Kapitel 76

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Ich musterte Caressa kurz. Sie sah müde und erschöpft aus. Wie wir alle eigentlich. Keiner hatte erwartet, dass diese Aufgabe sich so entwickeln würde und das kratzte an uns allen.
"Ich darf dich nicht in Gefahr bringen Caressa." Sie hob eine Hand und sah mich gereizt an.
"Ich bin immer in Gefahr, Djin. Immer und überall! Viel schlimmer kann die Situation eh nicht werden. Und was wäre außerdem wenn diese Sache nur eine Art Ablenkungsmanöver ist? Und sobald du weg bist, greifen sie mich und Kate an?" fauchte Caressa.
Ich fuhr mir mit einer Hand durchs Gesicht.
"Na schön. Du hast ja recht." gab ich widerwillig zu. Was sie sagte war vollkommen logisch und möglich, obendrein, aber dennoch widerstrebte mir der Gedanke, sie mitzunehmen mehr, als der sie hier zu lassen.
"Djin, kannst du uns beide tragen?" ertönte Kates Stimme aus dem Hintergrund. Ich nickte nur.
"Ich hol noch ein paar Sachen." sagte ich und knirschte mit den Zähnen. Wenn Caressa was passierte, war ich tot. Und ich könnte es mir auch selber nicht verzeihen. Sie hatte den Tot von uns allen am wenigsten verdient.
Ich schnappte mir einen großen Dolch von Adriana und ging wieder nach oben. Diesen drückte ich dann Caressa in die Hand. Fragend sah sie mich an.
"Du kannst vielleicht nicht gut damit umgehen, aber es kann dir dennoch helfen. Die Dämonen würden nie damit rechnen, dass du sie mit einer gewöhnlichen Waffe angreifst, genauso wie bei mir. Der Überraschungsmoment kann einiges Bewirken." Sie nickte und schob den Dolch in einen ihrer hohen Stiefel, die sie trug.
Ich seufzte.
"Dann wollen wir mal." Ich breitete meine Flügel aus und Kate schlang von hinten ihre Arme um meinen Hals. Caressa drückte ich an mich und zu dritt hoben wir ab. Es war ein ziemlich unbeholfenes Vorhaben, da ich dank Kate kaum richtig fliegen konnte.
Aber wir schafften es alle heil zu landen.
Der Unterschlupf war eine alte Kohlemine. Der Eingang war in einem Berg und ging dann unterirdisch.
"Ich hasse es unter der Erde zu sein." seufzte ich. Der Eingang sah unbewacht aus, aber ich war mir ziemlich sicher, dass in der Höhle sofort leute waren, die uns erwarteten oder zumindest Wache hielten.
"Das sieht ein bisschen lau bewacht aus oder?" flüsterte Kate leise und ich nickte.
"Wir sollten uns was überlegen. Wir können da nicht einfach so rein laufen." kam es von Caressa und ich nickte wieder.
"Alles als aller erstes wirst du, Caressa, tun was ich dir sage, und zwar dann wenn ich es sage. Klar?" Caressa verdrehte die Augen.
"Ist das klar?" fragte ich mit scharfer
Stimme.
"Ja." gab Caressa gereizt zurück. Mir war schon vorhin aufgefallen, dass Caressa sich ziemlich distanziert benahm. Verübeln konnte ich es ihr nicht wirklich, aber trotzdem fühlte ich mich deswegen irgendwie schlecht.
Aber jetzt war nicht der richtige Moment, um da drüber nachzudenken.
"Wir müssen versuchen die Wachen so auszuschalten, dass sie uns nicht sehen. Dann können sie keinen Alarm schlagen. Und es muss möglichst leise von statten gehen. Wenn wir zu laut sind, werden wir bemerkt und wir wissen nicht wie viele Dämonen da rum laufen." erklärte ich weiter und sah dabei Kate an. Sie stimmte mit einem kurzen nicken zu.
Leise gingen wir Richtung Mine und ich hielt Caressa an der Hand, um sie möglichst schnell aus dem schussfeld ziehen zu können. Ich bemerkte, zwar das es ihr nicht gefiel, aber das war jetzt nicht wichtig.
An der nächsten Ecke blieb ich stehen und deuete den beiden still zu sein. Man hörte wie ein Dämon auf und ab ging.
Vorsichtig schaute ich um dir Ecke.
Dort saß nur ein einziger Dämon, der wahrscheinlich Alarm schlagen sollte, sobald jemand die Mine betrat. Darum war auch sonst keiner hier.
Er schien uns noch nicht bemerkt zu haben.
Ich beugte mich zu Caressas Ohr und flüsterte:
"Bleibt kurz hier stehen."
Ich hatte nicht vor heute ehrlich und ehrenhaft zu kämpfen. Dazu fehlte mit ehrlich gesagt die Lust und auch die Geduld.
Also steckte ich mir Auroras Ring, so weit es ging, über den kleinen Finger und wurde unsichtbar.
"Nicht wirklich oder?" zischte Kate leise, aber man sah das sie ein schmunzeln unterdrückte.
Jetzt konnte mich der Dämon nicht mehr sehen, aber trotzdem hören, weshalb ich langsam einen Fuß vor den anderen setzte, bis ich hinter dem Dämon stand.
Und ihm mit einer schnellen Bewegungen den Hals brach. Sofort nahm ich den Ring wieder ab, damit Kate und Caressa mich sehen konnten.
"Du hast vielleicht Ideen." brummte Kate und kam mit Caressa hinter der Ecke hervor. Ich schnaufte.
"Mir reichts langsam mit diesen scheiß Wichsern. Wenn sie Ärger wollen können sie den gerne haben. Dafür bin ich absolut in der richtigen Stimmung." knurrte ich und trat den toten Dämon aus dem Weg.
Der hintere Teil der Mine war zu geschüttet, aber hinter der Stelle, wo der Dämon gesessen hatte, war ein Riss in der Wand, durch den ich geradenso durch passte. Die Mädchen hatten da weniger Probleme. Ein Vorteil, wenn man keine zwei Meter groß war.
"Ich kann kaum was sehen." flüsterte Caressa und ich hörte wie sie an der Wand herum tastete.
Ein normaler Mensch würde hier nichts als schwärze sehen, wenigstens konnten Kate und ich ohne Probleme was sehen und Caressa ein wenig. Trotzdem nahm ich sie zur Sicherheit wieder an die Hand.
Nach ein paar Metern fing es langsam an bergab zu gehen und da der Boden ziemlich feucht war, mussten wir aufpassen nicht auszurutschen.
Nach einer Weile wurde er Boden fester und ging wieder gerade. Außerdem kamen wir endlich aus diesem schmalen Gang raus. Die komplette Mine war ausgehüllt worden und war sogar richtig groß.
Hier war es aufgebaut wie eine kleine Stadt unter der Erde.
"Oh gott." flüsterte Kate und Caressa riss ein Stück die Augen auf.
Hier unten war tatsächlich etwas wie eine Stadt.
Eine Stadt in der sicher mehrere hundert Dämonen lebten.

Guardians (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt