Monna war – soweit Seraja wusste – auf ihr Zimmer gegangen, nachdem sie ihr die Haare gemacht, den Schminktisch weggebracht und das Bad in den Originalzustand zurückversetzt hatte.Nun erstreckte sich unter Seraja ein schier gigantischer Ballsaal. Die Wände waren noch in ihrer ursprünglichen schwarzen Farbe belassen, allerdings zogen sich lange Silberadern durch das Gestein und bildeten schöne Muster. Die Adern strahlten im sanften Deckenlicht und verliehen der Szenerie eine zauberhafte Wirkung.
An den Wänden hingen Balkone auf denen die Adeligen von Nigolor speisten und sich währenddessen von den Vorgängen auf der Tanzfläche unterhalten ließen. Die Tanzfläche füllte den gesamten Boden des Raums aus und bestand ebenfalls aus dem schwarz-silbernen Gestein.
Da die Balkone nach der Hierarchie der Kuppel aufgeteilt waren, befand sich Serajas Balkon am höchsten, da sie und ihre Mutter mit der Zarenfamilie speisten. Am Grund der Halle führten Tänzer und Akrobaten ihre Künste vor.
Es war schön, aber nach einiger Zeit nicht mehr allzu unterhaltsam, also wandte sie sich von der Szenerie ab und ihrem Essen zu.
Auf ihrem Teller lagen allerlei glasierte, nun ja, Dinge. Neben Äpfeln und anderen Früchten gab es auch mit Zuckerpaste überzogenen Mais und etwas, das aussah, wie ein Käfer. Vielleicht eine Kakerlake.
So viele Lebewesen hatten den Atomkrieg nicht überstanden, waren komplett ausgelöscht worden, aber das Ungeziefer, das lebte fröhlich weiter. Überall gab es Insekten und Ratten. Meist groß und fett. Die Menschheit war dazu übergegangen alles zu essen, was sie in die Finger bekamen. Im Gegensatz zu früheren Zeiten, waren Insekten nun richtig zubereitet eine Delikatesse. Alle aßen sie. Der Unterschied zwischen den Reichen und den Armen war nur noch die Zuckerglasur.
Mit spitzen Finger griff Seraja nach dem Käfer und schob ihn sich in den Mund. Mit einem Knacken war die Schale zerdrückt und das Tier in ihrem Magen verschwunden.
Das Mahl lief nun schon elf Gänge und drei Reden lang und Seraja fing an sich beinahe schmerzhaft zu langweilen.
Die Langeweile musste ihr wohl deutlich ins Gesicht geschrieben stehen, denn mit einem Mal meinte Theon: „Komm, Seraja. Lass uns ein Stück gehen, bevor die Tänze beginnen."
Zar Theoden riss bei den Worten seines Sohns seinen Kopf hoch, dass sein Doppelkinn nur so wackelte. Schmatzend meinte er: „Aber seid bald wieder zurück, ihr Zwei! Ihr dürft doch meine Rede und den Einstiegstanz nicht verpassen! Unsere Musiker haben extra ein eborisches Lied eingeübt! Wir brauchen doch jemanden, der uns zeigt, wie man dazu tanzt."
Als er grinste, entdeckte Seraja kleine Essensreste zwischen seinen Zähnen. Der Zar schwitzte und schmatzte wirklich wie ein Schwein. Sie ekelte sich vor ihm.
Seraja lächelte und meinte charmant: „Wie könnte ich denn eine Ihrer Reden verpassen? Oder gar den Einstiegstanz! Wir sind gleich wieder da. Keine Sorge, ich werde mir die Chance nicht entgehen lassen dem Hof zu zeigen, wie wir zuhause unsere Nächte verbringen."
„Bevor du gehst, Seraja, möchte ich dir noch etwas mitteilen. Theoden und ich haben beschlossen, dass alle Ersthochzeiten dieses Jahr auf den Loswahltag gelegt werden. Wir wollen den neuen Bund, den unsere Völker geschlossen haben, feiern wie es sich gebührt und was ist dafür besser, als viele neue Lebensbündnisse, die eingegangen werden? Nicht wahr, Theoden?"
Levana hatte sich von ihrem Essen abgewandt und blickte Seraja starr in die Augen, auch wenn sie eigentlich mit dem Zar gesprochen hatte in ihrem letzten Satz. Das Elfenbeinmädchen verstand, was ihre Mutter ihr mitteilen wollte. Sie sollte sich gut benehmen, denn es gab kein zurück. Das Bündnis war geschlossen und die Hochzeit war nichts weiter, als das endgültige Siegel.
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Elfenbeinmädchen
Science FictionSie legte ihren Finger an den Abzug und richtete die Waffe auf den Oberkörper des Fremden. Der Mann begann in den wenigen Sachen zu wühlen, die es hier gab. Als er direkt unter Seraja bei den Rucksäcken angekommen war, war ihre Furcht entdeckt zu we...