Ich liebe dich!
Zu gerne hätte ich es gesagt, aber mir fehlte die Kraft auch nur die Augen offen zu halten.
"Djin!" hörte ich Caressas verzweifelte Stimme und ich spürte eine Hand an meiner Wange.
"Bitte nicht." Sie weinte. Ich wollte nicht das Caressa traurig war. Andererseits, was hatte ich anderes erwarte?. Ihre Stimme wurde in meinen Ohren immer leiser. Dafür aber eine Andere lauter.
"Ach Djin. Du wirst es nie lernen oder?" Ich drehte mich um und sah in Auroras blaue Augen. Sie lächelte mich sanft an.
"Rora." seuftze ich. Wie lange konnte ich sie nicht mehr so nennen? Schnell zog ich sie in eine kräftige Umarmung.
"Djin." vorsichtig aber bestimmend schob sie mich von sich.
"Du solltest noch nicht hier sein." Ich zuckte mit den Schultern.
"Das kann man jetzt auch nicht mehr ändern." Ein stechen in der Brust ließ mich kurz die Augen schließen, als ich daran dachte wie es den Anderen gerade gehen musste. Immerhin war ich vor ihren Augen gestorben.
"Djin." Aurora sah mich eindringlich an.
"Du bist nicht tot! Noch nicht zumindest." Ich runzelte die Stirn.
"Was meinst du?" Aurora seuftze und ließ sich im Schneidersitz auf den Boden fallen. Erst jetzt bemerkte ich das wir uns in einer Art Wald befanden.
"Sie ist wirklich außergewöhnlich. Perfekt für dich." Ich wusste sofort wen sie meinte.
"Du musst für sie leben Djin. Kämpfen." Ich setzte mich gegenüber von ihr ins Gras.
"Hab ich nicht genug gekämpft? Wie lange hab ich mir den Tod herbeigesehnt? Und mir gewünscht dich wieder sehen zu können?" Aurora beugte sich ein Stück vor und nahm meine Hände in ihre.
"Djin. Dein Leben ist ein Geschenk. Jeder macht Fehler. Aber das macht selbst uns ein wenig Menschlich. Du hast das Glück die Liebe gefunden zu haben und jetzt willst du das wegwerfen? Wofür? Das hier etwa?" Ich musste schlucken während Aurora mich mit einer erhobenen Augenbraue ansah. Wieder lief mir eine Träne über das Gesicht. Erst hatte ich heute Caressa enttäuscht und jetzt Aurora.
"Ich wollte dich nicht enttäuschen, Rora." flüsterte ich. Ihre kalten Hände strichen über meine Wangen und wischten die Tränen weg.
"Du hast mich nicht enttäuscht Djin. Du bist mein großer Bruder, ich hab dich immer geliebt. Du hast nichts falsch gemacht. Aber wenn du jetzt deine Liebe aufgibst, nur weil du denkst du müsstest es wegen mir tun, dann machst du einen Fehler Djin. Ich bin tot. Da kannst du nichts mehr dran ändern. Aber Caressa lebt. Nathan lebt. Und sie alle warten nur auf dich. Darum frage ich dich jetzt: Willst du Tot sein oder nicht?"
Ich sah Aurora an. Wollte ich? Der Tot war einfach. Ich hatte keine Schmerzen, ich sah meine Schwester, deren Ableben mich zerstört hatte, musste mich nicht mehr mit dem Himmel oder Dämonen rumschlagen, war frei von allerlei Verpflichtungen.
Konnte das Leben da mithalten? Ständig war man der Gefahr ausgesetzt schmerzen zu erleiden. Jemanden zu verlieren der einem Nahe steht. Welche Dinge im Leben konnte diesen Schmerz, der deine Seele in tausend Teile zerbrechen lassen konnte, ausgleichen? Gab es solche Dinge überhaupt? Schmerz war ständiger Begleiter im Leben. Ohne Schmerz war es nicht möglich zu existieren. Es musste immer jemand leiden. Wenn man liebte, stritt man. Man entzweit sich, trennte sich. Und wenn nicht das dann entriss der Tot einem das Glück früher oder später. Es war unvermeidlich. Selbst für unsterbliche lauerte das Ende hinter jeder Ecke. Wartete auf den Moment wo man es am wenigsten vermutete um dann zuzuschlagen. War es das wert?
Ein Bild von Caressa schlich sich in meine Gedanken. Wie sie lächelte und mich mit ihren schönen Augen ansah. Unwillkürlich breitete sich auch auf meinem Gesicht ein lächeln aus.
Selbst wenn ich jetzt zurückging, würde Caressa das selbe für mich empfinden? Das sie mich mittlerweile mochte, wusste ich, aber mehr?
Es würde eh nicht gehen. Wenn sie einmal zur Göttin ernannt wurde, würde ich sie nie mehr sehen. Warum also zurück gehen?
"Nathan." Fragend sah ich Aurora an und hob eine Augenbraue.
"Ich kenne diesen Blick Djin. Wenn nicht für Caressa, dann für Nathan." Ich musste schlucken. Nathan war wirklich der Einzige gewesen, der immer an meiner Seite war. Egal was ich ihm antat oder wie ich mich benahm. Er war immer da. Stand mir bei. Redete mir gut zu, selbst wenn ich ihn wegstieß.
"Und Jen." kam es weiter von Aurora.
Leicht musste ich grinsen. Auch Jen war so gut wie immer für mich da. Sie hatte immer versucht mich aufzufangen wenn ich fiel und half mir hoch wenn ich am Boden war.
"Diese Leute standen dir immer bei, Djin. Haben dir geholfen oder es zumindest versucht. Meinst du sie haben es verdient, dass du sie jetzt einfach fallen lässt? Sie so zurück lässt?" Ich schüttelte meinen gesenkten Kopf.
"Also was willst du: Leben oder sterben?" Ich musste wieder die Tränen zurück halten.
"Leben." schniefte ich leise.
"Ich will Leben." Aurora lächelte.
"Das war die richtige Entscheidung, Djin." Wieder verschwam alles vor meinen Augen.
Meine Augen fühlten sich an als wögen sie hunderte von Kilos, es war unmöglich sie zu öffnen. Anstelle von dem kalten Betonboden fühlte ich jetzt etwas weiches unter mir. Wie ein Bett.
"Lebe Djin." hörte ich Auroras Stimme ein letztes Mal flüstern bevor ich die Augen aufschlug und sah mich vorsichtig um. Ich war alleine. Das Zimmer in dem ich mich befand, war Auroras Zimmer im Waldhaus. Das erkannte man daran, dass die weißen Wände voller Kunst waren. Langsam sah ich an mir herunter. Ich trug nur eine graue Jogginghose, mein Oberkörper aber war in einen weißen Verband gewickelt. Vorsichtig setzte ich mich auf und schwang die Beine aus dem Bett. Als ich aufstand verschwom sofort alles und ich musste mich an der Wand abstürzten. Nachdem ich mich geräuspert hatte riss ich dir Tür auf. Ein wenig taumelnd ging ich durch den Flur und erreichte das große Wohnzimmer.
Nathan saß auf der Couch, hatte die Beine angezogen und den Kopf in den Nacken gelegt. Adriana stand am Fenster und starrrte hinaus. Von den anderen keine Spur.
"Und dafür bin ich von den Toten auferstanden?" brachte ich sarkastisch hervor und sofort schossen ihre Blicke zu mir. Ungläubig sahen sie mich an. Nathan aber fing sich als erster, kam auf mich zu und drückte mich fest an sich.
"Du lebst." seuftze er. Ich keuchte kurz auf da er genau gegen die Verletzung an der Brust drückte.
"Nicht mehr lange wenn du so weiter machst." kam es von mir und sofort ließ er mich los. Sah mir in die Augen.
"Wir hatten die Hoffnung schon aufgegeben." Ich runzelte verwirrt die Stirn.
"Wieso aufgegeben? Wie lange war ich den weg?" Nathan biss sich auf die Unterlippe.
"Fast drei Wochen." Ich riss die Augen auf. Es kam mir gerade mal vor wie wenige Minuten.
"Drei Wochen?" brachte ich hervor und Nathan nickte hastig. Wenn wirklich schon so viel Zeit vergangen war, war Caressa sicher schon zur Göttin ernannt worden. Ich zog scharf Luft ein, da mir der Gedanke ein stecken in der Brust verursachte.
"Wo sind die Anderen?" fragte ich leise und hatte insgeheim Angst vor der Antwort. Nathan zögerte.
"Caressa unterhält sich gerade mit Gabriel, wegen der Göttinnensachen. Sie weigert sich." Caressa weigerte sich Göttin zu werden? Sie wollte bestimmt nichts mehr mit der Sache zu tun haben, was ihr niemand übel nahm. Das bedeutete wohl das sie nicht wie ich empfand. Der Gedanke sorgte dafür dass sich mein Herz zusammen zog. Ich wollte noch etwas erwidern aber jemand kam mir zuvor.
"Hallo Djin." ertönte Gabriels Stimme und er betrat den Raum.
"Ich war mir nicht sicher ob du dich wirklich für das Leben entscheiden würdest. Aber ich froh das du es getan hast." Er legte mir eine Hand auf die Schulter.
"Wo ist Caressa?"
"Sie hat gerade ein Gespräch mit Michael." Ich nickte nur. Der Erzengel Michael wünschte sich schon seid ich denken konnte meinen Tot. Da würde ich lieber nicht reinfunken.
"Djin." Gabriel nahm eine meiner Hände und umschloss sie mit seinen.
"Du hast deine Aufgabe mehr als zufriedenstellend gemeistert, trotz Komplikationen. Somit sollst du bekommen was dir versprochen wurde. Hiermit wird deine Verbannung offiziell aufgehoben." Ich spürte wie ein kurzes schmerzhaftes Ziehen durch meinen Körper ging und ich musste kurz aufkeuchen.
"Ich bin stolz auf dich." flüsterte Gabriel.
"Los mach schon." drängte Nathan und ich musste kurz grinsen. Dann breitete ich meine Flügel aus. Kurz tat es in der Brust weh, aber das verflog schnell.
Adriana und Nathan zogen erschrocken Luft ein und auch Gabriel sah erstaunt aus. Schnell war der Grund dafür gefunden. Statt weißer Flügel, wie jeder normale Engel sie hatte, waren meine mehr Gold als alles andere.
"Sie sind Wunderschön." hörte ich Caressas Stimme hinter mir und drehte mich zu ihr um.
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Guardians (Abgeschlossen)
ParanormalNathan ist Caressas Schutzengel. Doch sie kann ihn sehen, was Menschen normalerweise nicht können sollten. Carissa ist etwas Besonderes. Um sie zu Beschützen brauchen sie die besten Krieger des Himmels, da es auch andere auf die junge Frau abgesehe...