Kapitel 20

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Ich trat einmal fest gegen den Schaukelstuhl, welcher in tausend Teile zerbrach und meterweit durch die Luft flog.
Dieses verfluchte scheiß Weib! Sie sollte lieber froh sein, dass ich diesen Deal mit Gabriel geschlossen hatte und ihnen helfe! Andersfalls würde sie unter der Bewachung von Adriana und Nathan keinen Monat überleben. Keiner von denen war den Dämonen schon so nahe gekommen wie ich in meiner zeit auf der Erde, ich wusste sachen über diese Vicher, die kein anderer wusste. Und sie benahm sich wie eine verzogene Göre! Am besten sollte ich die ganze sache sofort abblasen. Einfach jetzt wieder gehen. Aber wohin?
Wieder in die alte Bar, mich abfüllen und irgendeine Frau abschleppen? Oder zu Jen und ihrer Freundin?
Ich stellte fest, dass ich das nicht wollte. Das einzige was ich im Moment wollte war nach Hause zu kommen und leider war diese verdammte Frau mein einziger Weg dahin. Ich seufzte genervt und trat noch ein Stück Holz weg. Wieso war sie auch so eine Zicke und konnte nicht einfach sie Klappe halten, wie andere Frauen in meiner Nähe auch?
"Djin." Ich drehte mich um und sah Gabriel an. Anscheinend hatte er meinen kleinen Ausraster mitbekommen, obwohl dieser noch relativ harmlos war. Ich hatte schon deutlich schlimmeres gemacht, in einem Anfall von Wut.
Ich hob abwartend eine Augenbraue.
"Ich weiß, dass diese Situation für alle schwer ist. Nicht nur für dich, sondern auch für die Anderen. Ihr müsst solange einfach irgendwie miteinander klar kommen. Es sind nur ein paar Wochen, höchstens drei Monate, dann werden sich ihre Kräfte zeigen." Ich fuhr zusammen und wirbelte herum.
"DREI MONATE!?" brüllte ich so laut, dass die Vögel aus dem Baum im Vorgarten erschrocken das weite suchten.
Gabriel zuckte nicht mit der Wimper.
"Ja, Djin, drei Monate. Aber wenn du das geschafft hast, darfst du wieder mach Hause. Alles wird so sein wie es war, als du gegangen bist." Ich musste schlucken und ein Bild tauchte vor meinem inneren Auge auf.
"Nicht alles."

*Flashback*
"Komm schon Djin! Das kannst du doch besser!" lachte Aurora und zog mir eine weiße Feder vom Flügel. Ich zuckte kurz zusammen, bevor ich anfing zu lachen.
"Na warte." knurrte ich gespielt und warf mir meine Schwester über die Schulter. Sie lachte und schlug mir auf den Rücken.
"Ich warne dich Djin!" rief sie. Dann breitete ich meine Flügel aus und zusammen sprangen wir von der Klippe. Kurz bevor wir ins Wasser fallen konnten, schlug ich kräftig mit meinen Schwingen und wir hoben wieder ab. Aurora krallte sich lachend an meinen Rücken. So flog sie viel lieber als alleine. Wieder lachte sie.
"Du bist der beste große Bruder der Welt Djin!" schrie sie gegen den Wind.
"Ich liebe dich sooo." Sie drückte sich noch fester an meinen Rücken und ich lachte.
"Ich dich auch Aurora." grinste ich.

*Flashback ende*

Ich musste schwer schlucken und wand den Blick ab.
"Ich weiß woran du gerade gedacht hast, Djin. Der Tod deiner Schwester hast dich zerstört. Aber würde Aurora wollen, dass du dich jetzt so gehen lässt? Sie hat die Menschen geliebt. Sie wäre enttäuscht von dir." Innerlich stachen mir seine Worte einen Dolch durchs Herz. Selbst nach fast fünfhundert Jahren hatte ich Auroras Tot nicht verkraftet. Ich hätte an dem Tag sterben sollen. Nicht sie. Und wenn Ich könnte würde ich sofort mit ihr tauschen.
Gabriels Worte waren wahr. Sie wäre enttäuscht von mir.
Äußerlich ließ ich mir nichts anmerken. Er sollte nicht wissen, dass er mich verletzt hatte.
"Ich kann meine Einstellung nicht von jetzt auf direkt ändern. Und wenn ich ehrlich bin, will ich das auch gar nicht. Was interessieren mich die Menschen, wenn die wüssten was ich bin, würden sie sofort gegen uns in den Krieg ziehen. So sind Menschen nun mal. Und das wird sich auch nicht ändern." Gabriel nickte als würde er mir recht geben. Was er natürlich nicht tat.
"Einerseits kann ich dich verstehen Djin. Aber das hier ist jetzt von höchster Bedeutung. Willst du noch helfen oder nicht?" Ich zögerte. Einerseits wollte ich in den Himmel, andererseits befürchtet ich, dass ich nach einer Woche die Kleine persönlich umbringen würde, wenn sie sich weiter benahm wie ein verzogenes Miststück.
Ich atmete hörbar aus.
"Ich bin noch dabei." stöhnte ich dann genervt.
Gabriel nickt mir mit einem leichten Lächeln zu.
"Eine gute Entscheidung. Aber dann sollten wir noch einige Regel aufstellen." War ja klar. Bei Gabriel gab es immer einen Hacken.
"Du wirst ihr weder körperlich noch psychisch Schmerzen oder ähnliches zufügen." Ich nickte. Aber versprechen konnte ich nichts.
"Außerdem keine Kämpfe mit Adriana und Nathan." Jetzt seufzte ich gereizt. Der Typ gönnte einen auch keinen Spaß.
"Und das wichtigste von allen. Du. Fasst. Sie. Nicht. An! Haben wir uns da verstanden?" Ich sah ihn an als würde er Chinesisch sprechen.
"Djin!" Ich lachte auf.
"Also da brauchst du dir wirklich keine Sorgen machen. Das hätte ich auch so nicht getan, ich hab auch meinen Stolz." Gabriel schaufte.
"Gut. Wenn das alles geklärt ist, werde Ich mich jetzt verabschieden. Ich wünsche euch alles Glück des Himmels." Mit diesen Worten schwang er sich mit seinen goldenen schwingen in die Lüfte. Ich verdrehte noch einmal kurz die Augen, bevor ich wieder die Tür zum Haus öffnete und eintrat.

Guardians (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt