Sie würden sich erst wieder in der Zeremonienhalle wiedersehen. Jetzt musste Seraja sich fertig machen für ihre Hochzeit.
Vor einigen Tagen war ihr Hochzeitskleid angekommen. Da sie in Eboris heirateten und die hiesige Zeremonie dabei vollzogen werden würde, hatten Levana und Theoden abgesprochen, dass zumindest die Kleidung des zukünftigen Ehepaars aus Nigolor stammen würde.
Sobald Seraja den Aufzug verlassen hatte, eilte sie zu ihrem Badezimmer und verschloss die weiß gestrichene Tür fest hinter sich. Ihr war überaus klar, dass ihr Zusammenbruch nicht mehr weit entfernt lag und da sich nicht vorhatte Waron oder einen anderen Leibwächter dabei zuhören zu lassen, lief sie zu dem metallenen Waschbecken und startete den danebenstehenden CD-Spieler bis ohrenbetäubende Musik aus den Lautsprechern dröhnte. Die alte CD hatte einige Kratzer und so klang die Musik manchmal etwas seltsam, aber sie erfüllte ihren Zweck.
Augenblicklich brach Seraja auf dem kalten Fliesenboden zusammen und begann laut zu schluchzen. Tränen kullerten über ihr Gesicht und brachten den restlichen Schnee in dem Fell ihrer Jacke zum schmelzen.
Sie benahm sich wirklich wie ein kleines, verzogenes Kind, aber Seraja wollte ihr Zuhause nicht verlassen. Sie wollte nicht in diese fremde Welt namens Nigolor und schon gar nicht wollte sie diese fremde Kuppel regieren. Sie war dazu nicht fähig. Weder jetzt, noch irgendwann in der Zukunft.
Vielleicht war ja alles nur ein böser Traum und sie würde gleich aufwachen. Komplett verschwitzt und eingewickelt in ihre Bettdecke.
Der Bass, der aus den Boxen dröhnte, hämmerte auf sie ein. Beinahe hätte sie das laute Klopfen an der Badezimmertür überhört. Es musste schon eine Weile so gehen, denn inzwischen war es derartig intensiv, dass die Tür sich unter den Schlägen leicht bog.
Rasch sprang Seraja auf und drehte sie Musik leiser.
„Keine Angst, Waron. Mir geht's gut. Ich wollte nur kurz meine Ruhe haben."
„Das habe ich mir schon gedacht, Seraja. Aber du musst dich langsam wirklich fertig machen. Eine Sklavin hat dein Kleid gebracht. Und wenn du es siehst wirst du mir darin zustimmen, dass du einige Zeit brauchen wirst um es anzuziehen."
Seraja konnte sich nur zu deutlich an den Aufzug der nigolorischen Zarin und ihres Gefolges erinnern, deshalb bat sie Waron zu warten und machte sich für eine Dusche bereit.
Kurz darauf rannen heiße Wassertropfen aus einem Stahlduschkopf und wuschen Schweiß und Tränen von ihrem nackten Körper. In der metallischen Duschkabine blickte Seraja ihr Spiegelbild entgegen.
Ihre langen Haare klebten auf ihren Armen und Brüsten. Weißer Schaum rann aus den langen Strähnen hervor und bahnte sich seinen Weg über ihre mageren Körperzüge. Die Muskeln traten deutlich unter ihrer hellen Haut hervor. Wenigstens das würde sich ändern. Hunger würde sie voraussichtlich niemals wieder in ihrem Leben haben.
Sie würde nicht in die nigolorische Gesellschaft passen. Das war Seraja klar. Darum musste entweder sie sich verändern oder sie die dortige Gesellschaft. Vermutlich würde ihr weder das eine, noch das andere gelingen.
Mit zitternden Händen drückte sie das Wasser aus ihrem Haar und trat aus der Dusche, nachdem sie den Wasserfluss gestoppt hatte. Von ihrem leeren Blick geleitet wickelte Seraja sich ihr Handtuch um den Körper und verließ das Badezimmer.
Mit blinder Kenntnis ihrer Räumlichkeiten lief Seraja in ihr Schlafzimmer. Darin war nichts auffälliges, nur die üblichen, mit Gebrauchsspuren bedeckten Möbel und heute ein Stuhl über dem ein gigantisches, weißes Ding hing.
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Elfenbeinmädchen
Science FictionSie legte ihren Finger an den Abzug und richtete die Waffe auf den Oberkörper des Fremden. Der Mann begann in den wenigen Sachen zu wühlen, die es hier gab. Als er direkt unter Seraja bei den Rucksäcken angekommen war, war ihre Furcht entdeckt zu we...