"Krieg ich noch einen Keks?", kam es fragend aus Neles Mund. "Wenn du mir beim Aufbauen hilfst.", meinte Alexa mit einem Lächeln auf den Lippen. Nele nickte freudig. "Dann hol schon mal die Schere aus der Küche. Und ich schau währenddessen, wo ich den Werkzeugkoffer das letzte Mal hinverräumt hab, ok?" Wieder nickte Nele eifrig und verschwand dann in Richtung Küche, während Alexa sich auf die Suche machte: In Neles Zimmer hatte sie ihn nicht verstaut, da war sie sich sicher. In der Küche, wie im Bad war nicht genug Platz. Blieb also nur noch ihr eigenes Zimmer und das kleiner Kellerabteil.
Auch wenn Alexa eigentlich ein ordentlicher Mensch war, vergaß sie doch das ein um's andere Mal, wo sie gewisse Dinge verräumte. Dazu gehört der Werkzeugkoffer, aber auch so Sachen wie Neles Impfpass (wobei sie sich jedes Mal wieder fest vornahm nicht zu vergessen, wo sie ihn hingetan hatte), ihr Handyladekabel oder der beim Waschen plötzlich alleingeblieben Socken, der nun seines Gleichen suchte. Zum Glück allerdings besaß der Werkzeugkoffer immerhin eine gewisse Größe, die man nur schwer übersehen konnte, weshalb man ihn in der Regel schnell wiederfand und so war er auch kaum fünf Minuten später gefunden, nachdem man ihn wohl das letzte Mal unter Alexas Bett verstaut hatte.
Nele saß bereits voller Elan in ihrem Zimmer auf dem Boden, die Schere neben sich abgelegt und kritzelte mit einem grünen Buntstift auf dem Karton herum. "So, ich hab alles.", kam es von Alexa, als sie ins Zimmer trat und den Koffer abstellte. Nele blickte auf und legte den Stift beiseite. Jetzt konnte es los gehen.
IKEA Möbel sind ja nicht unbedingt bekannt für ihren leichten Aufbau, auch wenn damit immer geworben wird. Häufig scheint die Anleitung vorauszusetzen, dass man die Möbel innerhalb eines schwerkraftfreien Raums zusammen baut oder die Utensilien eines Profihandwerkers bei sich zu Hause rumliegen hat, da die meisten mitgelieferten "Werkzeuge" die Sache eher erschwerten als der Sache wirklich dienlich waren. Trotz aller Hinderlichkeiten fiel es Alexa jedoch nicht undbedingt schwer den Schrank zusammen zu schrauben und das obwohl sie Nele die Vollmacht über die Aufbauanleitung überlassen hatte und Alexa nur gelegentlich einen Blick erhaschen konnte. Sie war eben nicht eine der Sorte Frauen, die schon beim Versuch räumlich zu denken verzweifelten (Was natürlich nicht als Beleidigung der Frauenwelt gegenüber gemeint ist, nur fällt es Frauen im Durchschnitt erwiesener Maßen schwieriger räumlich zu denken als dem starken Geschlecht, was auf den Aufbau unserer Gehirne zurückzuführen ist und nicht etwa auf Dummheit).
Alexa selbst hatte dieses Problem nicht. Sie war zu einem gewissen Grad handwerklich begabt und taugte als passable Heimhandwerkerin - auch wenn sie von der Elektronik lieber die Finger ließ. Geschuldet war ihre "Begabung" dem Faktum, dass ihre Eltern erst mit dem Bau ihres Hauses begonnen hatten, als sie selbst bereits drei Jahre alt gewesen und kaum aufzuhalten war, was ihre eigene Mithilfe beim Bau anbelangte. Dass sie dabei häufig viel mehr im Weg rumstand als wirklich zu helfen, war ihr zumindest zu dem Zeitpunkt nicht bewusst. Nach der Fertigstellung des Haues waren es dann ihr Opa, der gerne mit Holz und Metall in allen möglichen Formen seine Garten verzierte, und ihr Vater, der unbeständige Bastler mit dem sie im Sommer selbst eine Mülltüte zum Fliegen gebracht hatte, die ihr Interesse am Handwerklichen nicht hatten verfliegen lassen.
Kaum eine Stunde später stand der Schrank also bereits komplett eingeräumt in Neles Zimmer, welche natürlich auch die ein oder andere Schraube hatte in das Holz drehen dürfen. Aktuell befand sie es jedoch für interessanter die übrig geblieben Kartons zu bekritzeln. Während Nele also noch etwas malen durfte, räumte Alexa in der Zwischenzeit die Küche auf, machte sich noch einen Tee und genoss das Ende einer Dokumentation über Karl den Großen.
Wenn sie sich beschäftigt wusste, war alles gut, um nicht zu sagen Friede Freude Eierkuchen, aber in der Stille kam die Einsamkeit zurück. Eine Leere, die auch Nele oder Alexas Vater nicht ausfüllen konnte, denn beide waren auf ihre eigenen Art und Weise nicht richtig erreichbar. Nele, weil sie ein einfach noch ein Kind war, und ihr Vater, weil er eben ihr Vater war und nicht ihr Leben lebte, auch wenn er, wo immer er auch nur konnte, ihr unter die Arme griff. Er hatte es nie gut geheißen, dass sie mit einem Kleinkind an der Backe nach Berlin hatte ziehen wollen und dies letztlich auch geschehen war. Wenn es nach ihm gegangen wäre, würde sie noch immer in ihrer Heimatstadt in dem Haus ihrer Kindheit gemeinsam mit ihrer Mutter wohnen. Doch das konnte und wollte sie nicht, auch wenn ihre Mutter ihr immer wohlgesinnt war und sie versuchte so gut wie möglich zu unterstützen. Es hingen zu viele schlechte Erinnerungen an ihrer Heimat fest und sie war froh gewesen all dies hinter sich lassen zu können nach ihrem Abitur und der Geburt ihrer Tochter.
Obwohl sie jetzt hier bereits einige Jahre wohnte, hier studierte und doch mehr als genügend Zeit gehabt hätte sich Freunde zu machen, wirkliche Freunde hatte sie kaum, was vermutlich auch dran lag, dass vor allem Studenten in ihrem Alter ganz andere Prioritäten setzten als sie. Sicherlich, sie hatte viel Bekanntschaften geschlossen, kam gut mit den Leuten in ihrem Studiengang zu recht, doch eine echte Freundschaft zu jemanden aufzubauen erforderte von Alexa immer wieder, dass sie Nele hinten anstellte (was für sie überhaupt nicht in Frage kam), oder eben die Nachsicht des jeweils anderen und eben genau da war der Haken: Die Menschen verstanden es im ersten Moment vielleicht, dass man nicht jedes Wochenende durchfeiern konnte oder so flexibel war, wie es Studenten in der Regel eben sind, aber die Nachsicht, die man am Anfang noch deutlich spüren konnte, ließ irgendwann nach und Unverständnis wurde die Regel. Selbst bei Flo - ihrer neusten Bekanntschaft - hatte sie kaum Hoffnungen, dass es anders verlaufen würde. Vielleicht würde ihr Kontakt sogar noch früher abbrechen. Er hatte schließlich neben seinem Studium noch sein Youtubekanal zu pflegen und auch wenn Alexa sich in keiner Weise bewusst war, wie viel Arbeit so etwas darstelle, konnte sie sich doch vorstellen, dass so etwas ein riesiger Zeitfresser war. Da würde nicht allzu viel Zeit für eine neue Freundschaft überbleiben. Prioritäten eben...
Was das Thema fester Freund betraf, so wollte sie erst gar nicht erst anfangen darüber nachzudenken. Frau mit Kind sucht festen Freund, der nach zwei Monaten nicht den Schwanz einzieht. Erfolgschancen ungefähr gleich null. Und um ehrlich zu sein, probierte sie es auch erst gar nicht so jemanden zu finden. Sie wollte nicht, dass sich Nele jedes Mal fragte, warum Sebastian, Leon oder Finn nicht mehr vorbeikamen, übernachteten oder mit ihr spielten. Das würde ihr nicht gut tuen und Alexa selbst auch nicht.
"Mama...?", drang eine kleinlaute Stimme an ihr Ohr. Alexa blickte etwas durcheinander scheinend auf. Nele stand sie fragend anschauend in der Tür. "Weinst du?" Alexa schüttelte leicht den Kopf und wischte sich die kleine Träne, die über ihre Wange gekullert war, schnell mit einem Ärmel weg. "Ich .... hatte nur was im Auge.", entgegnete sie und versuchte leicht zu lächeln. "Brauchst du etwas?", fügte sie mit einem leichten Schniefen hinzu. "Ich wollte nur fragen, ob ich den Keks für's Aufbauen bekomme.", kam es von der Kleinen. Alexa nickte und statt des gekünstelten Lächelns trat ein ehrliches hervor. "Natürlich."
------------------
Huhu meine lieben Layzys!
Ick weiß, ick weiß .. schon wieder fast eine (!) Woche her seit dem letzten Kapitel, aber ich hab tatsächlich eine Entschuldigung, auch wenn die vielleicht sich etwas nach einer faulen Ausrede anhört (dem aber nicht so ist btw): Mein Fingernagel an meinem kleinen Finger hat sich grundlos gedacht, man könnte sich doch mal an der Seite etwas entzünden. Nix Großes eigentlich und das ist dank Creme und co auch schon fast wieder abgeheilt, aber da ich mit dem 10-Finger-System schreibe und nur 9 Finger schmerzfrei belastbar waren, habe ich etwas länger gebraucht.
Und eigentlich sollte dieses Kapitel hier aus Neles Perspektive geschrieben sein, was ich tatsächlich, auch wenn man es nicht merkt, versucht hatte. Leider ist mir das etwas entglitten, weil ich ehrlich gesagt mich nur sehr schlecht in eine Fünfjährige reinversetzten kann und es deshalb auch nicht aus der Innen- sondern viel mehr aus der Außemperspektive hatte schreiben wollen, was letztlich jedoch zu einem Kapitel aus und über Alexas Sicht mutierte. Ich hoffe es ist mir verziehen. Ich werde es zwar nochmal versuchen, setzte allerdings keine großen Hoffnungen darin.
Außerdem hab ich noch eine letzte kleine Ankündigung zu machen:
Am 5.10 geht mein Studium los und ich weiß noch nicht ganz genau, ob das bedeutet, dass ich wieder mehr schreibe, weil ich häufiger allein und gelangweilt vor meinen Laptop sitze und Zeit vertrödeln muss oder ob das bedeutet, dass ich die ersten zwei Wochen erstmal flachliege und die ganzen neuen Informationen verarbeiten muss und dementsprechend nur sporadisch etwas uploade :0
Trotzdem wünsche ich noch einen traumhaften Tag, bis zum fuckin' nächsten Mal
LG Eure Heide :x
DU LIEST GERADE
Adult Love (LeFloid FF)
Hayran KurguLiebe ist so eine Sache. Man kann nicht bestimmten, wen man liebt oder ob man überhaupt liebt, selbst wenn man es gerne würde. Flo ist bereits 26 als er in einer Vorlesung auf die drei Jahre jüngere Alexa und ihre fünfjährige Tochter trifft. Mehr od...