Spieleabend

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 Es war Samstag Nachmittag, draußen war es viel zu warm und ich hatte mich mit einem kühlen Getränk in mein Zimmer zurückgezogen, während Jenny in der Küche hantierte. Ich war seit langem mal wieder komplett entspannt und lauschte der leisen Musik während ein zufriedenes Lächeln meine Lippen umspielte. "Sag mal, hast du Ferien oder so?", platzte plötzlich Jenny herein und verschränkte die Arme. "Was?", fragte ich irritiert und richtete mich auf. "Die Jungs kommen in einer viertel Stunde und ich bräuchte noch Hilfe beim Kochen!"

"Shit! Das hatte ich ja komplett vergessen.", murmelte ich und sprang aus meinem Bett. "Wir brauchen noch einen Obstsalat und die Spiele müssten noch rausgelegt werden. Die Cocktails sind noch nicht fertig und die Betten müssen auch noch bezogen werden. Also Hopp hopp!" Ohne weiter zu zögern machte ich mich auf den Weg in die Küche, um den Salat vorzubereiten. Jenny kam nämlich vorgestern auf die Idee, einen Spieleabend zu veranstalten und die Jungs sogar hier übernachten zu lassen. Ein nervöses aber dennoch glückliches Gefühl durchströmte meinen Körper, wenn ich daran dachte, dass Andre bald hier sein würde.

"Wie viel Zucker willst du noch ran hauen?" Verwirrt blickte ich in die Schüssel und seufzte. "Sorry."

"Bist wohl etwas nervös, weil Jan heute mit hier schläft?", mit einem fetten Grinsen boxte mich meine Freundin in die Seite und ich grinste sie an. "Ja.", log ich und konzentrierte mich wieder auf den Salat. Es dauerte nicht lange, bis alles fertig hingerichtet war und es an der Tür klingelte, als ich mit dem letzten Tablett durch die Wohnung lief. "Kannst du aufmachen?", fragte Jenny, die noch immer im Bad war.

Mit einem letzten tiefen Atemzug öffnete ich die Tür. Jan kam freudestrahlend rein, umarmte mich, drückte mir einen Kuss auf den Mund und grinste. "Du siehst fantastisch aus!", rief er. "Danke.", sagte ich nervös. "Geh doch schon mal in die Wohnstube." Dann blickte ich Andre an und mein Herz fing an laut zu schlagen, dass ich schon fürchtete, er könnte es hören. "Hey.", sagte er locker und umarmte mich. Sein Duft hüllte mich ein und ich musste einen Seufzer unterdrücken. "Hi.", brachte ich gerade so heraus. "Wir müssen dann reden.", flüsterte er mir ins Ohr und ging an mir vorbei, um seinem Freund zu folgen.

Ich schluckte schwer, schloss die Tür und prallte fast mit Jenny zusammen, die um die Ecke geschossen kam. "Hups!", rief sie und rauschte weiter ins Wohnzimmer. "Hallo Liebling!", flötete sie überglücklich und ich kam langsam nach, um den Willkommenskuss nicht mit ansehen zu müssen. "Will jemand einen Cocktail?", fragte ich und setzte mich zu Jan, wie es sich gehörte. Die Stimmung war zunächst etwas angespannt, lockerte sich aber nach dem ersten alkoholischen Getränk und dem ersten Brettspiel. "Und seid ihr schon aufgeregt?", fragte Jenny uns letztendlich und ich schaute Andre an, dieser erwiderte meinen Blick jedoch nicht.

"Naja. Es geht. Aber wir kriegen das schon hin. Läuft ganz gut bis jetzt." Ich hob eine Augenbraue bei den Worten. "Übertreib mal nicht. An deinen Bewegungen müssen wir noch ganz schön üben. Manchmal sieht es schon noch aus wie eine Gazelle kurz nach der Geburt auf Glatteis bei einem Erdbeben."

"Was?", fragte Andre, während Jan sich an seinem Getränk verschluckte und laut anfing zu husten. "Du hast mich schon richtig verstanden.", sagte ich und nippte an meinem Cocktail. "Besser als charakterlich ein Tiefkühlfach zu sein."

Ich blickte auf, schaute in seine braunen Augen, die mich leicht ärgerlich ansahen. "Ich nehme wenigstens das Leben ernst und turne nicht sinnlos vor einer Kamera herum und manipuliere da draußen die Menschen, die sich den Rotz auch noch anschauen!", platze es mir heraus. Ich hörte Jennys strenges Räuspern, als sie merkte in welche Richtung das ging. "Sinnloses rumturnen? So nennst du das also? Und was gedenkst du nach der Prüfung zu machen? Nach London fliegen und den Rest deines Lebens im Tütü rum hupfen? Wenigstens hab ich ein ordentliches Hobby das mir Spaß macht und mit dem ich nebenbei viel Geld verdiene. Du hast dir sicherlich noch keine Gedanken darüber gemacht, was passiert wenn du umziehst, oder?"

Voller Wut sprang ich auf, knallte Andre eine und lief in die Küche, um mich abzureagieren. Tränen stiegen mir in die Augen und ich stütze mich auf der Theke ab, atmete ein und aus. Die Tür öffnete sich und ich drehte mich schnell um. "Verpiss dich.", fauchte ich. "Es tut mir leid. Ich wollte nicht soweit gehen.", murmelte Andre und schloss die Tür hinter sich. "Du hast ja Recht.", schluchzte ich. "Wenn ich angenommen werde und nach London fliege...ich weiß nicht was ich danach machen soll." Ich spürte seine warmen Hände auf meinen Schultern und drehte mich zu ihm um. "Das kriegen wir hin ok?"

"Nein. Nicht wir. Da draußen sitzen Jenny und Jan. Wir müssen ihnen die Wahrheit sagen!"

Seufzend fuhr sich Andre durch das Haar und senkte den Kopf, als ich seine Hände nahm. "Das können wir den beiden nicht antun. Wir müssen das heute noch klären."


Gegensätze ziehen sich an?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt