37. die eine Erinnerung

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Biancas Atelier ist nicht wirklich ein Atelier; eigentlich nur ein Kellerraum in einem Bürogebäude, der von der ansässigen Firma nicht gebraucht wird – eben was wir auf die Schnelle organisieren konnten, damit Biene einen Ort für sich hat. Ich fand ihn zum Malen nie optimal, aber sie hat sich hier von Anfang an wohl gefühlt. Sie nennt es den ersten Ort, an dem sie sich jemals traute, sie selbst zu sein.

Einmal hat sie versucht, es mir zu erklären – das Malen. Ihr Malen. Es sei kein Prozess des Schaffens, sondern des Ergründens, sagte sie. Durch das Malen würde ihr klar, wie es ihr eigentlich geht, tief in ihrem Inneren. Ich habe es nur nie wirklich verstanden... verstehe ich es jetzt?

Endlich traue ich mich, sie zu sehen – sie wirklich anzusehen, wie sie ist.

Doch zuallererst sehe ich, wie furchtbar blass Bianca ist und wie rot ihre Augen sind vom Weinen. Oder fehlendem Schlaf?

„Hast du überhaupt geschlafen in letzter Zeit? Oder gegessen?" Sie schaut mager aus.

Bianca seufzt. Ihre Hand fährt über die Leinwand, die vor ihr auf einer Staffelei steht.

Biene..." was soll ich sagen? Ich meine, hat es überhaupt einen Sinn, irgendetwas zu sagen? Und selbst wenn sie mich hören könnte – was sage ich zu dem Menschen, den ich über alles liebe und von dem ich weiß, dass ich ihn zurücklassen werde?

„Ich habe versucht, dich zu malen."

Überrascht blicke ich mich um, doch außer uns ist niemand hier. Spricht sie etwa mit mir? Doch sie schaut nur traurig auf ihre Leinwand. Erst jetzt fällt mir auf, dass das Bild nicht so düster ist, wie ich es von ihr gewohnt bin.

Das fasziniert mich. Ich sehe viele Grün- und Blautöne. Es wirkt irgendwie... fröhlich? Und es ist nicht das einzige Bild in diesen Farben. Mir wird klar, dass mir überall, im ganzen Atelier diese Farben entgegen lachen.

„Keine Ahnung... irgendwie habe ich gehofft, dieses Bild aus meinem Kopf löschen zu können." Sofort sehe ich es vor mir, so als könne Bianca ihre Erinnerungen mit mir teilen – Ich, mit dem Gesicht zur Seite auf dem Steinboden liegend. Hände, die nach meinem Körper greifen und ihn drehen. Männer in grellen Westen, die versuchen, diesen Körper wiederzubeleben. Eine fassungslose Biene. Fremde Personen, die sie stützen. Wie sie beginnt zu weinen...

„Aber es geht nicht." Plötzlich rinnen frische Tränen über ihre Wangen und ich erkenne, wie sehr sie in dieser Erinnerung gefangen ist. Am liebsten möchte ich sie in die Arme nehmen und ihr sagen, dass alles gut wird. Schließlich weiß ich jetzt, dass dies am Ende zutrifft. Doch... ich bin wie ein Geist. Ohne Körper. Da sind keine starken Arme mehr, die Biene festhalten können.

Ich bin hier", sage ich schwach.

„Was mache ich denn? Wie mache ich jetzt ohne dich weiter?"

Oh Mann. Da gäbe es jetzt so vieles, das ich ihr sagen könnte. So vieles, das ich ihr versprechen könnte. Denn da ist ihr Seelenweg – dieser wundervolle Plan, den sie geschmiedet hat und der mich in seiner Schönheit von Herzen rührt... Ich möchte, dass die Traurigkeit verschwindet – doch Biene ist eben noch nicht da, wo ich jetzt stehe. Sie ist blind, so wie ich es gewesen bin. So wie wir es alle sind, bis wir eines Tages aufwachen.

Ich war auf dem Weg zu dir. Ich wollte, dass unser Leben wieder wunderschön ist; bis wir beide steinalt sind. Oh Biene... ich wollte etwas ganz anderes für uns als das hier."

Ihr Kopf sinkt gegen die Leinwand.

Als alle Hoffnung von mir ging – das war es, was sie geschrieben hatte. Aber diese Farben... ist denn wirklich alle Hoffnung verloren?

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