Dirty Dancing

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Es war ein heißer, stickiger Sommertag. Mir lief der Schweiß von der Stirn als ich meine Trainingssachen packte und musste mir Jennys Moralpredigt anhören. „Weißt du wie ungesund das eigentlich ist? Ihr könntet einen Hitzschlag bekommen!" Genervt richtete ich mich auf. „Ich verpass dir gleich einen Schlag, wenn du nicht gleich ruhig bist! Ich hab dir zum zehnten mal gesagt, dass wir am Wasser üben werden. Ich stell mich doch nicht drei Stunden mit dem Holzkopf in die Halle! So und jetzt Tschüss! Bis heute Abend." Und schon knallte ich die Tür hinter mir zu und seufzte. Manchmal war Jenny ganz schön nervig, vor allem wenn es um Andre ging.

Nach fünf Wochen Trainingspause hatten wir einiges aufzuholen und heute würde der schwierigste Teil kommen. Hebefiguren. Aber davon weiß der Herr Schiebler noch nichts, weswegen ich mit einem amüsierten Lächeln in die Bahn einstieg und zum vereinbarten Ort fuhr. Zu meiner Überraschung war Andre sogar schon da und hatte sich nicht im Wald verlaufen, sondern aß gemütlich sein Eis und blickte auf den kleinen Teich. „Na. Schon neugierig was wir heute machen?", fragte ich, warf meine Tasche auf den Boden und setzte mich neben ihn auf den Baumstamm.

„Ich kann mir vorstellen, dass es heute nass wird."
„Da liegst du ganz richtig, ich habe nämlich keinen Bock mir sämtliche Knochen zu brechen." Verwirrt blickte er mich an, dann hoben sich seine Augenbrauen, bevor er endlich aufstand und mich kritisch ansah. „Du bist verrückt."
„Wir machen jetzt einen auf Dirty Dancing und üben Hebefiguren im Wasser. Das kann man sich nicht verletzten...außer man heißt Andre."

„Mit Klamotten?"
„Ist mir doch egal. Hauptsache du bewegst deinen Arsch ins Wasser.", sagte ich, während meine Beine von der kühlen Flüssigkeit umgeben waren, erst dann drehte ich mich zu ihm um und mein Atem stockte, während mein Herz anfing zu hämmern und mein Bauch kribbelte, als Andre sein Shirt auszog und Oberkörperfrei da stand. Zum ersten mal sah ich sein Oberarm und Rücken Tattoo und mein Gesicht lief feuerrot an. Schnell senkte ich meinen Blick, als er ins Wasser kam und mich fragend ansah.

„Alles ok?"
„Ja. Nur etwas frisch.", murmelte ich. „Gut. Wenn du mich hochstemmen möchtest, musst du mich an der Hüfte packen. Nicht am Bauch, sonst könnte es schmerzhaft werden. Verstanden?" Er nickte knapp und ich entfernte mich etwas von ihm. Mit Anlauf rannte ich so gut es ging auf ihn zu. Seine Hände umfassten zwar meine Hüfte aber hoch bekam er mich nicht, so dass wir nach hinten kippten und mit einem Klatscher im Wasser landeten.

Prustend tauchten wir auf und er grinste mich verschmitzt an. „Für den Anfang war das doch gut."
„Was verstehst du denn unter gut?", lachte ich und stand wieder auf. Die nächsten Versuche endeten ebenfalls im Wasser, bis Andre den Dreh raushatte und ich wenigstens für zwei Sekunden in der Luft hing, ehe er das Gleichgewicht verlor und ich Kopfüber ins Nasse stürzte. „Idiot.", murmelte ich und musste lächeln, als er mich auf die Beine hob. „Sorry. Gleich nochmal."

Nickend ging ich auf meine Position und wir versuchten es erneut. Als ich vor ihm stand und mich abdrückte zum Sprung, umschlossen seine Hände meine Hüfte, hoben mich hoch und ich fühlte mich, als würde ich auf Wolken schweben. Ich spürte wie seine Arme vor Anstrengung zitterten aber er hielt es. „Ja!", rief ich erfreut und nach gefühlten zehn Sekunden, gaben seine Muskeln nach und wir flogen beide ins Wasser. Glücklich tauchte ich auf, schüttelte mir das Wasser aus den Haaren und umarmte Andre vor Freude.

„Das war Spitze! Jetzt muss das nur noch in der Halle klappen. Aber ohne umzukippen." Er lachte und ich löste die Umarmung. „Ich kann für nichts garantieren.", sagte er mir rauer Stimme und blickte mich mit seinen braunen Augen freudig an. Wir standen nah bei einander, mein Herz klopfte als wir so verharrten.

Einige Wassertropfen liefen seinen muskulösen Bauch hinunter, die Haare waren zerzaust und sein Brustkorb hob und senkte sich nach jedem Atemzug. Ich hielt die Luft an, fiel wie in Trance, als sein Gesicht plötzlich näher kam. Zu nahe, doch ich konnte mich nicht rühren. Wollte nicht. Wenige Zentimeter trennten uns nun, mir kam es vor als würde mein Körper gleich explodieren, mein Magen zog sich zusammen als...

„Andre? Was macht ihr hier?!"

Gegensätze ziehen sich an?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt