Ich sprang von Haus zu Haus und beobachtete gelegentlich die besoffenen Leute, die ohne auf irgendwas zu achten über die Straßen liefen. Einmal hatte einer von ihnen einen Schutzengel, welcher leicht genervt in die Runde schaute. Offenbar liebte er seinen Job aufrichtig, machte ihn aber dennoch gut. Denn der Typ lief vollkommen dicht auf die Straße als ein Auto kam. Der Schutzengel sorgte mit einer Handbewegung dafür, dass der Typ stolperte und um eine Haaresbreite dem Auto entkam.
Dann sah er mich und verengte seine Augen zu Schlitzen. Ich war nicht sonderlich beliebt unter Engeln. Ich lächelte leicht und winkte ihm gespielt fröhlich zu, bevor ich weiter aufs nächste Dach sprang. Die ganze Prozedur wiederholte ich, bis ich am Stadtende amgekommen war. Hier befand sich ein kleiner Wald und am ende des Waldes eine Klippe. Zu ihren Füßen tobten wie immer die Strömungen des Meeres, welches dort begann. Und genau auf dieser Klippe stand ich jetzt und sah auf die Wellen unter mir hinab. Ich mochte diesen Ort nicht, verabscheute ihn sogar. Dennoch zog es mich immer wieder hierher.
Denn hier war sie gestorben. Aurora. Meine Schwester. Die erste und letzte Person die ich in meinen 7892 Jahren leben geliebt hatte. Den meisten würde bei dieser Zahl der Mundaufklappen, aber für einen Engel war das gar nichts. Ich war sogar fast noch ein Küken, nur meine Kampferfahrung machte mich so bekannt. Ebenso wie der Grund meiner Verbannung.
Ein leichter Luftzug ließ mich genervt zur Seite sehen.
"Gott muss dein Leben langweilig sein." murrte ich Nathan an.
"Ach mein Schützling liegt gerade seelenruhig im zug am schlafen. Also kam ich zu dir." Ich schnaufte.
"Und was passiert mit der kleinen wenn der Zug ein Unglück hat?" fragte ich mit gespielt entsetzter Stimme und Nathan sah mich wütend an.
"Ich wäre in wenigen Sekunden da." Ich sah aufs Meer hinaus.
"Eine Sekunde kann manchmal schon zu lange sein." Das wusste ich aus Erfahrung. Nathan sah sich um und man sah förmlich wie es Klick machte.
"Sie ist hier richtig? Hier hast du Aurora begraben." Ich sah ihn von der Seite an, sagte aber nichts.
"Glaubst du wirklich sie wöllte da begraben sein wo sie gestorben ist?" fragte Nathan weiter und ich fuhr wütend zu ihm herum. Das kam für ihn wohl unerwartet, denn er machte einen Schritt zurück.
"Du kanntest sie nicht. Sie ist gestorben bevor du da warst. Du hast keine Ahnung was sie wollen würde klar?" spuckte ich ihm fast ins Gesicht. Nathan sah mich wachsam an. Ich war zwar immer von ihm genervt, aber es war relativ selten, dass ich ihn so anfuhr.
"Übrigens hat sich eine Gruppe Dämonen bei mir beschwert, weil du ihren Chef und einen der Gruppe umgebracht haben sollst." Redete Nathan weiter. Ich lachte auf.
"Diese scheiß Petzen. Die können noch was erleben." nuschelte ich.
"Sag mal, Djin, merkst du eigentlich noch was? Du schweifst immer mehr ab! Du lässt niemanden an dich heran, alle die dich irgendwie verärgern tötest du, du redest mit niemanden. Der Djin den ich mal kannte existiert kaum noch." Obwohl seine Stimme hart war, sah man die Traurigkeit und das Flehen in seinen Augen. Ich wand den Blick ab und hörte wie Nathan Luft ausstieß.
"Der Djin ist mit Aurora gestorben. Sie war nach meiner Verbannung das einzige was mich noch bei klaren Gedanken gehalten hat. Und das habe ich dann verloren." Nathan wollte mir eine Hand auf die Schulter legen, aber mein Aufknurren hielt ihn davon ab.
"Genau das meine ich. Du gibst ja niemandem eine Chance für dich wichtig zu werden."
"Weil ich es nicht will. Und nicht brauche. Ich habs die letzten vierhundert Jahre auch ohne geschafft. Und jetzt geh. Ich will dich nicht sehen Nathan. Kümmer' dich um die Kleine und lass gut sein." sagte ich trocken heraus und starte in den Horizont. Nathan warf mir noch einen flüchtigen Blick zu ehe er seine weißen Flügel ausbreitet und davonflog. Ich fragte mich ob meine Flügel auch irgendwann wieder diese Farbe tragen würden.
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Guardians (Abgeschlossen)
ParanormalNathan ist Caressas Schutzengel. Doch sie kann ihn sehen, was Menschen normalerweise nicht können sollten. Carissa ist etwas Besonderes. Um sie zu Beschützen brauchen sie die besten Krieger des Himmels, da es auch andere auf die junge Frau abgesehe...