Kapitel 78

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Caressa sah mit großes Augen zu mir herauf, nach dem ich ihr einen Kuss auf die Stirn gedrückte hatte.
Ich hatte ihr versprochen zu überleben. Allerdings wusste ich nicht, ob ich dieses Versprechen halten konnte. Wenn ich nicht schnell genug war würde ich von dem Berg erschlagen werden, wenn Caressa ihn einstürzen ließ. Kurz warf ich meinem Bruder, Jeremie und Adriana einen Blick zu.
So konnte es nicht weiter gehen. Der Dämonenkönig musste endlich sterben.
Mein Blick blieb noch einmal kurz an Caressa kleben und schlagartig kam mir ein Gespräch zwischen mir und Kate in den Sinn, das Gespräch wo wir in der Dunkelheit vor der Kirche gewaretet haben, Caressa retten zu können.

*Flashback*
"Das brauch dir nicht peinlich oder unangenehm zu sein. Und dieses Gefühl was ich nicht definieren konnte, konnte ich nicht lesen, weil es nichts ist was du schon fühlst. Ich kann ja keine Emotionen lesen, die nicht da sind. Es ist ein Gefühl, was dabei ist sich zu entwickeln oder auf seinen Startschuss wartet. Und ein einziges Wort oder eine kleine Geste kann schon dafür reichen, Djin."
Ich schnaufte.
"Ich glaube ihr lest alle zu viele Bücher. Ich bin und werde mich nicht in Caressa verlieben. Das ist bescheuert, ich war noch nie verliebt."
*Flashback Ende*

Wie lächerlich ich damals noch die Vorstellung fand, etwas außer Hass oder vielleicht ein wenig Akzeptanz für sie zu empfinden. Kate hatte damals gesagt, es brauchte nicht mehr als ein Wort, eine kleine Geste um besagtes Gefühl zu 'aktivieren'.
Ich hatte die Befürchtung, dass es passiert war.
Nein, eigentlich war ich mir sogar ziemlich sicher, dass es passiert war. Ob ich es wollte oder nicht.
Ich war verliebt.
In Caressa.
Meinem Schützling und der angehenden Göttin.
Ich schluckte. Dann wandte ich mich ab und zog mir den Ring über.
Einen beschisseneren Moment hätten sich meine Gefühle nicht aussuchen können. Jetzt war es erstmal oberste Priorität Kate zu retten, obwohl ich mir am liebsten Caressa geschnappt hätte und sie aus der Gefahrenzone raus gebracht hätte.
Kate war zusammengebrochen und sah gar nicht gut aus. Schnell wischte ich mir mit dem Handrücken über die verschwitzte Stirn. Diese Hirze war beinahe unerträglich. Ich schaffte es noch ein paar Dämonen zu töten und mir Kate über die Schulter zu werfen bevor alles um uns herum explodierte und schwarz wurde.

Ich wusste nicht wie lange ich hier gelegen hatte. Vielleicht nur Sekunden, vielleicht aber auch Stunden oder Tage.
Tatsache war, dass ich tatsächlich in Ohnmacht gefallen bin. Caressa hatte ganze Arbeit geleistet. Ein wenig zu gut sogar, da die Energiewelle mich sofort umgehauen hatte.
Jetzt lag ich auf dem Rücken und versuchte mir einen Überblick von der Situation zu machen.
Ich war in einer kleinen Höhle gefangen, die von Tonnenschweren Steinen umgeben wurde.
Kate.
Hektisch setzte ich mich auf und sah mich um. Dabei ignorierte ich den Schmerz in meinem Kopf.
Dann fand ich sie. Und verzog das Gesicht.
Ihr Gesicht sah aus als würde sie schlafen, so friedlich sah sie aus. Allerdings war ihr Körper von einem riesigen spitz zulaufenden Stein durchbohrt.
Kate war tot.
Ich lies mich zurücksinken. Es schmerzte. Ich würde nicht weinen, aber dennoch tat es weh. Kate hatte das nicht verdient.
Ich hatte es nicht geschafft sie zu beschützen. Wachsam sah ich mich nochmal um. Das Blut war schon alles getrocknet, also war schon eine gewisse Zeit vergangen.
Das musste endlich ein Ende haben.
Der König würde sterben. Durch meine Hand.
Und das alleine. Ich würde und wollte die Anderen da nicht mit rein ziehen.
Das konnte ich nicht. Es sollte nicht nicht noch einer von ihnen sterben.
Ich würde sie einfach in dem Glauben lassen, ich wäre auch gestorben.
Natürlich wäre das schwer für sie. Aber ich denke es wäre auch das Beste. Die Tötung des Königs war eh meine Aufgabe. Und sie konnten sich solange um die Dämonennester kümmern.
Langsam stand ich auf und hievte mich hoch. Ich fühlte mich als hätte man mich mit einem LKW überfahren. Mehrfach.
Irgendwie musste es hier doch raus gehen.
Die Seite an der Kate schlief, ja ich redete mir ein das sie schlief, meine Schuldgefühle waren auch so schlimm genug, war die Seite an der es tiefer in den Berg ging, also musste gegenüber der Ausgang sein.
Langsam fing ich an die Steine weg zuräumen.
Und nach einer gefühlten Ewigkeit schien ein schwaches Licht in die Höhle. Es war mitten in der Nacht.
Vorsichtig blickte ich mich um, sah aber niemanden. Gut.
Schnellen Schrittes ging ich wieder in die Höhle und zog den riesigen Stein aus Kate. Dann trug ich sie raus. Sie hatte es nicht verdient in einer jämmerlichen Höhle zu verrotten.
Eine halbe Stunde später lagen zwei leere Gräber vor mir. In eines legte ich vorsichtig Kate, bevor ich es wieder zu schüttete. Das andere schütteten ich einfach so wieder zu. Sollten Nathan oder Caressa zurück kommen um uns zu suchen würden sie nur die zwei Gräber finden.
Und daraus ihre Schlüssel ziehen.
Kurz ging ich nochmal in die Höhle und schnitt mit in den Arm, damit Jeremie auch mein Blut roch. Dämonen konnten anhand von Blut Leute erkennen. Und wenn hier keins wäre, würden sie vielleicht misstrauisch werden.
Es tat mir leid dass ich sie so verarschen musste, aber es war meiner Meinung nach wirklich das Beste.
Ich schloss noch einmal kurz die Augen und breitete dann meine Flügel aus.
Während ich in der Luft war zog ich Auroras Ring über damit mich kein anderer Engel oder Dämon sah. Eigentlich wollte ich durchfliegen, aber ich wollte sie alle einfach nochmal sehen.
Also drehte ich mitten im Flug nochmal um und flog zurück zur kleinen Hütte. Dabei kam ich an einer größeren Stadt vorbei und warf einen Blick auf das Datum. Mir stockte der Atem. Ich hatte doch über einen Tag in dieser Höhle gelegen? Dann würden sie eh schon denken ich wäre tot. Sonst hätte ich mich ja gemeldet.
Kurze Zeit später kam ich an der Hütte an und landete lautlos davor. Die Tür war einen Spalt auf und vorsichtig trat ich ein, damit mich niemand hörte. Aber die Sorge konnte ich mir sparen.
Ich spürte wie sich Kälte in mir ausbreitete, als ich sie alle so sah.
Nathan ließ seinen Tränen freien Lauf und scherte sich nicht darum, das Adriana und Jeremie ihn so sahen Sein Gesicht spiegelte Schmerz wieder.
Auch Adriana liefen stumme Tränen über die bleiche Wange während die Nathan beruhigend über den Rücken strich.
Selbst Jememie hatte das Gesicht verzogen und drückte Nathans Schulter.
Dieses Bild jagte mir einen Dolch ins Herz. Am liebsten würde ich ihnen jetzt sofort sagen dass ich nicht tot bin und das sie aufhören sollen zu weinen. Aber das konnte ich nicht. Und das Schlimmste stand mir ja noch bevor.
"Wieso die beiden? Warum mein Bruder?" brachte Nathan hervor und verzog noch mehr das Gesicht. Ich musste schlucken und schloss die Augen. Eine kleine Träne lief jetzt auch mir über die Wange. Ich hätte nicht gedacht, dass es so weh tun würde sie so zu sehen.
Langsam ging ich an ihnen vorbei Richtung Keller. Ich hörte Caressas Schniefen schon von hier und ich traute mich kaum die Treppe runter zu gehen.
Aber ich tat es. Caressa saß auf dem Boden und gab sich keine Mühe die Tränen zurückzuhalten. Als ich sah was sie mit beiden Händen umklammerte musste ich beinahe Lachen.
Es war dieser Tennisball, den ich hier unten immer geworfen hatte, wenn ich Sauer war.
Caressa so zu sehen brach mir das Herz, von dem ich erst seid kurzen wusste das ich es besaß.
Vorsichtig kniete ich mich vor sie und strich ihr mit einem Finger über die Stirn. Innerhalb weniger Sekunden wurde ihr Atem gleichmäßiger und sie schlief ein.
Langsam strich ich ihr die Reste der Tränen von den Wangen.
"Es tut mir so leid." flüsterte ich so leise dass ich mich selber kaum verstand. Die oben würden mich nicht hören und Caressa schlief tief und fest. Ich suchte eine Wolldecke aus den Sachen und legte sie um Caressa. Selbst jetzt wo sie schlief lief ihr noch die ein oder andere Tränen über das Gesicht.
"Wir werden uns wiedersehen." flüsterte ich. Hoffentlich würden wir das. Vielleicht starb ich auch bei dem Versuch den Dämonenkönig zu töten.
Ich legte meine Stirn kurz auf Caressas und genoss kurz den Moment für mich alleine.
Ich wusste ich war egoistisch, aber so war es jetzt nun mal.
Wohl wissend das es keiner hören würde und es auch nie jemand erfuhr sagte ich leise:
"Ich habe mich tatsächlich in dich verliebt." Ich drückte meine Lippen kurz auf ihre. Und das reichte schon um mein Herz verrückt spielen zu lassen. Ich hatte Caressa schon einmal geküsst, aber da war ich unter Zwang wegen Dimitri. Dann unsere unzähligen beinahe-küsse. Dieser kurze Kuss, den sie ja nicht mal erwiderte, da sie schlief war es aber dennoch wert gewesen.
Langsam stand ich wieder auf und sah noch einmal auf Caressa runter.
Dann drehte ich mich um und stieg die Treppen hoch. Verließ das Haus.
Und sah, so schwer es mir auch viel, nicht zurück.

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