Kapitel 88

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"Training ist für heute beendet!" rief ich über den Platz und erleichtert ließen alle ihre Waffen sinken. Seid ich vor einem Monat wieder hier her gekommen war, trainierte ich die zukünftigen Schutzengel im Kampf mit Waffen.
Seid einem Monat war ich nicht mehr in der Menschenwelt gewesen.
Seid einem Monat hatte ich keinen Dämon mehr getötet.
Seid einem Monat hatte ich sie nicht mehr gesehen.
Und seid einem Monat war ich tot unglücklich.
Die Leute wollten mich hier nicht haben und ließen keine Situation aus um mir das zu verdeutlichen. Sie griffen mich nicht an oder ähnliches aber ihre verachtenden Blicke und ihre Ignoranz mir gegenüber machte ihren Standpunkt mehr als deutlich.
Ich war unerwünscht. Einerseits konnte ich sie voll und ganz verstehen. Ich hatte nun mal viel scheiße gebaut. Aber hatte nicht jeder eine zweite Chance verdient? Die einzigen die mit mir redeten waren Gabriel, Adriana und Nathan, wenn dieser mal da war. Aber er hatte soweit ich wusste einen neuen Schützling bekommen.
"Was bedrückt dich, Djin?" fragte Gabriels Stimme hinter mir und er ließ sich neben mich auf die Bank fallen.
Bitter lachte ich auf.
"Wenn ich es wüsste würde ich es dir sagen." Gabriel warf mir einen Seitenblick zu.
"Du hast Liebeskummer, Djin." Ich zuckte zusammen und sah Gabriel erschrocken an.
"Woher-" Er unterbrach mich lachend.
"Glaubst du wirklich ich habe es nicht bemerkt? Ich bitte dich, Djin. Ich kenne sich seid deiner Geburt. So wie bei Caressa hast du dich nie einer Frau gegenüber verhalten. Nathan ist es auch aufgefallen." Ich seufzte.
"Und selbst wenn. Es spielt jetzt eh keine Rolle mehr. Ich bin jetzt hier und sie nicht. Sie hat das Amt abgelehnt, Gabriel. Damit ist sie für den Rat gestorben, auch wenn die das nie zugeben würden." Gabriel nickte und sah mich forschend an.
"Ich glaube, ich weiß so dein Problem liegt. Jahrhunderte hat du dir eingeredet, dass hier dein Zuhause ist. Hast darum gebangt, dass du wahrscheinlich nie wieder her kommen konntest. Aber nebenbei hat du nicht bemerkt wie die Welt der Menschen dein Zuhause wurde." Ich senkte den Kopf und fuhr mir mit der Hand durch die Haare.
"Ich weiß nicht. Vielleicht liegt es auch daran dass die Leute mich nicht mehr akzeptieren."
"Glaubst du das wirklich oder versuchst du dir das einzureden?" Ich seufzte ich.
"Man ich weiß es doch auch nicht!" Diesmal klang meine Stimme leicht verzweifelt. Eine kleine Reflexion von dem was ich in mir fühlte.
"Djin ich bin ehrlich zu dir. Ich glaube nicht, dass das der richtige Ort für dich ist. Ich hab was für dich." Ich setzte mich gerade auf und nahm den Zettel den Gabriel mir entgegen hielt.
"Wenn du es willst, kannst du gehen. Es steht dir natürlich weiterhin frei in den Himmel zu kommen wann du willst. Du kannst in der Menschenwelt wohnen und gelegentlich werden wir dir Aufträge zustellen, meistens wahrscheinlich abtrünnige Dämonen zu finden und töten. Du machst quasi das selbe wie vorher auch, nur das es diesmal in einem Auftrag passiert. Du darfst nur keine Menschen töten oder unschuldige Dämonen." Ich hob sarkastisch eine Augenbraue.
"Sowas gibt es?" Gabriel nickte.
"Denk an Jeremie. Er ist ein Dämon und hat es geschafft das der Rat ihn unter seinen Schutz gestellt hat. Er versorgt uns mit Informationen." Ich schnaufte. Ein Dämon der für den Rat der Engel arbeitete. Gab es auch nicht alle Tage.
Ich warf einen Blick auf den Zettel den Gabriel mir gegeben hatte und faltete ihn auseinander. Es war die Zeichnung von Caressas Gesicht, die ich in Auroras Notizbuch gefunden hatte.
"Wo hast du das her?" fragte ich eisig. Ich hasste es wenn man einfach an meine Sachen ging!
"Hat mir ein Vögelchen vobei gebracht." lächelte Gabriel sanft. Ich kniff ein Stück die Augen zusammen und dachte nach.
"Es war Adriana oder?" kam es dann nach kurzer Zeit von mir und anhand von Gabriels Reaktion wusste ich dass ich richtig lag. Er drehte nämlich ohne ein Wort den Kopf weg.
"Willst du gehen Djin? Oder bleiben?" Diese Frage erinnerte mich an das was Aurora mich gefragt hatte. Leben oder Tod? Ich hatte mich für das Leben entschieden. Aber welche Entscheidung sollte ich jetzt treffen? Ich liebte Caressa. Wusste aber nicht ob sie das selbe empfand.
Ich konnte weiter Dämonen jagen und töten, aber würde wieder alleine sein, abgesehen von Jen und meinem Bruder.
"Wenn du nicht gehst, wirst du es nie erfahren. Aber ich denke, dass deine Chancen gut stehen, dass sie auch etwas für dich empfindet." Ich zögerte und biss mir kurz auf die Unterlippe.
"Seid wann bist du den ein Feigling Djin?" Ich setzt mich sofort kerzengerade auf.
"Ich bin kein scheiß Feigling!" fuhr ich Gabriel an und er hob eine Augenbraue.
"Na schön. Ich werde gehen. Aber ich darf immer zurück kommen?" fragte ich sicherheitshalber noch mal nach und Gabriel nickte. Wenn Caressa mich abweisen würde, würde ich zurück kommen. Dann hielt mich nichts mehr in der Menschenwelt und ich konnte anfangen damit abzuschließen.

Noch nie kam mir ein Flug so lange vor obwohl ich mit meinen goldenen Flügeln noch schneller war als vorher. Auroras Waldhaus, welches jetzt Caressa gehörte, lag fast komplett im Dunkeln da. Nur im Wohnzimmer schien das Licht. Sie war also da. Langsam wurde ich nervös.
"Verdammt ich bin echt ein Feigling." murmelte ich und fuhr mir durchs Gesicht. Aber jetzt konnte ich nicht mehr zurück gehen. Lautlos landete ich auf der Terrasse und lehnte mich an das Geländer. Ich musste das Haus nicht betreten.
Caressa würde meine Anwesenheit spüren. Kurz darauf hörte ich wie eine Glastür aufgeschoben wurde.
"Djin?" fragte Caressas Stimme ungläubig.

Guardians (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt