Das Glas vor mir war leer. Ihres auch. Und ich hatte Schwierigkeiten zu entscheiden, ob ich sie nach einem weitern Drink fragen sollte oder nicht. Auch wenn erst eine knappe dreiviertel Stunde vergangen war. Schließlich wusste ich von Nele und mir war bewusst, dass sie sicherlich nicht allzu lange bleiben konnte.
"Noch einen Cocktail?", fragte ich also vorsichtig, versuchte zugleich aber meine Unsicherheit dabei so gut wie möglich zu verstecken. Sie lächelte kurz: "Klar, gerne."
Alexa wollte gerade aufstehen, um mit mir gemeinsam an die Bar zu gehen, als ich schon nach ihrem leeren Glas griff und ihr zu Verstehen gab, dass sie getrost sitzen bleiben konnte. Gentelman like und auch ein wenig erleichtert, dass sie noch etwas Zeit hatte, ging es an die Bar, wo mittlerweile doch der ein oder andere anstand auf seine Bestellung zu warten schien. Kaum fünf Minuten später jedoch standen zwei neue Gläser auf dem Tisch und unsere Unterhaltung, die wir zuvor geführt hatten, ging weiter.
Alexa war eine der wenigen Personen, die ich kannte, bei denen es selbst am Anfang des Kennenlernens nie unangenehm war, wenn kurz Stille herrschte und vor allem: Wenn doch einmal Stille herrschte, suchte man nicht verkrampft, fast schon zwanghaft nach Themen, um das Gespräch irgendwie am Laufen zu halten, sondern genoss die kurze Ruhe. Stattdessen schien sich unser Gespräch wie von selbst am Leben zu halten, genährt von den unterschiedlichsten Themen, die vom Wetter bis hin zu Quantenphysik reichten.
Alles in allem konnte man den Nachmittag im Vapiano also als mehr als gelungen bezeichnen, wobei ich auch zugeben muss, dass ich dann doch den ein oder anderen Cocktail mit Alkohol getrunken habe. Leider war die Auswahl an alkoholfreien Mixgetränken nicht allzu groß...
Doch wem mache ich was vor? Natürlich hätte ich auch irgendwann zu Cola, Wasser oder vielleicht sogar zu Mate (wobei ich mir nicht sicher war, ob Vapiano meine heißgeliebte Club Mate überhaupt führte) umschwenken können, aber ich hatte eben mal wieder Lust auf gute Cocktails mit "Milch". Hust Hust. Außerdem muss ich zu meiner Verteidigung sagen, dass Alexa auch ab und zu mitgenippt hatte.
Irgendwann gegen halb acht war dann jedoch Schluss. Schließlich musste Alexa noch Nele abholen, welche trotz Wochenende nicht allzu spät ins Bett sollte. Und auch ich musste langsam los, um noch von zuhause das Zeldamonopoly zu holen, bevor ich zu Frodo fuhr.
Gemütlich schlenderten wir über den Alex, vorbei an den Brunnen und hin zu den Fahrradständern am anderen Ende. Wir genossen die gemütliche Atmosphäre und auch wenn es noch helligster Tag war, konnte man doch schon die Spur eines Sonnenuntergangs erahnen, der noch die letzten wärmenden Sonnenstrahlen zur Erde schickte. Alexa hatte sich vorsorglich und verantwortungsvoll mit dem Alkohol zurückgehalten und auch ich merkte langsam, wie der Alkohol wieder aus meinem Blut verschwand. "Die Tage mal wieder Zeit?", fragte ich entspannt, während wir nebeneinander hergingen und die Menschen beobachten. "Ich muss schauen.", kam es seufzend von Alexa, an deren Stimme man jedoch zu gut erkennen konnte, dass auch sie auf eine Wiederholung des Nachmittags hoffte. "Ist nicht immer ganz einfach mit Kind mal einen Abend frei zu kriegen.", fügte sie erklärend hinzu. Wir waren mittlerweile an den Fahrradständern angekommen und Alexa bewegte sich zielstrebig auf ein noch recht neues bzw. sehr gepflegt wirkendes Mountainbike zu. Ich dagegen war vielleicht ein Meter von ihr entfernt stehen geblieben und beobachtete mit einer gewissen Faszination die Leichtigkeit, die in jeder ihrer Bewegungen lag, wie sie kurz in die Knie ging und das Schloss an ihrem Rad aufsperrte, ehe ich meinte: "Wir können auch gerne mal untertags was machen. Während Nele im Kindergarten ist."
"So lange die Sommerferien noch nicht sind, gerne.", kam es von Alexa, die kurz lächelnd zu mir blickte. Zwei Handgriffe später hing das Schloss an seinem gewohnten Platz am Rad. Alexa hatte sich wieder aufgerichtet und ging einen kleinen Schritt auf mich zu. Jetzt hieß es für's Erste wieder Abschied nehmen, bis man es irgendwann wieder schaffte sich für ein Treffen zu verabreden.
Ihre blauen Augen musterten mich kurz. "Woran denkst du gerade?", kam es schmunzelnd von ihr. Meine nachdenklichen Blicke schienen ihr nicht verborgen geblieben zu sein. Ich zuckte kurz mit den Schultern. "Ich find's nur schade, dass es vielleicht so lange dauern könnte, bis man sich mal wieder sieht.", gab ich halbwegs wahrheitsgemäß von mir. Die Faszination, die sie in jedem Moment ihrer Anwesenheit auf mich auswirkte, verschwieg ich dagegen geflissentlich.
Sie lächelte sanft. "Ja, da hast du wohl recht. Ein wenig schade ist es ja schon.", entgegnete sie, während ihre blauen Augen durch die Hülle meines Körper hin durch zu dringen schienen, hin zu meinem Innersten, meiner Seele. Stille entstand, in der ich nichts anderes machte als sie fast schon verliebt anzustarrte, die kleinen Grübchen um ihre Lippen musterte und mich über ihr sanftes Schmunzeln freute. Etwas knisterte und innerhalb von Sekunden schien das Knistern wie ein Gewitter über mich hereinzubrechen, als es mir schließlich bewusst wurde: Ich wollte sie. Ich wollte diesen einen Menschen im Universum. Ich wollte ihn mein Eigen, mein zweites Ich nennen können, wollte ihn mit meiner Liebe überschütten.
Und genau in dem Moment, in dem ich scheinbar keine Kontrolle mehr über meine Gedanken zu haben schien, machte sie einen weiteren, kleinen Schritt auf mich zu. Ihr lieblicher Geruch stieg in meine Nase und betörte mich innerhalb von Skundenbruchteilen. Ein Mix aus den süßlichsten Blüten aller mir nur bekannter, mediterranen Zitrusfrüchte hing sich in meiner Kleindung fest und versetzte mich gedanklich auf eine kleine Insel irgendwo im Mittelmeer. Mein Atem stockte, als sie einen weitern Schritt an mich heran trat. Jede Zelle meine Körpers schien sich auf den EINEN ersten Kuss einzustellen, doch noch ehe ich im vernebelten Zustand hätte reagieren können, spürte ich auch schon ihre Wärme an meiner Brust und ihre liebevolle Umarmung.
Im nächsten Moment realisierte ich nur noch den Schatten einer Berührung auf meiner Haut und das wie aus weiter Ferne klingende "Also, wir schreiben?". Ich blinzelte. Der Traum, die Illusion, der alles einhüllende Gedanke an sie verblasste. Stattdessen nickte ich nur und versuchte zu nicht allzu gequält zu lächeln.
Alexa stieg auf ihr Rad, winkte noch kurz und fuhr davon, während ich ihr mal wieder einfach nur nachstarrte und nicht wusste, was ich denken sollte.
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Ach ja .. armer Flo ;)
Ich hoffe natürlich wie immer, dass euch das Kapitel gefallen hat und freu mich schon sehr auf Kommentare, Reviews und ähnliches :D
Und zum Titel: Der ist dieses Mal einer Freundin geschuldet, als schlagt mich nicht, wenn ihr euch - so wie ich- Zitronen vorstellt, die wie schwebend in der Luft herumliegen ._."
Btw: Habt ihr das Video von Joko und Klaas gesehen? Ich bin zwar kein riesen Fan (eigentlich nicht mal Fan) von den beiden, aber das Video ist ihnen extrem gut gelungen. Klare Worte in einer Zeit, in der sich viele Politiker vor eben diesen scheuen. Danke dafür!
LG Eure Heide :x
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Adult Love (LeFloid FF)
FanfictionLiebe ist so eine Sache. Man kann nicht bestimmten, wen man liebt oder ob man überhaupt liebt, selbst wenn man es gerne würde. Flo ist bereits 26 als er in einer Vorlesung auf die drei Jahre jüngere Alexa und ihre fünfjährige Tochter trifft. Mehr od...