Über ihnen stand der Mann, der aus der Nähe gar nicht mehr so sehr aussah wie Theon und wie sich gerade herausstellte, auch der Befehlshaber dieser Gruppe war.
Der Hübschling alias Quo blieb liegen und fragte: „Wieso?"
„Weil ich es sage. Steh auf oder du wirst mit Konsequenzen rechnen müssen. Eine steht immer mir zu. Das gilt jetzt genauso wie sonst auch. Also steh auf, bevor ich wütend werde." Seine Stimme war eisig und sein Blick jagte Seraja Kälteschauer über den Körper.
Wenn sie Quo wäre, so würde sie auf den Mann hören.
Er dachte wohl dasselbe.
Denn der Hübschling stand langsam auf, allerdings nicht ohne Seraja noch einmal an die zwar weiterhin von ihrem Kleid bedeckte, aber wohl dennoch für ihn reizvolle Brust zu fassen.
Er warf ihr noch einen kurzen, anzüglichen Blick zu, dann stand er und trat ein paar Schritte zurück. Er drehte sich um und wandte sich wieder Di zu.
Seraja wollte schon etwas sagen, aber dann wurde sie von dem Befehlshaber unterbrochen: „Steh auf. Du kommst mit mir."
Das Elfenbeinmädchen starrte den Mann an, der ihrem Verlobten ähnelte. Die Schreie der anderen Frauen waren zu großen Teilen in ein jämmerliches Wimmern übergegangen.
„Du musst ihnen helfen! Siehst du nicht, was hier passiert? Schau dich doch mal um! Wir sind keine Feinde! Wieso werden wir so behandelt?" rief Seraja aus und sprang mit einer fließenden Bewegung auf.
Dieser Mann hatte offensichtlich Macht über die übrigen Soldaten. Wieso setzte er sie nicht ein?
Seraja hatte zwar Angst, aber die drängte sie für den Moment zurück. Der Fremde könnte ihre einzige Chance auf Rettung sein. Sie musste ihren Leuten helfen.
„Komm." sagte der Mann schlicht, packte Seraja am Arm und zog sie davon. Weg von der grausamen Szenerie und auf das große Zelt zu, vor dem er gestanden hatte.
Seraja riss sich los und sagte: „Wieso hilfst du mir, aber ihnen nicht?!"
Der Mann drehte sich zu Seraja und blickte ihr direkt in die Augen: „Entweder du gehst jetzt in das Zelt oder ich lass dich hier draußen bei den anderen. Deine Wahl."
Ein hoher, langanhaltender Schmerzensschrei hallte über den Platz. Seraja kannte die Stimme. Sie gehörte der Sklaventochter. Erschrocken zuckte sie zusammen und wandte den Blick vom Gesicht des Mannes ab.
„Dachte ich es mir doch." murmelte dieser und nahm sie wieder am Arm.
Schweigend überwanden sie die letzten Meter bis zu dem Zelt. Der Mann öffnete einen Reißverschluss und führte Seraja in den Raum dahinter.
Es schien, als wollte er schnellstmöglich weg von dem Platz und seinen Geschehnissen.
Seraja beobachtete, wie er die Plane wieder verschloss, dann erkundete sie ihre Umgebung um sich von den nun gedämpften Geräuschen abzulenken.
Das Innere des Zelts war eigentlich recht hübsch eingerichtet. Auf dem Plastikboden standen altertümlich wirkende Möbel. Man konnte Stühle mit geschwungenen Lehnen und Sitzkissen sehen, die um einen massiven Eichenholztisch herumstanden. In einer Ecke war ein kleiner Herd zu sehen, den man sowohl mit Strom, als auch mit echtem Feuer betreiben konnte. Um das große Bett herum waren ausgebleichte Teppiche und ein Nachtkästchen zu finden. Ein kleiner Schrank stand neben der Kochstelle und neben einem großen Waschbecken, stand ein mannshoher Holzkübel, der vermutlich als Badewanne diente. An jeder Zeltwand war ein Fenster, das nach draußen sehen ließ.
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Elfenbeinmädchen
Science FictionSie legte ihren Finger an den Abzug und richtete die Waffe auf den Oberkörper des Fremden. Der Mann begann in den wenigen Sachen zu wühlen, die es hier gab. Als er direkt unter Seraja bei den Rucksäcken angekommen war, war ihre Furcht entdeckt zu we...