Regeln sind Regeln oder?

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„Warum kannst du ihm nicht die dämliche Jacke wieder geben? Du hast immerhin mehr mit ihm zu tun!", murrte ich und schaute Jenny wütend an, die mir Andres Lederding überreichte. „Weil ich jetzt zu meinen Eltern fahre! Mensch Kate, du weißt doch, dass ich jeden Mittwoch zu ihnen fahre.", sagte sie stöhnend und prüfte im Spiegel ihr Aussehen. „Aber..."

„Mach es doch einmal für mich! Bitte!"

Seufzend gab ich nach und betrachtete Jenny. „Na gut. Aber nur weil du es bist."

„Danke!" Sie umarmt mich vor Freude, schnappte sich dann die Autoschlüssel und ich begleitete meine Freundin mit nach draußen. „Also, hier ist die Adresse. Und red ruhig mal mit Jan.", sagte Jenny kichernd und drückte mir einen Zettel in die Hand, bevor sie in das Auto einstieg und den Motor startete. „Und Fackel die Bude nicht ab!"

„Ja.", sagte ich lachend und winkte ihr. Da fuhr Jenny davon und ich stand alleine auf der Straße, mit einer Jacke, die nicht einmal mir gehörte.

Ohne weiter zu zögern nahm ich meine Beine in die Hand und lief zur Straßenbahn, um diese Aufgabe schnell hinter mich zu bringen. „Und so ging das Schäfchen in die Höhle des Löwen.", murmelte ich und setzte die Kopfhörer auf, um den Lärm um mich herum nicht ertragen zu müssen, während die Bahn ruckelnd los fuhr. Zum Glück waren es nur vier Stationen, und mit einem Sprung stieg ich aus, denn anders kam man da nicht raus. So schön Köln auch war, aber überall waren Menschenmassen, die dich fast erdrückten, vor allem in den Bahnen. Letztendlich stand ich vor dem Haus und ging mit einem unwohlen Gefühl in der Magengegend hinein.

Mit Schrecken musste ich feststellen, dass die Jungs in der obersten Etage wohnten und ich durch meine Fahrstuhlphobie die Treppen nehmen musste. Stufe für Stufe marschierte ich rauf, bis ich leicht schnaufend oben ankam. Extrem lautes Gelächter war bereits in der 6. Etage zu hören, und in der letzten war der Lärm am schlimmsten. Dass die Nachbarn sich nicht beschweren, wäre ein Wunder. Mit zittrigen Händen, drückte ich die Klingel und es wurde schlagartig still. Für einen Moment war nichts zuhören, dann lautes Getrampel und schließlich wurde die Tür von Andre geöffnet.

Seine braunen Augen schauten mich erschrocken an. Ich musterte ihn und hob eine Augenbraue, da seine Klamotten komplett nass waren und seine Haare einfach in seinem Gesicht klebten. Mit einer schnellen Handbewegung richtete er diese wieder an ihren Ort und er setzte sein typisches, arrogantes Lächeln auf. „Was beschafft uns denn die Ehre?", fragte er und reichte ihm die Jacke. „Frisch gewaschen. Danke und Tschüss.", sagte ich und wollte eigentlich auf dem Absatz kehrt machen aber eine weitere Stimme hinderte mich daran. „Hey, Kate!", rief Jan und drängte sich zwischen Andre.

„Hi.", sagte ich etwas unsicher und warf einen Blick auf Mister ich bin der Beste. Sein breites Grinsen sagte natürlich alles und er klopfte seinem Freund auf den Rücken, ehe er die Treppe wieder hoch ging. Seine Unterhose schaute dabei zur Hälfte raus und ich verdrehte die Augen. Nicht mal anziehen kann er sich. „Ähm...Ich...ich...wollte dich fragen..."

„Ja?"

„Ob du vielleicht mit mir Essen gehen möchtest." Ich starrte Jan an, wusste nicht was ich sagen sollte und sah auf meine Schuhe hinab.

Keine Beziehungen. Keine Jungs. Das waren meine Regeln und nun? Sollte ich sie einfach brechen? Ich kann ihm doch nicht einfach eine Absage erteilen. Meine Gedanken wirbelten umher, und während ich noch in Trance war, machte sich mein und selbstständig: „Ja. Warum nicht." Super Kate. Richtig Klasse. Jan strahlte mich regelrecht an, und plötzlich musste ich auch lächeln.

„Cool. Ich sag dir dann nochmal bescheid ok?" Ich nickte. „Tschau!", rief er, als ich die Treppen wieder hinunter stieg. „Tschüss.", murmelte ich. Es war passiert, Jenny wird mir vor Freude den Kopf abreißen. Was hab ich nur getan?

Gegensätze ziehen sich an?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt