Schon seit zehn Minuten laufe ich nervös im Haus herum und blicke alle zehn Sekunden aus dem Fenster.
Doch bis jetzt ist kein Auto zu sehen.
Ich setze mich auf das Sofa, weil ich aber meine Beine nicht still halten kann, stehe ich wieder auf und laufe wie ein Tiger weiter durch das ganze Haus.
Erster Stock, Treppe hoch, zweiter Stock und wieder runter.
Vor jedem Spiegel bleibe ich stehen und schaue mich an.
Aber alles ist noch so, wie Renée es gedacht hat.Ein Klingeln lässt mich zusammenzucken, weil es mich so überrascht hat.
Mein Herz hämmert wie verrückt und ich bin mir sicher, dass es gleich vor Aufregung zerspringt.
Ich atme einmal tief ein, bevor ich die Tür öffne und einem ... wunderschönen Lukas entgegen schaue.
Ach so und sogar mit einer Rose.
Rot wie Blut.
Ich muss bei dem Gedanken lächeln.
Lukas schaut mir tief in die Augen.
"Sie sehen wunderschön aus, Mademoiselle.", sagt Lukas und schafft es lustig und todernst zugleich zu sein.
Ich spüre ein Kribbeln in meiner Magengegend und hoffe, dass das kein Anzeichen für irgendwelche Spuckanfälle ist.Mein Blick gleitet an ihm runter und hoch.
Ich glaube, dass ich nicht erwähnen muss, dass er einfach unbeschreiblich gut aussieht.
Hübsch, wunderschön, süß und wie Renée auf jeden Fall sagen würde: sexy.
Vielleicht das letzte auch am meisten."Das kann man Ihnen aber auch sagen, Monsieur", bringe ich über die Lippen.
"Aber bei Ihnen ist es noch viel wichtiger."
Ich spüre, wie ich rot werde und bin echt froh, als er mir den Arm hinstreckt, damit wir zum Auto können.
Schnell schließe ich die Tür hinter mir und hake mich bei ihm ein.
Als wir an seinem dunkelblauen Auto ankommen, hält er mir die Tür auf und ich steige ein.
Dann läuft er um das Auto und steigt selber ein.
"Und wohin gehen wir, wenn ich fragen darf?", frage ich neugierig.
Elegant fährt Lukas auf die Straße und geradewegs aus der Stadt.
"Ganz schön neugierig, die Dame."
Ich lächle.
"Wer nicht neugierig ist, erfährt nichts", zitiere ich.
"Das ist doch von Goethe, oder?"
Auch wenn ich auf die Straße schaue, weiß ich, dass er lächelt.
Ich nicke.
"Du wirst es schon noch erfahren", sagt er direkt danach.
"Das hoffe ich, sonst sterbe ich noch vor Neugierde."
"Oh nein. Das willst du mir nicht antun."
Lukas tritt auf das Gaspedal und wenige Minuten später stehen wir vor einem beleuchteten Gebäude.
"Wir sind da."
Lukas läuft um das Auto und hilft mir beim Aussteigen.
Begeistert starre ich das Gebäude an und bin mir sicher, dass ich es noch nie gesehen habe.
Ganz oben sind vier große Buchstaben befestigt, die leuchten. KINO.
"Was ist Kino?", frage ich.
Lukas fängt an zu lachen.
"Die richtige Frage lautet, was ist ein Kino?"
Das ein betont er extra stark.
"Okay, das weiß ich doch nicht. Also was ist das?"
"Da schauen wir mit anderen Leuten einen Film an."
Er zieht mich mit zu der großen Glastür."Du darfst den Film raussuchen", sagt er und öffnet die Tür.
Sofort schlägt mir ein süßer Geruch entgegen. Doch ich kann es nicht zuordnen.
Also noch etwas Unbekanntes.Aber zuerst bin ich von dem großen Raum begeistert. Es ist alles so hell, überall stehen Leute und unterhalten sich und ich drehe mich einmal im Kreis, bis ich alles in mir aufgenommen habe.
"Das sieht toll aus."
Lukas tritt direkt hinter mich.
"Das haben die Menschen auch."
Damit hat er einen Volltreffer bei mir erreicht.
Er weiß ganz genau, dass ich die Menschen bewundere.
Ich merke, wie ich lächle.
"Und jetzt?", frage ich.
"Brauchen wir Tickets", beantwortet Lukas meine Frage und zeigt auf eine Warteschlange.
Über den Kassen stehen die Filme aufgelistet und ich schaue sie mir genau an."Also, wo willst du rein?"
Lukas schaut ebenfalls auf die Anzeigetafel.
"Mir egal", gebe ich zu.
"Na gut. Dann suche ich raus."
Und schon stehen wir in der Schlange.Nachdem wir die Tickets haben, läuft Lukas auf einen Essensstand zu. Ich weiß nicht, wie es richtig heißt, also nenne ich es Essensstand.
Dort kauft er zwei Tüten von dem süßen Zeug, nach dem es hier überall riecht.
Anscheinend heißt es Popcorn.
Während wir den Film anschauen, bin ich eigentlich mehr mit meinem Popcorn beschäftigt, als mit dem Film.
Ich muss zugeben, dass das gelbe Zeug echt gut schmeckt. Irgendwie ist meine Tüte viel zu schnell leer und Lukas reicht mir seine noch fast volle Tüte.
Und auch die verspeise ich sehr schnell.Während auf der Leinwand gerade jemand umgebracht wird, was ich nicht schlimm finde, weil ich eh nicht auf Liebesfilme stehe, schaue ich mir die anderen Leute an.
Überwiegend Normale und von den Reichen sehe ich nur uns beide. Schon schlimm, wenn ich das so leicht an der Kleidung erkennen kann.Als der Film zu Ende ist, laufen Lukas und ich Hand in Hand zum Auto.
Kaum sitzen wir drin, fährt Lukas schon weiter.
"Noch eine Überraschung?", frage ich und Lukas nickt.
Nach wenigen Minuten hält er aber schon wieder.
Ich kann hier aber nichts außer Feldern und der Mauer sehen.
Lukas steigt aus und greift nach meiner Hand.
"Mach die Augen zu", fordert er mich auf.
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Die zehnte Gabe
FantasyGrace lebt mit ihren reichen Eltern auf Onaria, einem Planeten, der unbekannt für uns Menschen ist. Jeder dort verfügt über eine Gabe, welche Grace jedoch noch nicht entdeckt hat. Mit gerade einmal 17 Jahren weiß sie schon, wen sie in naher Zukunft...