Kapitel 68

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Alle warfen Gabriel zögerliche oder verärgerte Blicke zu. Es herrschte schweigen, keiner wagte es die Stille zu durchbrechen, bis ich wieder die Stimme erhob.
"So schwer es mir auch fällt das zuzugeben, aber sehe ich für dich vielleicht aus, als könnte ich irgendjemanden auch nur ansatzweise Beschützen?" gab ich kalt von mir. Ich ignorierte die Blicke der Anderen, die mir klar signalisierten, dass ihnen nicht gefiel was ich tat.
"Dir scheint es besser zu gehen als gestern. Weist du, auch wenn ich nicht hier bin, habe ich trotzdem ein Auge auf euch." Kurz schoss mein Blick zu Caressa und sie schien an das selbe zu denken wie ich, denn sie mied bewusst meinen Blick.
"Ich habe ausnahmsweise gut geschlafen." Immernoch klang meine Stimme monoton und gab nicht von meinen Gefühlen preis. Weder von meiner Wut, noch von der leichten Enttäuschung, dass er Caressa keinen neuen Schutzengel geben wollte.
Er dachte wahrscheinlich, dass ich mich drücken wollte, aber leider sah die Antwort anders aus.
Ich hatte Angst, dass Caressa was passiert. Dass ich wieder versagen würde und sie wegen meinem Fehler starb. Wie Aurora.
Und es war nicht mal mein Leben um das ich mich sorgte, sondern ganz alleine Caressas.
Weil mir langsam bewusst wurde, dass sie mir doch wichtiger war, als ich zugeben wollte.
Es fühlte sich komisch an in ihrer Nähe zu sein.
Heute morgen hatte ich es zum ersten Mal gespürt. Ich war vor Caressa wach gewesen und sie hatte sich im Schlaf so gedreht, dass ich ihr ins Gesicht sah. Sie hatte so friedlich und entspannt ausgesehen. Mittlerweile war sie fast dauerhaft gestresst.
Bei diesem Anblick, hatte es sich angefühlt als würde sich etwas in meiner Brust zusammenziehen. Aber es war kein Unangenehmes Gefühl gewesen.
Kurz darauf war Caressa aufgewacht und ich hatte mich schlafend gestellt.
"Nathan, ich würde gerne noch mit dir reden." sprach Gabriel Nathan an. Dieser nickte und folgte ihm durch die Tür.
Sobald die beiden draußen waren landeten alle Blicke auf mir.
"Djin! Wieso läufst du schon wieder hier rum?" fing Jen an zu meckern und ich verdrehte die Augen.
"Wenn ich nicht langsam wieder anfange damit, werde ich noch ewig in diesem scheiß Bett liegen bleiben.
Und da hab ich keine Lust drauf, sorry." fuhr ich sie gereizt an und Jen machte erschrocken einen Schritt nach hinten. Ich schloss die Augen und seufzte.
"Sorry." murrte ich leise und ließ meinen Blick durch den Raum gleiten, bevor ich mich neben Caressa auf dem Sofa nieder ließ.
Dann sah ich nacheinander Caressa, Jen und Kate an.
"Hört auf mich wie ein Kleinkind zu behandeln. Wenn ich laufen will, dann tue ich das auch. Und ich habe keine Lust, mich immer mit euch anlegen zu müssen, klar?" Die drei Nickten ohne ein Wort zu sagen.
Dann kam Nathan zusammen mit Gabriel wieder rein und Nathan Gesichtsausdruck war wie eingefroren.
"Die Dämonen, die die Stadt zerstört haben, unterstehen dem direkten Befehl vom Dämonenkönig. Dieser wird langsam zu einer tatsächlichen Bedrohung. Der Rat hat beschlossen, dass er beseitigt werden muss. Allerdings sind alle unsere qualifizierten Krieger gerade unterwegs.  Deswegen wird es noch etwas dauern, bis wir die nötigen-"
Ich unterbrach Gabriel.
"Ich mach es." Alle Blicken schossen zu mir und sahen mich geschockt an.
"Djin glaubst du wirklich-" fing Jen zögerlich an, aber Gabriel kam ihr zuvor.
"Das wird eine schwere Aufgabe Djin. Noch schwerer als alles andere bis jetzt."
Ich beugte mich vor und stützte meine Arme auf den Beinen ab.
"Ich mach es. Ich hab eh noch eine Rechnung offen, mit dem Arschloch." knurrte ich leise. Gabriel nickte.
"Gut. Ich werde dafür sorgen, dass alle nötigen Vorbereitungen dafür getroffen werden und du alles hast was du brauchst. Ich werde mich bei euch melden." Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab und verließ das Haus. Zurück blieb ich mit vier Personen, die mich immer noch mit großen Augen ansahen.
"Djin, das überlebst du nicht. Er wird dich umbringen." hauchte Kate und hatte sich eine Hand an die Brust gelegt.
Ich verdrehte die Augen.
"Dann sterbe ich wenigstens aus einem guten Grund und werde nicht einfach irgendwann von einem behinderten Dämon getötet."
Immer noch lagen alle Blicke auf mir und langsam spürte ich, wie die Wut in mir anstieg.
"Das letzte Mal war ich nicht darauf vorbereitet okay? Jetzt hört verdammt nochmal auf mich anzustarren!" fuhr ich sie an. Einen kurzen Moment noch herrschte schweigen, bevor sich Kate erhob und in die Küche verschwand, Jen aufs Dach ging um Adriana abzulösen und Nathan sich aufs Sofa fallen ließ.
Ich schüttelte den Kopf und ging langsam in mein Zimmer zurück, wo ich mich auf den Rand vom Bett setzte und ein Buch von meinem Nachtschrank nahm.
Es war Auroras Skizzenheft gewesen. Ich blätterte ziellos darin herum, einfach weil es mich beruhigte.
Bis mein Blick auf einer Seite kleben blieb. Unwillkürlich entwich mir ein leises lachen und ich strich über das Gesicht, dass Aurora vor vierhundert Jahren gezeichnet hatte.
Es sah eins zu eins aus wie Caressa. Ich hatte ja gewusst, dass meine Schwester leichte hellseherriche Fähigkeiten gehabt hatte, aber das war wirklich ein bisschen komisch.
Meine Zimmertür wurde geöffnet und Caressa betrat den Raum.
"Bist du wirklich sicher, dass du das schaffst Djin?" fragte sie zögernd.
Ich zuckte mit den Schultern.
"Uns selbst wenn nicht, wäre auch kein allzu großer Verlust." murmelte ich und klappte das Buch zu.
"Natürlich wäre das ein Verlust. Du siehst es vielleicht wirklich nicht, oder willst es einfach nicht sehen, aber allen hier, auch Gabriel, bedeutest du was." Ich drehte den Kopf weg.
"Wenn du meinst." Caressa setzte sich neben mich.
"Ich meine es nicht sondern weiß es." Ich schnaufte.
"Was willst du Caressa?" Sie war bestimmt nicht nur hergekommen, um Smalltalk zu halten. Ich hörte wie sie sich räusperte.
"Ich wollte dich bitten die Aufgabe..jemand anderen zu überlassen."
Ich dehte den Kopf und sah ihr direkt in die Augen.
"Ich muss das tun Caressa. Wenn nicht für euch, dann für mich. Ich liebe es nämlich Rache zu nehmen." Caressa zog ein bisschen die Stirn in falten.
"Du bist noch nicht mal wieder richtig auf den Beinen, Djin." versuchte sie es weiter. Ich musste grinsen und hob sarkastisch eine Augenbraue.
"Kleine, kann es sein, dass du dir sorgen um mich machst?" Caressa öffnet den Mund, schloss ihn aber sofort wieder schloss und ihre Wangen färbten sich sogar ein bisschen rot.
Anscheinend hatte ich sie voll erwischt.
Und wieder fühlte ich dieses komische Ziehen in der Brust, welches ich noch nicht ganz definieren konnte.
Vorsichtig hob ich eine Hand und schob Caressa eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
"Du brauchst dir keine Sorgen machen, Kleine. Ich schaff das." versprach ich ihr. Sie sah ein Stück hoch, direkt in meine Augen.
In meinem Kopf setzte etwas aus. In diesem Moment, wollte ich sie einfach nur küssen.
Also senkte ich langsam meine Kopf, damit Caressa hätte zurückweichen können. Tat sie aber nicht.
Kaum mehr ein Zentimeter trennte unsere Münder voneinander und ich konnte Caressas schnellen Atem an einem Gesicht fühlen.
Gerade als ich letzten Millimeter überwinden wollte, holte mich Nathans Stimme zurück in die Realität.
"Djin, komm mal her!"
Sofort riss ich die Augen auf und wich zurück. Danach rannte ich fast aus dem Raum und ließ Caressa alleine zurück.

Guardians (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt