Verständnis und Befürchtungen

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Schweigend saßen Jan und ich auf meinem Bett, schauten uns an und lächelten dann. "Ok. Krass.", waren die ersten Worte die er raus brachte, bevor er sich dann nach hinten lehnte. "Aber ich hab sowas schon geahnt. Ich kenne Andre und sein Verhalten in den letzten Tagen..."

"Du bist also nicht wütend?", fragte ich vorsichtig und runzelte die Stirn. "Ne. Warum sollte ich? Mir war von Anfang an klar, dass du nicht das gleiche empfindest wie ich. Und gegen Liebe kann man nichts machen."

"Es tut mir trotzdem leid Jan.", murmelte ich. "Mach dir nicht son Kopf darüber. Ich finde es super, dass du mir die Wahrheit gesagt hast." Ich lächelte kurz und blickte ihn an. "Du kannst trotzdem hier schlafen. Ich hole noch schnell eine Matratze." Ich sprang auf, öffnete die Tür und schlich mich zu unserer Abstellkammer. Es war still in unserer Wohnung, alles schlief als ich die Matratze in mein Zimmer schleifte und sie auf den Boden legte. "Danke.", sagte Jan und warf sich mit Schwung darauf. "Ich dachte immer du und Andre hasst euch. Aber man sagt ja nicht umsonst, dass sich Gegensätze anziehen."

"Ich mag den Spruch nicht.", brummte ich und kuschelte mich in die Bettwäsche. "Aber er stimmt. Man sieht es bei euch. Andre konnte dich am Anfang auch nicht leiden und jetzt kann er nicht mehr aufhören an dich zu denken." Mit hoch gezogenen Augenbrauen richtete ich mich wieder auf und Jan musste bei meinem Gesichtsausdruck lachen. "Was?", fragte ich erstaunt. "Nichts. Schon gut.", feixte er. "Jetzt erzähl!", rief ich und bewarf ihn mit einem Kissen. "In den letzten Let's Draw Folgen war Mister Schiebler überhaupt nicht richtig anwesend und er redete oft mit mir über dich. Und da war mir eigentlich schon alles klar."

"Deswegen bist du auch nicht so überrascht gewesen!" Nachdenklich sank ich zurück in mein Bett und starrte die Decke an. Es hatte mich viel Überwindung gekostet Jan die Wahrheit zu erzählen und mein Herz raste, als er mich einige Minuten nur anstarrte und gar nichts sagte. Meine Erleichterung ist nun umso größer, dass er mit dem Thema so locker umging und nicht sauer auf mich ist, oder auf seinen besten Freund. Mir lief ein Schauer über den Rücken, als ich daran dachte wie Jenny wohl reagieren würde und an den morgigen Tag. Ein flaues Gefühl machte sich in meinem Magen breit und ich beschloss zu schlafen, als ich Jans ruhigen Atem hörte.

Der nächste Morgen verlief anders, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Jenny war bereits wach, als ich mit Jan aus dem Zimmer kam und der Duft von frischem Spiegelei wehte uns entgegen. "Guten Morgen!", trällerte sie und grinste uns beide an. "Kann einer Andre wecken? Das Frühstück ist fertig." Er hatte es ihr nicht erzählt. Ein Stein fiel mir vom Herzen, als Jan an mir vorbei ging und meine Füße sich in Bewegung setzten in Richtung Küche. "Und?", fragte meine Freundin mich neugierig. "Was und?", fragte ich irritiert zurück. "Habt ihr...du weißt schon...?" Ich riss vor Schreck meine Augen auf und starrte Jenny an, die mich breit angrinste. "Um Gotteswillen. Nein!", rief ich und kicherte kurz.

"Guten Morgen Ladies.", ertönte mir eine allzu bekannte Stimme und ich drehte mich um. Andre stand in Boxershorts im Türrahmen, grinste breit und fuhr sich noch etwas verschlafen durch die Haare. Mir stockte der Atem, als ich seinen durchtrainierten Körper begutachtete und ein steifes "Morgen.", nuschelte. "Ich zieh mich noch fix an." Und dann war er auch schon wieder weg. "Und ihr?", rutschte es mir raus, als ich mich Jenny wieder zu wand. "Ne. Andre ist ins Bett gefallen und war sofort weg.", kicherte sie und setzte sich neben mich. "Kate. Ich war noch nie so verliebt in jemanden. Ich glaube Andre ist der Richtige für mich!", sagte sie und ihre Augen strahlten vor Freude. "Er ist so wunderbar, lustig und einfühlsam! Ich liebe ihn wirklich!"

Ich schluckte einen Kloß hinunter, der langsam Aufstieg. "Das ist schön.", presste ich hervor, als sich mein Magen einmal um sich selbst drehte und mir schlecht wurde. Das schlechte Gewissen schlug wieder zu und ich erhob mich. "Wo gehst du hin?", fragte mich Jenny. "Du bist ja ganz blass."

"Mir ist nicht gut.", murmelte ich und lief so schnell es ging in Richtung Bad, wo ich mit Andre zusammen stieß, dieser blickte mich verwundert an, als ich ihn weg schubste und mich im Bad einschloss. "Was tue ich eigentlich?", flüsterte ich und wischte mir die Tränen weg.


Gegensätze ziehen sich an?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt