Videoday

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Es war August. Heiß, stickig und die Luft stand regelrecht an diesem Tag. Die Bahnen in Köln waren prall gefüllt, man konnte kaum Atmen, zu eng standen die Massen beinander. Aber was tut man nicht alles für den Beruf und das Studium. Frischer, dennoch warmer Wind blies mir entgegen, als ich aus der Bahn mich regelrecht hinaus quetschte. Die Sonne schien, keine Wolke war am Himmel zu sehen und weitere Menschenmassen erstreckten sich vor einem. 

Videoday. Von überall kamen Jugendliche, nur wegen ein paar Youtubern und anderen Sachen, für die ich mich jedoch nicht interessiere. Mein Job ist es, verschiedene Youtube zu interviewen und ich bin froh, dass Jenny, meine beste Freundin mit dabei ist.

„Ganz schön voll.", murmelte sie und schaute auf den Lageplan. „Wenigstens kennst du dich damit aus. Ich habe es gestern nicht geschafft, mir alle Kanäle anzuschauen."


"Keine Angst, ich werde das meiste schon übernehmen.", sagte sie grinsend zu mir und lief mit voller Elan voraus. Ich stieß einen leichten Seufzer aus, ehe ich ihr folgte. Wenigstens werden wir für diesen Job bezahlt und es bringt mir mehr Erfahrung in dem Beruf ein.

Die Lust verging mir jedoch schnell, als ich die unendlichen Massen an Menschen erblickte, die sich über das gesamte Gelände verteilten. Ich sah mich um: Zwei Jungs, einer davon war am Arm tätowiert, trug ein schwarzes, hüftlanges Shirt und eine lockere Hose, seine Kappe war verkehrt herum und er lächelte freundlich in die Kamera eines Mädchen. 

Der andere, der braune Haare hatte und den gleichen Klamotten Style trug wie der blond Haarige, tat das selbe. Ich hatte die beiden schon gesehen, in einen der Videos, die ich mir gestern Abend noch ansah, jedoch fielen mir die Namen nicht mehr ein, weswegen ich mich wieder umdrehte, um Jenny weiter zu folgen. "Jenny?", fragte ich, aber meine Freundin war verschwunden, von den Menschen aufgefressen worden. Etwas panisch drängelte ich mich nach vorne, immerhin hatte sie einen Lageplan und ohne diesen, würde ich den verflixten Raum nie finden. 

Hektisch drehte ich mich einmal im Kreis, bevor ich dann in irgendeine Richtung lief, in der Hoffnung es sei die Richtige. Am Ende stand ich vor einer verriegelten Tür, weit und breit keine Jenny und auch sonst keine Person. Ich war allein, was nicht einmal so schlecht war. Letztendlich öffnete ich meine Handtasche, lief ungeachtet weiter und suchte mein Handy, um meine Freundin anzurufen. Ich zog es nach langer Suche hervor, kam aber nicht einmal dazu, ihre Nummer einzutippen, da ich gegen eine Wand prallte und zu Boden flog.

„Gott! Ich hab die Schnauze voll! Was ist dass denn für ein Scheiß!", fluchte ich laut und blickte auf. Mir blieben weitere Worte im Hals stecken, als ich fest stellen musste, dass ich nicht gegen eine Wand, sondern gegen einen Jungen gelaufen bin, der mindestens einen oder zwei Köpfe größer war als ich. Seine dunkelblonden Haare waren nach oben, beispielweise leicht nach hinten gekämmt.

„Kannst du nicht aufpassen?", rutschte es mir wütend raus, als ich meine Sprach wieder fand. Der Junge Strecke mir die Hand aus, um mir aufzuhelfen aber ich lehnte ab und stand einfach auf.

"Bist du nicht in mich reingelaufen?", fragte er grinsend und steckte seine Hände lässig in die Hosentasche. Sein schelmisches Lächeln machte mich nur noch wütender.

„Ich hab keine Zeit mit solchen Kindergarten Jungs zu plaudern, die wie kleine Babys hinter irgendwelchen Youtubern hinter her rennen, die eh keiner kennt. Also entschuldige mich bitte!" Ich schenkte ihm noch ein kurzes Lächeln und ging dann an ihm vorbei. Was bildet sich dieser Kerl eigentlich ein?

„Da geht es zu den Toiletten.", rief er noch. Ich marschierte weiter, tippte endlich die Nummer meiner Freundin ins Handy und rief sie an. „Kate! Wo bist du denn?"", ertönte ihre besorgte Stimme am anderen ende.

„Ich irre seit einer halben Stunde hier rum! Wo bist du?"
„Schon am Treffpunkt. Ich hol dich ab, kannst du mir deinen Standpunkt sagen?" Ich blickte mich um. „Bei den Toiletten."
"Ok, ich bin in fünf Minuten da!" Und schon hatte sie aufgelegt. 

Die Zeit verging, und immer wieder fragte ich mich, was ich eigentlich hier machte. Ich hätte heute in den Tanzraum gehen können, um die Chore für die kommende Prüfung vorzubereiten, stattdessen stehe ich hier und warte, und warte, und warte... „Kate? Alles ok?" 

Gegensätze ziehen sich an?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt