Es kam selten vor das ich sprachlos war. Sehr selten. Ich konnte mir gut vorstellen was Caressa jetzt fühlen musste. Nicht nur weil ich so etwas schon selbst erlebt hatte, sondern auch weil ihre Trauer und ihr Schmerz durch meinen Körper jagten, als wäre es mein eigener.
"Nein." flüsterte Caressa schmerzerfüllt. Sie machte einen kleinen Schritt nach vorne. Gerade dachte ich, dass sie noch erstaunlich gefasst war, aber dann brach sie zusammen. Sie fiel auf dir Knie und fing an hemmungslos zu weinen.
"Warum haben sie das getan? Er hat damit nichts zu tun!" brachte sie schlunzend hervor.
Ich musste zugeben, ich war mit der Situation überfordert. Wusste nicht wie ich mich verhalten sollte.
Gerade beschloss ich, dass es ein guter Anfang wäre ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter zu legen, als sich meine Nackenhaare aufstellten.
Wachsam sah ich mich um und auch Kate blickte unruhig umher. Die einzige die nichts zu bemerken schien war Adriana, da ihr selbst Tränen über die Wange liefen.
Es fühlte sich an als wäre die Luft elektrisch Geladen und die Luft war ziemlich dick.
"Djin. Sieh dir das an." hauchte Jen. Sie starrte gebannt aus dem Fenster.
Ich trat neben sie und Jen zeigte in den Himmel. Ich sah auf.
Und erstarrte.
Der Himmel, welcher eben noch strahlendblau gewesen war, zog sich so schnell mit dunklen Wolken zu, dass es nur wenige Sekunden dauerte, bis es draußen düster war.
"So etwas bekommt kein Dämon auf die Kette. Meinst du im Himmel ist was passiert?" fragte Jen leise.
Ich schüttelte den Kopf.
"Ich glaube mehr, dass der Auslöser dafür in diesem Raum ist." Jens und mein Blick wanderten gleichzeitig zu Caressa, die immer noch weinend auf dem Boden kniete.
"Wir müssen sie beruhigen, bevor noch mehr passiert."
Jen sah wieder nach draußen und riss die Augen auf.
"Das ist echt krass." Ich folgte ihrem Beispiel und sah aus dem Fenster. Die Äste eines Baumes schlugen wegen dem starken Wind wild umher.
Mit wenigen Schritten ging ich zu Caressa hin und kniete mich vor sie.
Ich hob ihren Kopf an und zwang sie in meine Augen zu sehen.
"Caressa ich weiß, dass das jetzt schwer ist, aber du musst dich beruhigen." Sie schloss die Augen und schniefte weiter, schien gar nicht wirklich zu realisieren, dass ich mit ihr redete.
"Ich helfe dir." flüsterte Kate und legte beide Hände auf Caressas Schultern. Sofort wich ein Teil des Schmerzes aus Caressas Gesicht.
"Djin." flüsterte sie leise, während weiterhin Tränen über ihr Gesicht liefen.
"Es tut so weh." Ihre Stimme brach. Ich legte meine Hände an ihre Wangen und wischte mit den Daumen darüber.
"Ich weiß. Ich weiß genau wie sich das anfühlt." Caressa legte eine ihrer Hände über meine und klammerte sich daran.
Ein wenig überrascht war ich schon. Ich hatte mehr damit gerechnet, dass sie sich an Adriana wandte oder vielleicht sogar an Kate, aber ich war normal niemand den sich die Leute aussuchten, wenn sie traurig waren.
Das sie mich eigentlich nicht leiden konnte, schien ihr aber gerade egal zu sein, also legte ich einen Arm um sie und sofort vergrub sie ihr Gesicht an meiner Schulter.
Meinen anderen Arm legte ich unter ihre Beine und stand mit ihr zusammen auf.
Mein Blick richtete sich auf Adriana, die uns mit nassen Augen musterte.
"Kümmerst du dich hier um alles? Ich bring sie zusammen mit Kate nach Hause." Adriana wichte sich mit dem Handrücken über die Augen und runzelte leicht die Stirn.
"Djin du kannst keine zwei Leute tragen."
"Doch kann ich. Kate kann auf meinen Rücken. So hab ich..Aurora auch immer getragen." Adriana biss auf ihre Unterlippe. Dann schüttelte sie ergeben den Kopf.
"Na schön wenn du das sagst. Ich kümmer' mich mit Jen darum. Pass auf sie auf." Sie deutete mit ihrem Kinn auf Caressa, die mit ihren Tränen mein Shirt durchnässte.
"Mach ich." Ich deutete mit dem Kinn, dass Kate vorgehen sollte.
Sie tat es und musterte mich unsicher. "Also nichts für Ungut, Djin, du bist schon echt ziemlich Kräftig, aber glaubst du wirklich du schaffst es uns beide so eine Strecke zu tragen?" Ich schnaufte.
"Ich hab das schon öfters gemacht. Natürlich schaff ich das." Kate sah immer noch nicht vollständig überzeugt aus.
Da ich Caressa schlecht absetzten konnte, musste ich mit dem Shirt an, die Flügel ausbreiten, sodass es zerriss. Dann stellte ich mich mit den Rücken zu Kate.
"Spring auf." Kate zögerte, tat aber was ich sagte.
Mit Kate auf dem Rücken und Caressa in den Armen dauerte der Flug zurück etwas länger, aber wir waren dennoch recht schnell.
Nathan wartete schon auf der Terrasse auf uns und kam mir sofort entgegen gelaufen.
"Bist du gerade mit beiden geflogen!?" brüllte er sobald ich gelandet war. Kate sprang sofort von meinem Rücken.
"Gott ich flieg nie wieder mit dir." keuchte sie und war verdächtig grün um die Nase.
"Ja bin ich. Und jetzt geh aus dem Weg." Ich drängte mich an ihm vorbei und ignorierte sein rufen.
"Kate erklärt es dir!" rief ich zurück.
Dann fiel mein Blick auf Caressa. Sie war verdächtig ruhig. Leise schniefte sie noch vor sich her, aber hauptsächlich liefen ihr stumme Tränen über das bleiche Gesicht.
In ihrem Zimmer angekommen, schlug ich die Decke zurück und legte sie ins Bett. Sie hielt immer noch meine Hand fest in ihrer und zu meiner Überraschung musste ich einiges an Kraft anwenden um ihren Griff zu lösen. Gerade wollte ich aufstehen und gehen, da öffnete sie die Augen und sah mich direkt an und ich erwiderte ihren Blick.
"Bitte geh nicht. Ich will nicht alleine sein." flüsterte sie. Ich presste die Lippen zusammen.
"Ich schicke Nathan. Der kann sowas besser als ich." gab ich ebenso leise zurück und strich aus irgendeinem Grund mit den Fingerknöcheln über ihre Wange.
Immer noch wandte keiner den Blick ab. Irgendwie widerstrebte es mir meinen Bruder zu ihr zu schicken, aber er konnte ihr besser helfen als ich.
Also wandte ich den Blick ab und erhob mich.
"Ich schick dir meinen Bruder." Mit diesen Worten verließ ich den Raum. Natürlich saß Nathan davor und sah mich traurig an.
"Das muss schrecklich für sie sein." sagte er nach kurzen schweigen. Ich nickte. "Geh du zu ihr. Du kannst das besser als ich."
Ohne ein weiteres Wort ging Nathan in Caressas Zimmer. Nathan war jemand der gut trösten konnte. Er nahm die Person dann immer in den Arm und sprach beruhigend auf sie ein. Bei dem Gedanken presste ich die Lippen fest zusammen.
In meinem Zimmer zog ich das zerissene Shirt aus und schmiss es in eine Ecke. Während ich mir aus dem Schrank ein neues suchte sagte ich: "Falsches Zimmer, Kate." Ich hatte sie schon gespürt als ich reingekommen war.
"Ich weiß. Ich bin ein Angsthase und um ehrlich zu sein will ich nicht alleine sein." Am ende hin wurde sie immer leiser. Ich hob eine Augenbraue.
"Caressa will bestimmt Gesellschaft." Kate stand auf und knallte die Schranktür zu.
"Hör auf immer alle abschieben zu wollen." Ich schob mich an ihr vorbei und setzte mich auf den Bettrand. Kate setzte sich neben mich und legte beide Arme um mich.
"Es tut mir leid für dich. Nicht nur Caressa leidet. Du auch. Nur sieht das keiner oder es interessiert sie nicht. Das tut mir leid." Ich schnaufte.
"Das brauch es nicht. Das bin ich gewöhnt." Kate schnaufte.
"Das ist gemein. Nie denkt jemand an dich. Wahrscheinlich weil sie denken das es dir nichts ausmacht. Aber ich kann spüren, dass es nicht so ist." Ich drehte den Kopf weg.
Ich konnte Kate erstaunlich gut leiden, aber das sie mich lesen konnte wie ein offenes Buch, konnte ich nicht ab.
Kate legte eine Hand an meine Wange und drehte mein Gesicht zu ihr herum. Dann drückte sie ihre Lippen auf meine.
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Guardians (Abgeschlossen)
ParanormalNathan ist Caressas Schutzengel. Doch sie kann ihn sehen, was Menschen normalerweise nicht können sollten. Carissa ist etwas Besonderes. Um sie zu Beschützen brauchen sie die besten Krieger des Himmels, da es auch andere auf die junge Frau abgesehe...