Gotham

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Ich sah gelangweilt den Regentropfen, die auf die Fensterscheibe des Taxis prasselten, zu, wie sie an der Scheibe hinunterliefen. Wie bei einem Wettrennen flossen sie funkelnd aneinander vorbei. Als sich nach einer Weile plötzlich bunte Lichter in den Tropfen wiederspiegelten, hob sich mein Blick. Es waren die Lichter einer großen Stadt. Die Lichter von Gotham.
Der Taxifahrer schaute durch den Rückspiegel zu mir und lächelte freundlich.

"Wir sind in ein paar Minuten da."

Erleichtert atmete ich aus. Endlich; es hatte auch lange genug gedauert. So viel Stau... Da sollte doch wohl hoffentlich mein Tageslimit von Pech erreicht sein. Dementsprechend erwartete ich, dass meine neue Wohnung so sein wird, wie ich sie mir vorgestellt habe.
Jetzt würde jedenfalls endlich mein neues Leben beginnen. Hier in Gotham. Meine Freunde und Familie waren nicht sonderlich begeistert von meinem Vorhaben, hierher zu ziehen. Die vielen Verbrechen bereiteten ihnen Unwohlsein. Aber wofür war denn Batman in dieser Stadt? Sollten sie sich mal keine Sorgen machen, ich würde schon klar kommen.

Neugierig sah ich aus dem Fenster in die fremde Stadt. Sie war unglaublich groß. Obwohl, vielleicht kam mir das nur so vor, weil ich selten in einer richtigen Großstadt gewesen bin. Die bunten Regenschirme, die durch die Gegend getragen wurden, ließen das erdrückende Grau der Stadt nur dezent fröhlicher wirken. In kleinen dunklen Gassen konnte man nicht selten dünn gekleidete Menschen sehen, die zitternd um eine brennende Blechtonne im Kreis standen, während protzig herausgeputzte Pärchen an eben diesen Gassen vorbei gingen, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. Da! Kaum war ich angekommen, ich hatte noch nicht einmal einen Fuß in diese Stadt gesetzt, bekam ich schon etwas von Gothams Kriminalität, wie man sie kennt, mit. Auf der anderen Straßenseite wurde ein teuer aussehender Schmuckladen ausgeraubt. Panische Schreie und drohende Schüsse waren zu hören. Ich musste schmunzeln. Nun sah ich schon mal was auf mich zukommen würde.

Das Taxi hielt. Doch es war nicht wegen einer roten Ampel oder einem Stoppschild.

"So, da wären wir!"

Der Taxifahrer lächelte freundlich.

"Das macht dann genau 52$."

Ich zog das Portemonnaie aus meiner Handtasche und drückte ihm das Geld in die Hand.

"Danke."

Ich stieg aus. Der Taxifahrer stieg ebenfalls aus und öffnete den Kofferraum, hob meine Koffer heraus und stellte sie ab.

"Soll ich Ihnen helfen die Taschen hochzutragen?"

"Nein, danke, wird schon gehen."

Ich hasste es die Hilfe Anderer in Anspruch zu nehmen.

"Na gut, dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag!"

"Auch so, tschüss!"

Als er eingestiegen und weggefahren war, schleppte ich meine Koffer zur Haustür. Ich schloss sie auf, lief im Treppenhaus hoch in die zweite Etage und blieb vor meiner Wohnungstür stehen. Hier würde ich ab sofort wohnen.

Lost in his SMILEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt