Luke POV
Der jüngere Polizist geht rüber zu Calum, während er seine Handschuhe anzieht. Mit seinem Zeige und Mittelfinger an der Halsschlagader vergewissert er sich, dass es kein Puls mehr zu fühlen gibt.
„Er lebt. Dave, fordere ein Rettungswagen an." Ruft er mit einem Hauch Erleichterung in den Augen. Das ganze Gewicht, welches auf meinen Schultern lag verschwindet und ich renne zu meinem besten Freund. Ich knie mich vor ihn und nehme seine eisig kalten Hände in meine. Sein Gesicht ist blasser denn je und seine Augen geschlossen, einige Schneeflocken haben sich in seinen Wimpern verfangen, seine Lippen leicht blau und sein Atem ist flach-kaum bemerkbar.
„Warum haben sie keinen Rettungswagen gerufen?" faucht meine Mum den Gärtner an, als sie zu mir kommt.
„Ich dachte der Junkie wäre tot. Er sieht aus wie eine Leiche!" Versucht er sich zu verteidigen. Die Tatsache, dass er Calum Junkie genannt hat werde ich einfach ignorieren, da ich mit Gedanken über etwas anderes mache. Ich hoffe die Sanitäter sind bald da, denn der Neuseeländer sieht wirklich tot aus.
Der Krankenwagen hält nicht weit von den Gräbern entfernt und zwei Sanitäter kommen zu uns geeilt. Sie machen wenige kurze Tests mit den kleineren.
„Er ist unterkühlt" stellt der junge Mann fest, bevor er und seine Kollegin den Dunkelhaarigen in eine goldene Rettungsdecke einwickeln, welche ihn warmhalten soll. Während sie ihn auf die Liege legen und ihn mit in den Krankenwagen nehmen weiche ich nicht von seiner Seite.
„Darf ich mitkommen?" Frage ich und klinge dabei leicht verzweifelt, was mir aber ziemlich egal ist. Um ehrlich zu sein bin ich verzweifelt, immerhin liegt eine der wichtigsten Personen in mein Leben, halb tot neben mir.
„Natürlich. Du kannst dich da hinsetzen." Sagt mir die Frau und ich setze mich auf dem Stuhl, welcher auf der Kopfhöhe des Dunkelhaarigen ist. Die beiden Sanitäter verbinden Calum mit einigen Geräten, bevor der eine wieder nach vorne geht um zu fahren, bleibt die junge Frau stehen und überprüft Calum alle paar Minuten.
Es dauert nicht lange, bis wir vor dem Krankenhaus halten und die Beiden ihn durch die Notaufnahme schieben. Ich werde gebeten im Wartebereich Platz zu nehmen, was ich mache. Mit meinen Nerven bin ich am Ende und das macht das schreiende Kind, welches in der Spielecke sitzt, nicht besser. Wo sind die verdammten Eltern? Ich verstecke mein Gesicht in den Händen und massiere mir anschließend meine Schläfen. Nachdem ich mich ein wenig beruhigt habe nehme ich mein Handy aus der Hosentasche und beantworte Ashton die Frage wo ich seien. Zudem erlaube ich ihn mein Auto zu nehmen, damit er schneller hier ist. Auch meine Mutter hat mir geschrieben. Sie teilt mir in ihrer Nachricht mit, dass sie mit auf die Polizeiwache kommen muss, da sie eine Anzeige aufgeben will, da der Gärtner keine erste Hilfe geleistet hat, aber sie hatte keine Personalien mit.
„Ashton" wispere ich leise, als ich ihn ins Wartezimmer rein stürmen sehe. Ich stehe sofort auf und lasse mich in seine Arme fallen.
„Luke, was ist passiert?" möchte er wissen und ich erzähle ihn alles. Mein Kopf lass ich an seiner Schulter gelegt. Ich kann einfach nicht mehr. Auch der langjährige Freund scheint nun Sprachlos zu sein und guckt mich nur mit offenem Mund an. Ich schließe einfach meine Augen und versuche meine Gedanken ein bisschen zu sortieren.
„Habt ihr auch Aua?" höre ich eine Kinderstimme fragen, weshalb ich meine Augen wieder öffne. Vor uns steht ein kleines, blondes Mädchen, welche uns mit ihren großen grünen Augen anschaut.
„Nein, aber ein Freund von uns" sagt Ashton.
„Bist du deshalb so traurig?" möchte sie nun von mir wissen und ich nicke einfach. „Ich bin Lilly. Wie heißt ihr?" hackt sie nach und setzt sich vor uns auf dem Boden.
„Das ist Luke und ich bin Ashton" stellt mein neben Mann klar. Ashton liebt kleine Kinder, er spielt normalerweise auch immer mit ihnen in der Spielecke beim Arzt mit ihnen. Wahrscheinlich würde er es jetzt auch tun, wenn er sich nicht um mich kümmern würde.
„Ich bin schon 4 Jahre alt." Grinst Lilly stolz. „Wow, so alt schon? Dann bist du ja bestimmt schon im Kindergarten, oder?" Und wieder nickt die Kleine. Während sie Ash erzählt, dass sie hier auf ihre Mutter warten muss, die gerade mit ihrem Bruder im Behandlungszimmer ist.
Eine Krankenschwester kommt auf uns zu.
„Sie sind Luke Hemmings?" ich nicke und schaue sie gespannt an, genau wie Ashton. „Ihr Freund hat eine Hypothermie, also eine Unterkühlung, des zweiten Grades. Es haben sich an seinem Körper Bläschen gebildet, die wir bandagiert haben. Wir haben ihn jetzt auch die Kleidung angezogen, welche sie ihn mitbrachten. Er ist wieder bei Bewusstsein, ist allerdings ein bisschen schläfrig. Sie können gleich zu ihm, allerdings braucht Calum viel Ruhe und darf sich möglich nicht bewegen. Der Raum in dem er sich befindet ist gut erwärmt, allerdings fröstelt er noch immer. Bitte haltet die Türen und Fenster geschlossen. Ihr findet ihn im Zimmer 754. Siebter Stock, rechte Seite." Wir bedanken uns bei ihr und verabschieden uns bei Lilly.
„Welche Kleidung die wir ihn mitgebracht haben?" Frage ich Ash, als wir den Fahrstuhl betreten. „Ich hab mir gedacht ich bringe ihn Kleidung mit, als ich gehört habe, dass er hier ist und habe sie, bevor ich zu dir gekommen bin diese an der Rezeption abgegeben." Ich nicke leicht. Sobald die Türen des Fahrstuhles offen sind stürme ich raus und mache mich auf den Weg in sein Zimmer. Vor der Tür 754 bleiben wir stehen. Vorsichtig hebe ich meine Hand und klopfe an der Tür. Wir bekommen keine Antwort, weshalb wir einfach eintreten. Uns überwältigt eine wärme Welle, ignorieren diese aber. Das ganze Zimmer ist in einem schönen Sommergelb gestrichen, im hinteren Teil des Zimmers ist ein großes Fenster, welches geschlossen ist. Vor diesem Fenster ist ein kleiner Tisch, mit zwei Stühlen davor. Zwei Meter neben dem Bett vom Calum steht ein weißer, großer Schrank. In dem Bett, welcher in der Mitte des Raumes steht, allerdings mit der Kopflehne an der Wand, liegt Calum. Noch immer ist er blass, seine Augen halb geöffnet und seine Haare stehen in allen möglichen Richtungen ab. Er hat einen grauen Pullover von mir an. Aus dem Kragen schauen einige Kabel raus, welche zu dem Herzmonitor gehören, aber auch von der rechten Seite des Bettes schauen einige Kabel raus. Seine rechte Hand ist komplett in einem weißen Verband eigewickelt, während die Linke nur mit einem großen Pflaster auf dem Handrücken beklebt ist.
„Cal, wie geht's dir?" Frage ich ihn, als ich mich neben ihn setze und vorsichtig seine zitternde Hand in meine nehme.
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Das Waisenkind (Cake)
FanfictionCalum, ein 17 jähriger Teenager, der in einem Waisenhaus lebt. Sozialen Kontakt hat er eigentlich nur zu Kenneth und Damien. Die beiden leben ebenfalls im Waisenhaus. Leider sind die beiden alles andere als freundlich zu dem Jüngeren. Sie zwingen de...