZwei Schwestern, die sich nie kennengelernt haben, sie sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht, sie leben nicht einmal im selben Land. Doch trotzdem verbindet sie etwas, natürlich ihre leiblichen Eltern und die Liebe zur Musik. Beide lieben sie, d...