Es war bereits 7:35 Uhr und mir war klar, dass dieser Trottel nicht kommen würde, weswegen ich neben den Dehnungen nach weiteren Tanzpartnern im Internet suchte. Ein Plumpes Geräusch lies mich letztendlich aufblicken und mein Herz setzte für einige Sekunden aus. „Was machst du denn hier?", platze ich heraus und starrte Andre wie eine Verrückte an. „Ich sollte kommen und hier bin ich.", murrte er verschlafen und fuhr sich durch die noch leicht nassen Haare.
„Hatte ich nicht um 7 gesagt?" Ich richtete mich auf und musterte ihn von oben bis unten. Er trug ein lockeres schwarzes Shirt und eine graue Jogginghose, die ihm in der Kniekehle hing. „Die paar Minuten.", sagte er grinsend. Ich verdrehte die Augen und richtete mich nun ganz auf. „Aufwärmen."
„Hm?"
„Dehnen!" Erst jetzt schien er es verstanden zu haben und trat nun ganz in die Halle ein.
„Warum dehnen?" Ich seufzte laut. War er so dumm oder stellte sich dieser Holzkopf nur so an, um mich zu ärgern? Sein Grinsen beantwortete meine Gedankenfrage und er wärmte sich auf, ohne dass ich etwas sagen musste. Das gab schon mal einen Pluspunkt, aber dies sollte wahrscheinlich auch der letzte sein. Nachdem Mister Unterhose endlich fertig war, schaute er mich erwartungsvoll an. „Kannst du denn überhaupt irgendwas tanzen?", fragte ich mit etwas Hoffnung.
„Naja ich kann einen Salto und so." Wow. Also damit kann ich natürlich sehr viel anfangen. Ich fühlte mich gerade wie eine Katze, der man eine Schüssel Gemüse vor die Nase setzte. „Hm ja. vielleicht kann man da ja was draus machen. Ich bring dir am besten erst einmal die Grundkenntnisse bei." Das erste was ich ihm beibringen musste, war eine gerade Körperhaltung, was bei einem Riesen nicht ganz so einfach war.
„Schultern nach hinten. Becken nach vorne. DU SOLLST DIE SCHULTERN HINTEN LASSEN!"
„Das ist gar nicht so einfach!", gab er verbittert zu und rieb sich den Nacken. „Körperhaltung ist das A und O beim tanzen! Also! Nochmal!" Wir brauchten circa eine Dreiviertel Stunde, bis er endlich wie ein Brett da stand und ein breites Lächeln von sich gab. „So und jetzt etwas lockerer." Da entglitt ihm beinahe das Gesicht und ich musste kichern bei dem verstörten Anblick.
„Wie? Bist du dumm oder so? Als erstes soll ich stockgerade stehen und jetzt lockerer?"
„Ich seh schon, dass wird ein langer Tag." Die nächsten Stunden verbrachte ich mit den ersten Grundschritten und ich musste zugeben, dass sich Andre gar nicht so schlecht anstellte. „So?"
„Naja...Den Arm etwas mehr biegen und Bauch rein, Becken vor, Schultern nach hinten , Kopf gerade, Zehen gespitzt und anspannen!"
Seufzend brach er zusammen und setzte sich auf den laminierten Boden. Schweißperlen rannen sein Gesicht herunter und er blickte mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Das ist doch Mist."
„Das ist kein Mist das nennt man Ballett du dumpf Schädel.", sagte ich und warf ihm eine Wasserflasche zu. „Wann ist die Prüfung?"
„In vier Monaten. Uns bleibt noch etwas Zeit."
„Und warum hast du dir keinen anderen Partner herausgesucht? Es gibt doch genügen Schwule Deppen die das richtig können. Und vier Monate sind lang." Er nahm einen Schluck und ich setzte mich neben ihn. „Ich hab mittlerweile von fast allen Tänzern hier in der Umgebung eine Absage bekommen und so eine Chores braucht auch eine Zeit."
„Du hast noch keine zusammengestellt?", fragte Andre und ich nickte. „Also ein paar Ideen habe ich aber nicht viel."
Es herrschte eine kurze Stille, ehe ich wieder aufsprang. „Los! Weiter gehts. Nochmal von vorne!"
„Du willst mich doch umbringen. Ich kann nicht mehr."
„LOS!", rief ich etwas lauter und musste mir ein Grinsen verkneifen. „Tyrannin!", grummelte er und erhob sich endlich, um noch einmal die Stellung durch zu gehen. Am Abend fiel selbst ich Müde ins Bett, doch bevor ich eingeschlafen war, trat Jenny ins Zimmer und setzte sich neben mich.
„Und?"
„Dein Freund ist eine Katastrophe. Ich frag mich, wie ich mich auf darauf einlassen konnte."
„So schlimm kann er doch gar nicht gewesen sein.", kicherte Jenny und schmiss ein Kissen auf mich. „Naja es ging schon. Er ist halt ein blutiger Anfänger, der viel zu steif ist. Also vom Körper her."
„Ich weiß schon was du meinst.", kicherte sie und verließ letztendlich mein Zimmer.
DU LIEST GERADE
Gegensätze ziehen sich an?
RomanceKate Töpfer ist 19 Jahre alt und studiert in Köln. Nichts ist ihr wichtiger als ihr Studium und die Karriere als Tänzerin, da kommt ihr das Thema Liebe eher überflüssig vor. Und schon gar nicht glaubt sie an den Spruch "Gegensätze ziehen sich an", a...