"Was?", platzt es aus mir heraus, lauter als ich beabsichtigt hatte.
Sofort schauen mich alle an, als wäre ich gestört.
"Grace, was ist denn los?", fragt Liam und tritt einen kleinen Schritt nach vorne.
Jedoch schaue ich nur den 'Bösen' an, dessen Grinsen mich wütend macht und ich meine Hände zu Fäusten balle.
Zwei Gaben in einem! Das gabs noch nie!Er steht auf und läuft zu mir.
"Wie hast du das gemacht?", fragt er und durchschneidet mit seiner tiefen Stimme die Stille.
Von was redet der denn?, höre ich Liam fragen.
Ein Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht.
Gaben kann man erweitern, also kann ich ja vielleicht auch über Gedanken kommunizieren und in ihren Gedanken sprechen.
Ich konzentriere mich auf Liam und versuche eine Art Verbindung zu ihm herzustellen.
Liam?, frage ich vorsichtig und Liam öffnet den Mund, aber es kommt nichts raus.
"Wie...was ist das?", fragt Liam und schaut mir in die Augen.
Der 'Böse' fängt an zu lachen und zwar nicht die Sorte von Lachen, bei der man automatisch mitlachen muss, sondern ein Lachen, dass mir eine Gänsehaut über meine Arme jagt.
Dann schaut er Liam.
"Sie kann Gedanken lesen.", sagt er mit lauter Stimme und Liam verzieht das Gesicht.
"Und wie soll das gehen? Wie soll sie denn zwei Gaben haben?", fragt Liam und wirft mir immer wieder einen Blick zu.
"Sie hat ihre Gabe mit der ersten Gabe verbunden.", murmelt der 'Böse'.Dann herrscht Schweigen, bis Ariane in den Raum rennt und auf dem Boden zusammenbricht.
Sofort stürze ich auf sie zu, werde aber von Liam zurückgezogen.
Als Ariane den Kopf hebt, weiß ich auch wieso.
Ihre Augen glühen, als wären sie Feuer und dieser grausame Blick heftet sich auf mich.
Na super! War doch klar, dass die dumme Kuh nicht mal Kontrolle über ihre Gabe haben kann!, höre ich die Gedanken des 'Bösen' laut."Was ist mit ihr?", kreische ich und will mich von Liam lösen, der mich festhält, aber auch selber nicht glauben kann, was er da gerade sieht. Das verraten mir zumindest seine Gedanken.
"Sie ist zu schwach, um ihre Gabe zu kontrollieren", erklärt Liam mir und Ariane schreit, während ihre Finger anfangen zu brennen.
"Dann macht doch etwas!", fordere ich und der 'Böse' grinst.
"Nein, warum denn? Wenn sie die Gabe nicht mehr unter Kontrolle bekommt, stirbt sie. Dann muss man sie wenigstens nicht mehr umbringen."
Fassunglos heftet sich mein Blick auf den 'Bösen', während mein Mund offen steht.
"Das könnt ihr nicht machen!", zische ich, als Ariane qualvolle Schreie von sich gibt und sich auf dem Boden wälzt.
Natürlich kann ich das!, höre ich die Antwort.
"Ihr seid doch alle total gestört", rufe ich, bevor ich Liam trete, dieser meine Arme loslässt und ich zu Ariane renne.
Vorsichtig knie ich mich neben sie und überlege mir, wie ich helfen kann. Wasser ist bei Feuer schon praktisch.Ich schließe meine Augen und verbinde mich zuerst mal mit meiner ersten Gabe.
Dann greife ich nach Arianes Hand, die zwar in Flammen steht, aber doch noch heil ist.
Zuerst spüre ich, wie die Flammen sich in meine Haut brennen, bevor ich aber schreien kann, bildet das Wasser einen Schutz um meine Hand und löscht die Flammen auf meiner und Arianes Hand.
Von ihrer Hand lasse ich dann eine Art Welle meiner Gabe durch ihren Körper wandern, die ihre Gabe zurückdrängt, was gar nicht so einfach ist, weil ich immer wieder auf Widerstand stoße.
Als ich glaube, dass ich es geschafft habe, öffne ich die Augen und sehe, dass Ariane ein paar Mal blinzelt, bevor sie sich zu mir dreht und ich meine Gabe wieder zu mir ziehe.
Als meine Gabe ihren Körper verlässt, zuckt dieser kurz, aber dann grinst sie mich an.Alter, was ist denn passiert?, fragt Ariane in Gedanken.
Ich muss kurz lächeln und dringe dann in ihren Kopf ein, damit ich ihr über diesen Weg eine Antwort geben kann.
Sie rappelt sich gerade auf, als ich in ihren Gedanken spreche.
"Ah!", sagt sie nur und bleibt für eine Sekunde regungslos, bevor sie sich zu mir dreht, wobei ihre Schuhe auf dem Boden quietschen.
"Was ist denn das gerade?", fragt sie verwirrt und greift sich an den Kopf.
Gedanken lesen, antworte ich Ariane und strecke ihr meine Hand hin, damit sie besser aufstehen kann.Kannst du bitte aufhören in meinem Kopf zu sein?
Naja, vielleicht.
Ariane wirft mir einen bösen Blick zu.
Dann legt sie einen Arm um mich, aber eigentlich macht sie das nur, damit sie, so ausgelaugt wie sie ist, noch stehen kann.
Vor dem 'Bösen' würde ich aber auch keine Schwäche zeigen wollen."Weg mit ihr", sagt der 'Böse' und macht eine Handbewegung in Arianes Richtung.
Sofort reagiert ein Wache und zieht sie aus dem Raum.
Erst als die Tür zuknallt und die beiden verschwunden sind, hört Arianes Geschimpfe auf.
"Tja und du...", sagt der 'Böse' und zeigt auf mich, "...kommst erst mal schön mit."
Er verlässt den Raum und Liam schiebt mich ihm hinterher. Dabei bleibt seine Hand eine Sekunde auf meiner liegen, als würde er mir sagen wollen, dass er für mich da ist.
Der 'Böse' tritt nach draußen, auf den leeren Platz und zeigt auf den Holzbalken, der in der Mitte steht.
"Du weißt, dass es nicht clever war, dass du versucht hast, die Gaben zu zerstören. Dafür habe ich eine besondere Strafe für dich. Du wirst Ariane hier umbringen."
Sofort zieht sich alles in mir zusammen und Liams Gedanken scheinen kein Ende zu finden.
Was? Das kann er doch nicht machen! und so weiter."Niemals.", zische ich und der 'Böse' dreht sich wütend um.
Dann tritt er auf mich zu und flüstert direkt an meinem Ohr, aber es sind nicht nur ein paar Worte. Jedes einzelne ist wie ein Messerstich.
"Du machst, was ich sage! Wenn sie nicht durch deine Hand stirbt, dann wirst du mit einem qualvollen Tod bei dir rechnen müssen. Willst du das Liam antun?"
Sofort schüttele ich den Kopf und der 'Böse' klopft mir auf die Schulter, bevor er sich umdreht und wieder in das Haus geht.
Gehässig starre ich ihm hinterher und sehe aus dem Augenwinkel, dass ein Wache auf mich zukommt und mich vermutlich in die Zelle bringen will.Mein Blick fällt auf das blaue Meer und die unendliche, fast greifbare Freiheit.
Seufzend will ich gerade den Blick davon abwenden, als ich weiß, was ich genau jetzt machen werde.
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Die zehnte Gabe
FantasyGrace lebt mit ihren reichen Eltern auf Onaria, einem Planeten, der unbekannt für uns Menschen ist. Jeder dort verfügt über eine Gabe, welche Grace jedoch noch nicht entdeckt hat. Mit gerade einmal 17 Jahren weiß sie schon, wen sie in naher Zukunft...