Hohe, schwarze Rauchschwaden bäumten sich um die inzwischen nur noch glimmenden Bäume auf. Wie erdgebundene Gewitterwolken umrankten sie das Auto und zogen an dem kugelsicheren Fenster vorbei, das durch die Schutzschicht ein wenig unklar war. Trotz der Luftsäuberungsanlage war der Geruch im Inneren des Schutzwagens beißend und stank nach einer toten Welt.
Seraja hatte schon von diesen Bränden gehört, dieser ganz besonderen Art von Feuerring, der sich um ihre zukünftige Heimat ranken sollte. Die nigolorischen Soldaten hatten unter anderem die Aufgabe die Brandbarriere zwischen der Kuppelstadt und dem Rest der Welt aufrechtzuerhalten und die Natur, die sich ihren Weg nach dem großen Krieg mutig erkämpft hatte, zurückzudrängen um ihre Heimat einerseits vor den tierischen Monstern, andererseits vor den Menschlichen zu schützen.
Während harte, unharmonische Musik in ihre Ohren hämmerte, deren Wörter sie nicht verstand, kamen ihr die Legenden ihrer Kindheit wieder in den Sinn. Die Geschichten von Monstern, zu denen Menschen wurden, die nicht in den Kuppeln lebten. Bei die Soldaten war die Bestialität, did die Gene in ihnen hervorriefen, eingedämt. Die Oberhäupter der Kuppeln hatten diese Art von Unmenschlichkeit, die der Überlebensdrang in einer Welt, die nicht für Menschen gemacht war, hervorrief, zwar nicht ausgemerzt, aber zumindest kontrolliert. Sie hatten ein Ziel in das sie all ihre Unmenschlichkeit investieren konnten, aber die anderen, die Fahnenflüchtigen oder sogar die mythischen Stämme der Angepassten, die von vornherein in dieser verseuchten Welt überleben konnten, sie waren etwas komplett anderes. In den Erzählungen waren diese Wesen genau das, was ihnen zum Überleben verhalf. Sie gehörten nicht mehr der Menschheit an, gingen eher in Richtung der menschenähnlichen Unentdeckten, als in die der Kuppelbewohner.
Sie wandte ihr Gesicht von dem Fenster ab und lehnte sich gegen das abgewetzte, weiße, früher wohl edle Leder. Seraja starrte an die weiße Decke und folgte den Lampenstreifen, die das Innere des Schutzautos erleuchteten, mit den Augen. Trotz der lauten Musik konnte sie den Elektromotor des Geländewagens durchgehend dröhnen hören. Da der verbrannte Waldboden alles andere als eben war, schwankte das Innere stark und die Blätter auf dem kleinen, im hellen Boden verankerten Tisch vor dem Sitz von Serajas Mutter, drohten ständig auf den Boden zu fallen. Levana saß Seraja gegenüber und zeigte nur, dass sie sich über den Inhalt der Papiere aufregte, indem sie ihrem sowieso angespannten, harten Gesicht noch einen ganz besonderen, beinahe angewiderten Zug um den Mund verpasste. Zu viele Falten für ihr Alter zerfurchten die helle Haut. Die weißen Iriden mit dem schwarzen Pupillenpunkt in der Mitte huschten gehetzt über die schwarze Schrift und die Frau in der schneefarbenen Kleidung machte durchgehend Notizen an den Rand. Levana ignorierte ihre Umgebung – eingeschlossen ihrer Tochter – vollkommen.
Mit Seraja und Levana saßen seit nun zwei Tagen – einiger Pausen für die Fahrer sei Dank – vier weitere Personen in dem für diese Zwecke eindeutig zu kleinen Inneren. Drei Männer und eine Frau waren um Mutter und Tochter herumplatziert und langweilten sich im Moment außerordentlich. Die vier Menschen waren Leibwächter für die Sorella Matris und ihre Tochter. Die Frau – Tiera, wenn Seraja sich nicht täuschte – hatte die Oberaufsicht der Leibwächter auf dieser Mission inne. Die anderen Drei standen unter ihrem Befehl. Seraja kannte nur noch einen der Leibwächter sicher beim Namen. Er saß auf ihrer rechten Seite, durfte in etwa fünf Jahre älter sein als sie und hieß Waron. Seit drei Jahren war sie nun schon seine Schutzbefohlene. Da er der Beste in seinem Polizeischuljahrgang gewesen war, hatte man ihn für das Leibwächterprogramm in Serajas Heimatkuppel Eboris ausgebildet, das jeder nach einer kurzen Prüfung beanspruchen konnte, wenn sie oder er sich bedroht fühlte. Im Gegensatz zu den anderen Insassen des Wagens hatte er eine grüne Augenfarbe. Seine Großmutter war aus dem südlich gelegenen Ignis gekommen, als das Bündnis zwischen Eboris und der Feuerkuppel geschlossen worden war.
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Elfenbeinmädchen
FantascienzaSie legte ihren Finger an den Abzug und richtete die Waffe auf den Oberkörper des Fremden. Der Mann begann in den wenigen Sachen zu wühlen, die es hier gab. Als er direkt unter Seraja bei den Rucksäcken angekommen war, war ihre Furcht entdeckt zu we...