„Hi.", meinte ich, als ich langsam in Hörreichweite zu ihr gekommen war und versuchte dabei möglichst so zu klingen, wie ich es immer tat, doch es gelang mir nicht recht. Etwas war anders. Meine Gedanken, meine Einstellung ihr gegenüber hatten sich geändert. Das „Ziel" war ein anderes geworden. Diese anfängliche Schüchternheit, diese vorsichtige Distanz, die man zu Beginn einer jeden menschlichen Beziehung tief in sich gekehrt fühlte, war wieder da. Es war wie ein neues Kennenlernen des bereits Bekannten.
Alexa blickte auf. Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. „Hi.", entgegnete sie und an ihrem Ton merkte ich die selbe Zurückhaltung. Sie schluckte kurz, kaum merklich und folglich kaum der Erwähnung wert, doch der genaue Beobachter hätte ihm Bedeutung zugemessen, hätten jeder kleinen Regung eine Bedeutung zugewiesen und seine Schlüsse daraus gezogen. Für einen kurzen Moment stand ich einfach da und wusste nicht recht, was ich eigentlich machen sollte, ehe etwas in mir mich daran erinnerte, dass dumm Rumstehen keine Option war.
„Willst du irgendwo bestimmtes hin?", hakte Alexa vorsichtig nach, die den stummen Moment des Nicht-weiter-wissens wohl als nachdenken interpretiert hatte. Ich zuckte mit den Schultern. „Vorschläge?", gab ich die Frage an sie zurück. Sie schüttelte leicht den Kopf – fast ein wenig verlegen als fühle sie sich wie von einem Lehrer ertappt beim Träumen-, dann lächelte sie leicht und ein leises Lachen erklang. „Schon irgendwie komisch oder? Da verabredet man sich zum Weggehen und weiß nicht mal wohin man eigentlich weggehen will."
Ihre Worte verursachten ein sanftes Schmunzeln auf meinen Lippen, während in meinem Kopf nur der Satz „Mit dir ist es mir völlig egal, wohin ich weggehe" herum schwirrte, doch den konnte ich ja wohl schlecht bringen. „Die Stammmilchbar von mir und Frodo liegt nicht weit von hier.", meinte ich stattdessen und zeigte kurz in die Richtung, in der sie in etwa lag. „Zehn Minuten maximal."
„Stammmilchbar?", kam es sichtlich belustigt der Milch im Wort wegen von Alexa, „Ich dachte wir wollten was trinken gehen." Sie zwinkerte kurz. „In meinem Bekannenkreis sagen wir nicht ‚Wir gehen heute Abend noch mal ordentlich saufen', sondern eben ‚Wir gönnen uns noch ne Milch'. Sozusagen Jugendschutz. Deshalb Stammmilchbar.", erklärte ich die Bezeichnung. „Achso, also als Schutz für Zuschauer?", meinte Alexa, wobei man ihr anmerkte, dass sie den Umstand der "Stammmilchbar" durchaus unterhaltsam zu finden schien. Ich bejahte.
„Also zur Stammmilchbar?", fragte ich mit lustig gemeintem Unterton, wobei ich natürlich absichtlich den Begriff wiederholte und Alexa schien drauf anzuspringen, denn ihren Lippen formten sich zu einen herzhaften Grinsen, ehe sie zustimmend nickte und wir uns in Bewegung setzten.
Für einen kurzen Moment herrschte Stille als traue sich keiner von uns etwas zu sagen, ehe sie Alexa unterbrach: „Noch eine Frage, aber ist Frodo ein Freund von dir oder ist das auch ein Insider?" Erst jetzt kam mir der Gedankengang, dass es vielleicht etwas seltsam klingen mochte für jemanden, der ihn nicht kannte, schließlich war auch mein erster Gedanke bei der Erwähnung seines Namens in Richtung Herr der Ringe und kleiner Hobbits mit behaarten Füßen gewandert. „Mein bester, ja. Ich weiß, der Name kann kurz etwas verwirrend sein.", gab ich also zum besten. Alexa schmunzelte leicht. „Ich wollte das letzte Mal eigentlich schon nachfragen, aber dann hab ich's irgendwie verpeilt." Meine Gedanken drifteten unwillkürlich kurz ab. Zu meinem besten Freund und zu Vanessa. Zu dem Kind in ihr. Und letztlich überkam mich die Neugier nach Alexas Geschichte dann doch, welche ich bisher immer vermieden hatte anzusprechen: „Du, Alexa? Darf ich dich mal was fragen?" Sie blickte kurz zu mir „Ja?", ließ sie erklingen. „Ist es eigentlich schwer ..." Ich suchte kurz nach der passenden Formulierung. „... Mutter zu sein?" Ich hatte ihr noch nicht einmal die Möglichkeit gegeben zu Antworten, als ich bereits das Bedürfnis empfand mich für meine Frage rechtfertigen zu müssen: „ Also, versteh mich nicht falsch, aber ... naja ... in meinem Bekanntenkreis gab es ... sagen wir ... eine überraschende Neuigkeit."
Alexa schwieg für einen Moment. Meine Rechtfertigung schien an ihr vollkommen abgeprallt zu sein. Sie schien es einfach als legitimes Interesse an ihre Person zu interpretieren.
„Ich denke, ich persönlich hatte in gewisser Weise Glück: Meine Familie hat sich viel um mich gekümmert und versucht mich bei allem so gut wie möglich zu unterstützen. Trotzdem ist es natürlich anstrengend. Teilweise extrem anstrengend. Egal, was man macht, man richtet sich immer nach dem Besten für Nele. Sie steht praktisch im Mittelpunkt meines Lebens und alles dreht sich um sie ... und doch lohnt es sich irgendwie.", meinte sie schließlich und in ihrer Stimme klang die pure Ehrlichkeit mit. Da war keine Schönfärberei. Kein „Es eigentlich super easy"-Getue. Ich nickte verständnisvoll, auch wenn ich wusste, dass ich erst dann wirkliches Verständnis für die Sachen haben konnte, wenn ich eines Tages vielleicht einmal selbst diese Erfahrung machen würde. Sicherlich, die Imagination mochte einem da vielleicht in gewisser Weise helfen, doch begreifen würde man es nur aus der Vorstellung heraus nie.
„Aber lassen wir das Thema. Ich bin hier, um genau davon einen Abend Ruhe zu haben. Sich mal wieder jung zu fühlen.", kam es von Alexa, wobei sie sichtlich den letzten Satz eher als Scherz gedacht hatte, weshalb ich sie leicht gegen die Schulter boxte. „Hey, wenn du dich schon alt fühlst, was bin dann ich?", entgegnete ich mit einem Lachen, das auch Alexa ansteckte. „Tja, da würd ich mir mal Gedanken darüber machen.", konterte sie gekonnt, während ich nur ein „Pfff." aus Protest erklingen ließ.
Wir waren in der Zwischenzeit angekommen. Freundlich hielt ich ihr die Tür auf (Gentelman like) und ließ sie eintreten. Die Bar, die wir betraten, war relativ modern gehalten. An den Wänden prangerten große Bilder – die meisten in schwarz weiß- und auf jedem der Tische stand, neben einer verkürzten Getränkekarte, auch immer ein kleine Kerze mit schicker Glashalterung, an welchen ich mich bereits des Öfteren verbrannt hatte, weil ich ja unbedingt mit dem Wachs hatte spielen müssen, aber mal im ernst, wer tat das nicht?
Ich folgte Alexa hin zu einem kleinen Tisch in der vorderen Ecke der Bar, die um diese Uhrzeit noch genug Platzmöglichkeiten als Wahl für Gäste offen ließ. „Gefällt's dir?", meinte ich vorsichtig, als ich mich mit an den Tisch setzte. Ihrer Wohnungseinrichtung zur Folge konnte die Innenaustattung hier eigentlich genau ihren Geschmack treffen. Sie nickte. „Ich find's gut, dass die Musik hier nicht so laut ist. Das hasse ich immer am meisten. Ich will schließlich nicht brüllen müssen, damit mein Gegenüber mich versteht." Ich nickte. "Versteh ich voll und ganz." Auch mir gefiel das nie wirklich, auch weil meistens mein Musikgeschmack von dem des DJs bzw. des Barbetreibers abweichte. Für einen Moment ließ ich meinen Blick schweifen, während Alexa die Karte begutachtete, und dann erkannte ich sie. Genau uns gegenüber auf der anderen Seite des Raums saß sie mit einem großgewachsenen, schwarzhaarigen Typen an ihrer Seite: Ina.
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Huhu meine lieben Layzys!
Whoop whoop :3 Wieder ein Kapitel ^-^ Hoffe es gefällt und freu mich wie immer auf Rückmeldung :3
Btw: Falls es jemand noch nicht wissen bzw. interessieren sollte, ich hab sowohl eine FB-Seite als auch Instagram (beide Male einfach nach Layzylausi suchen ;) )
Und noch eine kleine Frage, aber was würdet ihr von mir gerne mal lesen? Welches Genre oder irgendein spezielles Thema? ;)
LG Eure Heide :x
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Adult Love (LeFloid FF)
FanfictionLiebe ist so eine Sache. Man kann nicht bestimmten, wen man liebt oder ob man überhaupt liebt, selbst wenn man es gerne würde. Flo ist bereits 26 als er in einer Vorlesung auf die drei Jahre jüngere Alexa und ihre fünfjährige Tochter trifft. Mehr od...