Kapitel 50

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Caressa und ich folgten Kate durch die Gänge meines Hauses. Caressas aussage, es wäre Zeit neuen Platz zu schaffen, hatte sich in meine Gedanken gebrannt. Es war klar, dass sie damit nicht nur den Raum meinte. Sie war die erste Person gewesen, die diesen Raum von innen gesehen hatte, abgesehen von Aurora und mir. Oft hatte ich ihr einfach beim Zeichnen oder Lesen zugesehen.
In manchen Dingen erinnerte Caressa mich an Aurora. Einerseits machte es das mir teilweise schwer in ihrer Nähe zu sein, andererseits zog es mich zu ihr hin. Konnte ich wirklich nach so vielen Jahren über Auroras tot hinweg kommen? Ich hatte ein wenig Angst vor der Antwort, denn alles was ich im Moment war, war ich deswegen. Wenn ich drüber hinweg käme, würde ich dann wieder der alte Djin werden? Oder jemand ganz anders? Diese Fragen quälten mich und spuckten unaufhaltsam in meinem Kopf.
Wir drei kamen im Wohnzimmer an, wo Nathan auf und ab ging und aufgeregt mit jemanden redete. Caressa sah mich fragend an. Nathan sprach Russisch, weshalb sie ihn nicht verstand.
"Nathan. Was hast du rausgefunden?" Er legte auf und sah mich an.
"Kennst du einen abtrünnigen Dämon namens Dimitri?" Ich hob eine Augebraue und kniff mir kurz in den Nasenrücken. Der Name sagte mir was, aber ich kam nicht drauf. Nach kurzem überlegen fiel es mir dann ein.
"Ach ja, Dimitri, das alte Kameradenschwein. Hat seine Existenz als Dämon verweigert und wollte nicht mit der Hölle zu tun haben. Deshalb wurde er verbannt." Nathan sah mich mit erhobenen Augenbrauen an.
"Und wer bitte könnte mehr über den Dämonkönig wissen, als ein Dämon selbst?" Ich runzelte die Stirn und sah ihn skeptisch an.
"Wenn er wirklich was weiß und sich bereit erklärt uns zu helfen, wird er das nicht umsonst tun. Er wird eine Gegenleistung verlangen." Nathan nickte.
"Das ist mir klar. Aber Fragen schadet ja nicht. Weist du wo er normal so rumhängt?" Das letzte mal gesehen hatte ich Dimitri noch vor dem ersten Weltkrieg irgendwann.
"Ich hab ihn schon eine Weile nicht mehr gesehen. Das letzte mal 1912. Seine Frau war ein Mensch. Sie starb als die Titanic gesunken ist. Zu dem Zeitpunkt waren wir beide in London. Danach hab ich ihn nicht mehr gesehen, aber noch ein paar mal von ihm gehört." Ich hörte wie Caressa neben mir scharf Luft einzog und sah sie an.
"Der arme." flüsterte sie leise. Nathan sah mich nachdenklich an und kaute kurz auf seiner Unterlippe.
"Meinst du er ist noch da?" Ich verzog spöttisch das Gesicht.
"Das würde ich ja wohl wissen. London ist meine Spielwiese, Nathan. Da passiert nichts ohne das ich es weiß." Nathan hob die Hände.
"War ja nur ne frage. Kennst du jemanden der es wissen könnte?" Ich verdrehte sie Augen. Hörte er mir nicht zu?
"Weißt du ich hab eine dumme Idee. Ich könnte ihn einfach anrufen." Ich zog mein Handy aus der Hosentasche und schwenkte damit herum. Nathan sah mich sauer an.
"Du hast seine Handynummer? Warum hast du das nicht gleich gesagt!?" fuhr er mich an. Da war wohl jemand mit dem falschen Bein aufgestanden.
"Ich hab doch gesagt, ich hab von ihm gehört. Er hat mich irgendwann mal angerufen wegen irgendwas. Und ich fand es lustig zu sehen, wie du dich abmühst." Kate fing leise an zu lachen und auch Caressa versuchte ein Schmunzeln zu unterdrücken. Aber Nathan fand es wohl nicht so witzig.
"Du fandest es also lustig? Alles klar Djin, ist okay. Du brauchst die Situation nicht ernst zu nehmen. Mach du mal deine Scherze." Ich setzte gerade zu einer Antwort an als ich unerwartete Unterstützung bekam.
"Nathan in letzter Zeit hat djin mich mehr gerettet als ihr alle anderen. Ich denke schon das er es Ernst nimmt, nur halt auf seine Art." Erstaunt sah ich Caressa an. Das sie gegen Nathan und für mich sprach, hatte ich nicht erwartet. Und Nathan allen anschein nach auch nicht, wenn man sich seinen Gesichtsausdruck ansah.
Bevor die Situation noch eskalierte schaltete sich Kate ein.
"Also am besten machen wir es jetzt so. Caressa, du bleibst bei Djin, ich und Nathan versuchen noch etwas mehr über den Spastenkönig raus zu bekommen und Adriana und Jen halten eh auf dem Dach wache." Natham nickte und verschwand ohne ein weiteres Wort und Kate folgte ihm. Ich verdrehte die Augen.
"Ich glaube Nathan ist schon wieder in der Pubertät. Der ist ja nicht zum aushalten." brummte ich vor mich her, während ich Dimitris nummer raus suchte. Dann drückte ich auf wählen. Erst ging niemand ran, aber dann ertönte Dimitris Akzent aus dem Hörer.
"Djin. Was für eine Überraschung. Was willst du?" Ich lachte auf.
"Wie geht's dir Dimitri?" Nicht das es mich interessierte aber Dimitri war beeinflussbar. Ein paar schöne Worte und der Preis würde vielleicht abstumpfen.
"Passt. Bei dir muss ich ja gar nicht fragen. Aber genug jetzt, du rufst nicht einfach so an. Was willst du Djin?" Meine Mundwinkel zuckten.
"Wir haben ein kleines Problem. Du wirst nichts genaues erfahren also versuchs erst gar nicht. Ich habe nur eine Frage. Was weißt du über den sogenannten Dämonenkönig?" Am ende der Leitung herrschte Schweigen.
"Das sollten wir nicht am Telefon besprechen Djin. Am besten treffen wir uns. Wo bist du?"
"Am Arsch der Welt. Wir treffen uns in London. Ich werde ein paar Leute mitbringen. Du sagst uns was du haben willst und wenn wir bereit sind das zu zahlen, wirst du die Fragen nur beantworten und keine Stellen. Ist das so in Ordnung?"
"Natürlich. Aber für so ein Abkommen wird der Preis schon etwas höher sein Djin. Nur das du es weißt." War ja klar, die kleine gierige Ratte.
"Natürlich. Morgen in London, an deiner alten Wohnung."
"Gut." Ich legte auf und sah Caressa an. Sie hatte das Telefonat schweigend mitgehört und sah mich jetzt skeptisch an.
"Was meinst du wird er verlangen?" Ich schüttelte kurz den Kopf.
"Keine Ahnung. Das werden wir morgen sehen."

Guardians (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt