Kapitel 30

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Caressa schmollte. Und das schon seid zwei Tagen. Seid Nathan die Idee hatte sich irdenwo zu verschanzen und er zum überfürsorglichen Beschützer geworden ist. Selbst mir ging er auf die Nerven, ich wollte nicht wissen wie sie sich fühlte.
Gerade saß sie an einem kleinen Tisch und stocherte lustlos auf ihrem Teller herum. Ich sah hinter mir in den Gang. Nathan kam gerade aus der Tür seines Zimmers und wollte nach hier kommen, aber ich stellte mich ihm im den Weg.
"Vielleicht solltest du sie mal in Ruhe lassen. Ich guck nach ihr." Nathan hob eine Augenbraue.
"Du? Seid wann willst du denn bitte helfen?" fragte er ironisch. Ich zuckte mit den Schultern.
"Vertraust du mir nicht?" fragte ich unschuldig. Nathan sah mich missmutig an.
"Na schön. Du weißt schon was du tust. Dann leg ich mich ein bisschen aufs Ohr." Er drehte sich wieder um und verschwand in seinem Zimmer. Ich grinste, ging zu Caressa, welche immer noch am essen war und kniete mich hinter sie.
"Hast du lust auf was verbotenes?" fragte ich leise, damit Nathan oder Adriana nichts hörten. Caressa drehte sich um und sah mich verwirrt an.
"Was meinst du?"flüsterte sie ebenso leise.
"Ich muss mal nach draußen. Ich könnte dich mitnehmen. Wenn du willst." Sie sah mich misstrauisch an.
"Was willst du Djin?" fragte sie tonlos. Ich musste grinsen.
"Meinem Bruder ärgern was sonst. Er führt sich auf wie ein Idiot. Aber wenn du nicht willst..." Ich stand auf und wandte mich ab.
"Warte!" rief sie, ich blieb stehen und drehte mich langsam um. Sie war aufgesprungen.
"Ich will mit."
"Wir gehen nicht zu deinem Vater. Ich muss nur jemanden einen Besuch abstatten. Willst du trotzdem mit?" Sie nickte hastig.
"Dann komm." Ich verließ den Raum und Caressa folgte mir. Ohne ein Wort schlichen wir leise durch den Gang, bis wir an eine dicke Silbertür kamen. Ich schloss sie schnell auf und zusammen gingen wir die Treppen hoch. Erneut stieß ich eine Tür auf und wir standen in einer verlassenen Seitenstraße von London.
"Wieso sind wir in irgendeinem Keller in London?" fragte Caressa mit gerunzelter Stirn.
"Den Raum hab ich am Anfang meiner Verbannung eingerichtet. Die Türen und Teile der Wände sind aus Silber. Kein Dämon würde da Freiwillig reingehen und wenn doch, hält er es nicht lange aus. Das Silber schwächt ihn."
"An Geld mangelt es dir auch nicht oder?" murrte sie leise und ich schnaufte.
"Nicht wirklich." Ich sah sie von der Seite an. Sie schien froh zu sein, wieder friche Luft atmen zu können.
Jens Bar war am anderen Ende der Stadt, also flogen wir am besten. Ich zog mir schnell das Shirt über den Kopf und breitete die Flügel aus. Caressa holte tief Luft.
"Deine Flügel sind...schwarz." flüsterte sie. Ich hob eine Augenbraue. Fiel ihr das erst jetzt auf? Ich grinste sie an.
"Ich hoffe du hast keine Höhenangst." Ich sah wie sie die Augem ein Stück aufriss, bevor ich sie an mich zog und wir uns zusammen in die Luft erhoben. Sie klammerte sich an mich und drückte ihr Gesicht an meine Schulter und ich verkiff mir einen blöden Spruch.
Nach wenigen Minuten erreichten wir die Bar. Ich landete auf dem Dach und ließ Caressa los. Sofort machte sie hastig einen Schritt nach hinten und versuchte mit ihren Finger ihre Haare ein wenig zu entknoten. Ich zog meine Flügel wieder ein und zog das Shirt über.
"Komm." Wir gingen die Feuerleiter runter und betraten die Bar. An der Theke stand Jule, sie arbeitete auch hier.
"Hey wo ist Jen?" fragte ich ohne umschweife. Jule lächelte mich an und lehnte sich so weit noch vorne, dass man ihr perfekt in den Ausschnitt hätte gucken können.
"Sie kommt gleich. Kann ich dir vielleicht helfen, Djin?" schnurrte sie.
"Nein. Sag Jen wir sitzen da hinten." Jule war Caressa einen tötenden Blick zu, als ich sie zu einem der hintern Tisch zog.
"Das dauert nicht lange, versprochen." sagte ich zu Caressa. Sie nickte. "Schon okay. Hauptsache ich bin mal draußen." Dann schüttelte sie den Kopf.
"Oh mann, diese Barkeeperin." Ich lachte auf.
"Das passiert mir öfters." Caressa schnaufte.
"Wer ist Jen?" fragte sie.
"Sie arbeitet hier. Wenn man in einer Bar arbeitet bekommt man einiges mit. Sie versorgt mich mit Informationen."
"Und was wenn Dämonen nach hier kommen?" fragte sie.
Ich schnaufte. "Nach hier kommen keine Dämonen."
"Warum?"
"Weil Djin ihnen sonst den Kopf abreißt. " sagte die Stimme von Jen und sie setzte gegenüber von Caressa.
"Lass mich raten: du bist eine von Djins Eroberungen?"fragte sie sie grinsend. Schnell unterbrach Ich sie.
"So redet man aber nicht mit seiner zukünftigen Göttin, Jen." Jen hob die Augenbrauen und unterzog Caressa einer gründlichen Musterung.
"Naja. Was nicht ist kann ja noch werden, nicht?" Ich schnaufte. Ganz sicher. Ich war in über siebentausend Jahren nicht einmal verliebt gewesen. All meine liebe war von Aurora beansprucht worden. Und wurde es wahrscheinlich immer noch.
"Bestimmt nicht." lachte jetzt auch Caressa.
"Wenn man ihn richtig kennt ist er gar nicht so schlimm. Naja, wenn man kein Problem mit rollenden Köpfen hat."
"Das reicht jetzt Jen. Wieso hast du mich hergestellt? Konntest du mir das nicht am Telefon sagen?"
"Ich würde es lieber persönlich machen. Ich hatte letztens eine sehr interessante Unterhaltung mit Gabriel." Ich setzte mich aufrecht hin. "Er wollte das Ich dir das hier gebe. Frag nicht wieso er es dir nicht selber gibt." Sie hielt mir eine Schriftrolle hin. Ich verdrehte die Augen. Wieso konnte der Typ keine normalen Briefe schreiben? Ich wollte etwas erwidern, aber da klingelte mein Handy. Ich ging dran ohne draufzugucken.
"Wo zum Teufel seid ihr!?"schrie Nathan ins Telefon.

Guardians (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt