Kapitel 36

162 14 0
                                    

"Du hast es verdient zu sterben." Ihre Stimme hatte ein seltsames Echo, während ich diese Worte zum gefühlten Tausendsten Mal hört.
Aurora, meine Schwester, stand mit toten Augen vor mir, hinter ihr die Klippe, an der sie getötet worden war.
"Du hättest es verhindern können. Aber das hast du nicht. Du bist es nicht würdig zu leben. Mich hast du sterben lassen. Und jetzt sie.
Du hast es verdient zu sterben. VERDIENT!" Beim letzten Wort ließ sie sich rückwärts von det Klippe fallen und in dem Moment wo ihr Körper an den Felsen zerschellen müsste...

...setzte ich mich schweißgebadet auf.
"Scheiße." keuchte ich und strich mir die Haare aus der feuchten Stirn. Es war genau der selbe Traum wie letzte Nacht und mittlerweile hatte ich das dumpfe Gefühl, dass der Traum mich bis zum Ende begleiten würde.
Seufzend ließ ich mich wieder ins Kissen zurück sinken. Ich schloss die Augen aber, an Schlaf war nicht zu denken.
Ein leises Klopfen an meiner Tür ließ mich die Augen erneut öffnen und Nathan trat ein, ohne ein Wort abzuwarten.
"Hey ist alles okay mit dir?" fragte er leise, wahrscheinlich um Adriana und Kate nicht zu wecken.
"Alles super." schnaufte ich und Nathan verzog das Gesicht.
"Es tut mir leid Djin. Ich hätte nicht gedacht, dass Gabriel so hart gegen dich vorgeht. Es kommt vielleicht nicht immer so herüber, aber du bist der letzte Verwandte den ich habe und ich liebe dich. Auch wenn du ein Arschloch bist." Ich konnte es mir nicht verkneifen mit den Augen zu rollen.
"Niemand liebt mich. Und das aus gutem Grund, also fang du auch besser schnell damit an mich zu hassen, denn in zwei Wochen hast du nichts mehr zum Lieben." Ich sah wie Nathan kreidebleich wurde und ihm der Mund aufklappte.
"Zwei Wochen schon?" flüsterte er.
Ich nickte.
"Vollmond. Muss ja extra dramatisch sein. Reicht ja nicht, dass der Mann der mich mehr oder weniger Aufgezogen hat, mich töten lassen will." Nathan fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.
"Vielleicht gibt es noch eine Chance." kam es dann von Nathan. Ich drehte den Kopf und sah ihn an. Gleichzeitig verbot ich mir so etwas wie Hoffnung zuzulassen. Ich würde eh enttäuscht werden. Aber die Wahrheit war, ich wollte noch nicht sterben.
"Was denn?" Ich bemühte mich gleichgültig zu klingen, was mir wie immer sehr gut gelang. Nathan räusperte sich.
"Sie haben gesagt, dass Caressa tot ist. Aber ich bin ihr Schutzengel. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich es gespürt hätte wenn sie tot ist. Aber das habe ich nicht. Das heißt möglicherweise..." Nathan ließ den Satz so im Raum stehen.
"Sie könnte also noch leben, meinst du?" fragte ich sicherheitshalber nochmal nach. Nathan nickte und ich setzte mich richtig auf.
"Aber wenn sie noch lebt, werden sie es diesmal schwerer machen sie zu finden. Es wird nicht so offensichtlich sein, wie beim letzten mal." Ich schnalzte mit der Zunge und sah mich im Raum um. Dabei fiel mein Blick auf Kate, die auf der anderen Seite des Zimmers tief und fest schlief. Ich legte den Kopf schief.
Das könnte funktionieren.
Langsam schlug ich meine Decke weg und ging zu Kate. Nathan beobachtete mich fragend.
"Hey Kitty! Aufwachen!" rief ich neben ihr, sodass sie sich erschrocken aufsetzte und fast mit ihrem Kopf gegen meinen knallte, aber Ich zog ihn rechtzeitig zurück.
"Verdammt Djin! Was soll das?" Ich lachte auf. Man konnte Kate einfach nicht ernst nehmen, wenn sie sich aufregte. Sie hatte Grübchen und sah einfach viel zu unschuldig aus.
"Hör zu, Kitty, du musst uns helfen, mir den Arsch zu retten, so ungerne ich das auch zugeben." Kate sah mich verwirrt an, ebenso Nathan.
"Hä?" kam es nur von Kate.

Zehn minuten später standen wir drei an einem Tisch.
"Also Kitty, du hast doch gesagt du kannst Emotionen lesen?" fing Ich ohne umschweife an. Sie sah mich leicht misstrauisch an.
"Jaa?"
"Wie groß ist dein Radius?" Kate schien zu überlegen und zog kurz ihre Unterlippe zwischen die Zähne.
"Ein paar Kilometer, wenn ich mir mühe gebe, wieso?" Ich beugte mich vor uns stütze mich auf den Armen ab.
"Es sieht so aus. Caressa könnte noch leben. Und damit Gabriel mich nicht tötet muss ich sie finden. Letztes mal waren sie unvorsichtig, haben zu viele Menschen benutzt. Das wird diesmal anders sein. Um Caressa herum werden jedemenge Dämonen sein. Und das einzige was Dämonen fühlen ist Hass, Wut, Egoismus und so weiter. Wenn sie irgendwo hier in der nähe ist, kannst du vielleicht den dort ausfindig machen, indem du aufspürst wo es besonders viele dieser negativen Gefühle gibt. Das zeigst du uns auf der Karte. Wenn dort ein altes Gebäude oder sowas steht sehen wir uns das dann an." Kate wirkte immer noch nachdenklich, aber Nathan war Feuer und Flamme. Anscheinend hielt er viel von der Idee.
"Ich könnte es versuchen, aber ich kann nichts versprechen." Ich nickte und Kate schloss die Augen.
Man konnte spüren wie eine Welle aus Energie von ihr ausging.
Sie kniff die Augen zusammen und ihre Nase fing an zu bluten. Schnell schnappte ich mir ein Tuchnund hielt es ihr unter die Nase. Dann keuchte sie leise auf, bevor sie gegen meine Schulter sank.
"Ich hätte da was." flüsterte sie leise und zeigte auf die Karte an der Wand. Direkt auf einen alten Jahrmarkt. Er wurde schon seid Jahren nicht mehr benutzt.
"Diese alten Jahrmärkte haben ein ziemlich gutes Tunnelsystem. Da findet man nicht so schnell jemanden." meinte Nathan.
"Ich bin dann mal weg." sagte ich und drehte mich um. Nathan hielt mich am Arm fest.
"Warte Djin. Wenn sie wirklich da ist, werden wie du schon sagtest auch eine menge Dämonen da sein. Du kannst da nicht einfach reinmaschieren." Nathan klang als hätte ich ihm gerade gesagt, dass ich mich jetzt umbringen gehen würde.
"Du weißt gar nicht was ich alles kann, wenn mein leben davon abhängt." erwiderte ich trocken.
"Wir begleiten dich natürlich Djin, das wollte dein Bruder damit sagen." kam es von Kate. Ihn sah die beiden an. Sie würden sich eh nicht abschütteln lassen und ich vergoldete wertvolle Zeit.
"Na schön."knurrte ich und riss meinen Arm von Nathan weg.

Guardians (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt