5. Kapitel

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Diesen Morgen wurde ich ausnahmsweise mal nicht von meinem schrecklichen Wecker geweckt sondern von dem noch schrecklicheren Jason.

Er platzte urplötzlich um 10:30 Uhr in mein Zimmer und zog mir die Decke vom Leib sodass ich laut aufquieckte. "Steh jetzt auf und mach dich fertig!" motzte er rum.

Wow, wohl auch ein Morgenmuffel!

"Lass mich in Ruhe und wer gibt dir überhaupt das Recht hier rein zu schnallen? Ich hätte nackt sein können!" nuschelte ich genervt und vergrub mein Gesicht stärker in mein Kissen.

"Schön wärs! Ich habe mir selber das Recht genommen!" brüllte er zurück und riss mir nun auch mein Kissen weg. "Was willst du überhaupt?" Fuhr ich ihn wütend an.

"Mum zwingt mich mit dir was zu unternehmen, also schwing deinen Arsch aus dem Bett. Wir treffen uns mit meinen Kumpels chillen und wehe du gehst mir dort auf die Eier!" ratterte er runter und schlug mir daraufhin kräftig gegen den Oberschenkel, jedoch zeigte ich keine Emotionen.

... und ich dachte ich wäre morgens schlecht drauf!

Ich schnappte mir neue Klamotten und verschwand damit in Badezimmer. Schnell streifte mir die zerissene schwarze Jeans und mein Sweatshirt über und zog mir noch meine dunkelgraue Jeansjacke an und schaltete daraufhin mein Glätteisen ein.

Sobald es sich erhitzt hatte ging ich damit über meine Haare und glättete sie mir so glatt dass sie teilweise bis zu meinen Hüften gingen.

Noch schnell Mascara, Lidschatten und Eyeliner und schon war ich fertig.

Ich tapste müde und gereizt die Treppen zur Küche runter, wo ich mal wieder erwartet wurde. Wir setzten uns alle an den Tisch und begannen zu Frühstücken. Ich genoss die Totenstille und schloss immer wieder für einen Moment die Augen während ich mich auf meiner Hand abstützte.

Öfters mal verfiel ich für paar Sekunden in einen kurzen Schlaf, schüttelte aber immer wieder die Müdigkeit weg. "Mum, muss sie unbedingt mit?" versuchte er es erneut und bettelte schon fast dass ich zuhause blieb. "Es würde mich auch nicht stören, dann könnte ich später oder so bisschen Rick besuchen gehen oder so!"
stimmte ich Jason zu und wir beide guckten Katy mit Schmollmund an.

"Nein! Ich will dass ihr Beide Zeit miteinander verbringt und ihr euch anfreundet." Sagte sie stur, worauf ich und Jason uns abwertende Blicke zuwarfen. "Wenns sein muss!" trotzte er, zog mich am Handgelenk mit und schnappte sich meine Schuhe.

Ohne überhaupt realisieren zu können was hier gerade geschieht nahm er mich im Brautstyle hoch, schnappte meine Schuhe und verließ, mit einem stumpfen "Tschüss!" das Haus.

"Lass mich runter du Arsch!" fauchte ich und schlug ihm paar mal gegen die Brust. Abrupt stoppte er, ließ mich runter und stolzierte geradewegs zu seinem Auto. Na toll, jetzt durfte ich auch noch Barfuß zum Auto latschten!

Ich machte ruckartig die Tür des Jeep's auf und ließ mich auf den Beifahrersitz nieder. "Danke!" murmelte ich kratzig und schnallte mich dann an. "Was willst du überhaupt Mädchen? Kommst einfach in mein Revier reinspaziert und benimmst dich dann wie eine Prinzessin. Ich habe das Sagen im Haus. Hat dir deine Mutter etwa keine Manieren beigebracht oder was?!"

Automatisch verstummte ich und widmete mich wieder der Fensterscheibe aus der ich rausguckte. Jason merkte wohl dass mich der letzte Satz wohl ziemlich mitgenommen hatte und sagte anschließend nichts, sondern fesselte seinen Blick auf die Landstraße.

Ich spürte wie die ersten Tränen den Weg aus meinen Augen suchten und nun zum Vorschein kamen. Seitdem wir hier waren hatte ich kein einziges mal an Mum gedacht, dies erwies sich wohl als Fehler, denn so damit konfrontiert zu werden war nicht gerade angenehm!

Ich konnte die angestauten Tränen nicht mehr halten, weshalb ich ihnen freie Bahn gewährte und anfing zu weinen.
Mein Blick senkte sich von den vorbei huschenden Hochhäusern und Autos
bis zu meinen Fingern die sich krampfhaft anspannten.

"Hey, es tut mir Leid ich wusste ja nicht-" "Nein ist schon ok, alles gut" unterbrach ich ihn und versuchte stark zu klingen, jedoch triefte meine Stimme nur so von Traurigkeit und Zorn.

"Nein, nichts ist gut. Ich hätte das nicht sagen sollen! Es ist einfach mit mir durchgegangen und da hatte ich das mit deiner Mum vergessen" sagte er wehleidig und streichelte mir beruhigend über den Oberschenkel, der Blick aber an der Straße verriegelt.

Die restliche Fahrt beobachtete ich nur die vorbeiflitzenden Sachen außerhalb vom Auto und wechselte kein Wort mehr mit Jason. "Wir sind da" hauchte er mir gegen mein Ohr, machte die Tür auf und stieg aus. Ich tat es ihm gleich und stieg ebenfalls aus. Wir gingen etwas weiter vom eigentlichen Bahnhof weg und kamen an einem abgelegenem Ort an.

Dort erwarteten uns schon Jason's Freunde. "Yo Jay, das ist die kleine?" rief ihm ein gut aussehender Kerl zu.

Jay, scheint wohl sein Spitzname zu sein...

Wir gingen auf Vier gutgebauten jungen Typen zu die sich mit Jason begrüßten. "Jackie, das hier ist Danny, der ist Josh und das ist Louis. Kyle kennst du ja bereits" ratterte er die Namen runter und zeigte jeweils auf die genannten Jungs.

Alle vier sahen mich eindringlich an, ich jedoch packte wieder ein Zigarette aus und machte mich aus dem Staub. Von weiten erkannte ich ein Mädchen auf einer Bank sitzen und rauchen.

Da ich mein Feuerzeug daheim liegen gelassen hatte ging ich auf sie zu und bat sie mir ihr Feuerzeug zu geben. "Klar, hier!" lächelte sie und hielt es mir vor die Nase. Ich wollte mich gerade bedanken und gehen als sie sagte ich solle doch noch bleiben. Ich ließ mich neben ihr auf der Bank sinken und beobachtete die vorbeifliegenden Schwalben.

"Was hast du mit Jason am Hut? Hab dich noch nie mit ihm gesehen." Fragte sie diskret und durchbohrte mich mit ihren Blicken. "Bin seine neue 'Schwester'.
Wir sind zu ihm gezogen und das wird hoffentlich auch das letzte mal gewesen sein dass mich jemand mit ihm sieht!" sagte ich monoton und blies den Rauch durch die Nase aus.

"Dann bist du wohl Jackie, hätte mir dich nicht so hübsch vorgestellt" sagte sie wieder leicht grinsend und guckte nun zu mir rüber. "Ich nehme das mal als Kompliment,aber wer bist du und woher kennst du Jason?" "Ich bin Linn. Jason und mein Bruder Rick sind gute Freunde!" antwortete sie und drückte ihren Zigarettenstummel am Boden aus.

Wir kamen ziemlich ins Gespräch und redeten bis tief in die Nacht, schwärmten über Jungs und anderes Zeug, und tauschten letztendlich sogar Nummern aus.

"Linn! jetzt komm doch endlich, sonst sieht Mum noch das wir weg waren" schrie Rick über den ganzen Platz, der wohl in der Zwischenzeit auch gekommen ist.

Ich und Linn verabschiedeten uns mit einer Umarmung voneinander und wanken uns zum Abschluss nochmal. Mal wieder wurde ich ohne zu schauen über Jay's Schulter geworfen und bis zum Auto geschleppt.

Diesmal versuchte ich mich erst gar nicht zu wehren da es eh nichts bringen würde und ich so nicht laufen musste.

Die ganze Fahrt über gaben wir keinen Mucks von uns und lauschten nur der Musik die aus dem Radio ertönte.

Daheim angekommen sprang ich nochmal kurz unter die Dusche und seifte mich ein, jedoch wurde mit einem Ruck die Türe aufgestoßen und ein nur in Boxershorts gekleideter Jason stand halbnackt vor mir.
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Umzingelt von BadboysWo Geschichten leben. Entdecke jetzt