Party Hard

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Es war Samstag und ich stand wie ein zerrupftes Huhn vor dem Kleiderschrank und blickte mit besorgter Miene hinein. Jenny hatte es doch tatsächlich geschafft, mich zu überreden. Komm, bitte Kate! Ich flehe dich an! Du bist mir außerdem noch was schuldig!, hatte sie gesagt und ich konnte nicht anders als "Ja" zu sagen. Nun stand ich vor meinen Klamotten und wusste nicht, was ich anziehen sollte.

Seit ich sechzehn war, war ich auch keiner Party mehr. Mir waren diese Menschenmassen einfach zu viel und dann die laute Musik...Seufzend nahm ich ein schwarzes Top heraus und hielt es vor mich. „Katy Maus! Du willst doch nicht so etwas anziehen???", fragte mich Jenny entsetzt und trat mit nassen Haaren in mein Zimmer. „Ich habe nichts anderes.", murmelte ich und warf mich aufs Bett. „Warte, du kannst was von mir haben." Und schon war meine Freundin wieder verschwunden.

Nach kurzer Zeit, tauchte Jenny mit einem Knielangen, dunkelroten Kleid auf, welches Rückenfrei war. Mir klappte fast die Kinnlade herunter, als ich es genauer ansah. „Wir richten dich heute mal richtig her.", sagte sie mit einem zwinkern und ich ahnte schlimmes. Zur erst waren die Haare dran, dann fing Jenny an mich zu schminken, bevor sie mir dann Absatzschuhe hinstellte und ich in das Kleid hineinrutschte. „Wunderschön.", hauchte meine Freundin, als sie ihr "Meisterwerk" betrachtete.

Sie zerrte mich vor den Spiegel und selbst ich musste staunen, was Jenny aus mir gemacht hatte. Meine sonst widerspenstigen, braunen Haare, fielen wie sanfte Wellen über meine Schulter. Sie glänzten im fahlen Licht der Lampe und lockten sich sogar leicht. Meine Augen waren in einem rötlichen Glanz ziemlich auffallend, jedoch übertrafen die Lippen alles. Das Kleid schmiegte sich eng an meinen schlanken Körper und die schwarze Kette von Jenny lag auf meinem Brustkorb. Es klingelte und mein Herz klopfte vor Aufregung, als meine Freundin die Tür per Knopf öffnete und man im Flur das trampeln der Jungs hörte.

„Jen, ich kann nicht mit gehen..."

„Klappe jetzt! Du hast es mir versprochen!", sagte sie grinsend und reichte mir meine kleine Handtasche. Ich fühlte mich sichtlich unwohl, als die Tür aufging und die drei Jungs davor standen. Jenny umarmte jeden von ihnen, während ich dem Glatzkopf, dem Riesen und dem anderen einfach nur zu nickte. „Sie geht doch mit?", fragte Andre und musterte mich erstaunt. „Glotz nicht so dumm.", zischte ich und drängte mich hinaus in den Flur.

„Jap. Toll oder?", flötete meine Freundin und sperrte die Tür zu. Die Autofahrt verlief zum Glück ruhig und ich blickte gedankenverloren aus dem Fenster. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie dieser Jan immer wieder zu mir schaute. Ich verdrehte genervt die Augen und beschloss, mich diesen Abend einfach zu betrinken, damit ich die Party überlebte. Das Auto hielt an, wir stiegen aus und kamen ohne weitere Probleme in das Gebäude, welches mit Menschen prall gefüllt war.

Wir kämpften uns vor bis zur Bar, und es dauerte einige Minuten, bis die Jungs Getränke bestellen konnten, da die Barkeeper komplett überfordert waren. „Ist immer so.", brüllte Cengiz und grinste breit. Ich seufzte und lies mich auf einen freien Hocker fallen, was vielleicht keine so gute Idee war, wie sich herausstellen würde. „Hey, siehst aber gut aus.", ertönte eine raue Stimme und ich drehte meinen Kopf nach links, wo ein junger Kerl saß. Er lächelte mich an und reichte mir die Hand. „Daniel.", sagte der Typ. „Kate.", erwiderte ich etwas unsicher und hielt nach Jenny Ausschau, die mir aber nur grinsend zu winkte und mit Andre auf die Tanzfläche verschwand.

Verräterin. Ich versuchte den Kerl abzuwimmeln, aber er wich mir nicht von der Seite, letztendlich saßen wir an der Bar und unterhielten uns. Eigentlich war dieser Daniel ganz nett, er gab mir wenigstens die ganze Zeit alkoholische Getränke aus, so dass ich nach zwei Stunden schon ziemlich voll war, und von meiner Umgebung kaum noch etwas mit bekam.

~Andres View~

„Machen wir ne Pause?", fragte Jenny und lächelte Andre an, der daraufhin nickte und zur Bar marschierte. „Was willste haben?", fragte er und sie überlegte kurz, bevor sie antwortete. „Einen Melonenlikör." Andre drehte sich wieder um und gab die Bestellung auf, in der zwischen Zeit sah er sich ein wenig um. Sie hatten Kate komplett aus den Augen verloren, Jenny hatte gemeint, sie sei in guter Gesellschaft, doch Andre konnte dem ganzen keinen Glauben schenken. „Das macht 6€." Er legte das Geld auf die Theke, nahm die zwei Gläser und reichte eins Jenny.

„Danke." Er lächelte und nahm auf einem Sitzpolster platz und legte den Arm um Kates Freundin. Nach kurzer Zeit kamen auch seine Freunde dazu und machten es sich bequem. „Sag mal ist das nicht Kate?", fragte Jan und zeigte in die Richtung. Andre runzelte die Stirn, als er das Mädchen mit einem Kerl an der Bar saß. Sie kicherte die ganze Zeit und die rötlichen Wangen verrieten, dass Kate schon viel getrunken hatte. Dann lehnte sich der Typ nach vorne, küsste sie auf den Mund, und nahm ihre Hand. Die beiden standen auf, auch wenn Kate fast hinfiel.

„Alter. Das ist doch dieser Daniel!", rief Cengiz, als auch Andre es bemerkte. „Wer?", fragte Jenny verwirrt. „Der ist ein richtiger Waixr! Vögelt jede, die nicht mehr ganz klar im Kopf ist.", murrte Jan. In diesem Moment sprang Jenny auf. „Und das merkt ihr erst jetzt! Der ist gerade mit meiner besten Freundin abgehauen!", rief sie panisch und Andre erhob sich ebenfalls. Er hechtete dem Typen hinter her und bekam noch mit, wie Kate versuchte ihn von sich weg zudrücken.

Ohne nach zu denken, packte Andre den Kerl und verpasste ihm einen Faustschlag. „Sag mal spinnst du?", fluchte dieser und hielt sich die blutende Nase. „Lass die Finger von ihr klar!", knurrte Andre und baute sich vor dem Kerl auf. Unsicher, was er nun tun sollte, wich er zurück. „O-ok! Schon gut! Ich lass dein kleines Püppchen schon in Ruhe." Stolpernd flüchtete Daniel und verschwand in der Masse, in der zwischen Zeit kamen auch Cengiz, Jan und Jenny und brachten die etwas verstörte Kate an die frische Luft.

„Geht es dir gut?", fragte ihre Freundin sie. „Klar. Bestens. Einen Moment." Dann drehte sich Kate einemmal im Kreis und übergab sich mitten auf den Weg. „Wir bring sie besser nach Hause.", meinte Andre, nahm Kate und trug sie zum Auto. Noch auf den Weg dorthin, schlief sie in seinen Armen ein und Andre musste etwas grinsen. „Deine Freundin ist aber schon sehr verrückt."

Gegensätze ziehen sich an?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt