Alecs Sicht
"Ich hab keine Ahnung wo ich bin! Irgendwo in der Nähe vom Jfk-Park glaub ich..", erwidert meine kleine Schwester; sie hat sich inzwischen wieder etwas beruhigt. Ich seufze. Der Park liegt genau in der entgegengesetzen Richtung in die ich muss, aber was tut man nicht alles für die Familie.
Ich starte also den Wagen und schiele vorsichtig auf die Tankanzeige. Hoffentlich packts der Wagen noch bis zum Park und wieder zurück. Das mache ich nämlich immer so: Ich fahre die Autos in denen noch genügend Sprit vorhanden ist, bis es nicht mehr so ist und bringe sie dann zurück zum Schrottplatz. So spare ich mir das Benzin-geld.
Zum Jfk-Park sind es etwa 3 Meilen und so habe ich genug Zeit nachzudenken. Normalweise würde ich jetzt abschweifen und meine nächsten Alkohol- und Drogenexzesse planen, doch ich muss immer an das verzogene reiche Mädchen denken, dass ich irgendwie doch gern hab: Aria.
Das ist kein gutes Zeichen. Schließlich ist sie eigentlich nur das Mittel zum Zweck: ihrem Vater, dem Mörder meiner Mutter, so weh zu tun, wie er meiner Familie weh getan hat.Bald bin ich an der Parkanlage angekommen, welcher eigentlich ein Ort zum Wohlfühlen und Entspannen sein sollte - ein kläglicher Versuch, das Viertel der Armen ein wenig aufzupeppeln. Aber in gewisser weise geht der Plan der Regierung schon auf: Hier entspannen seeehr viele Leute. Allerdings eher mit Gras oder schlimmerem.
Ich sehe wie mein Schwester mit verlaufener Schminke und ihrem funkelnden Kleid von gestern eingehüllt und mit einem motzigen Gesichtsausdruck nach mir Ausschau hält. Ich lenke das Auto an den Bordschein und lasse das Fenster runter: "Wieviel kostet eine Stunde?", frage ich grinsend und bekomme dafür einen Todesblick zugeworfen. "Eto ne smeshno..", murrt sie. "Wir sind hier nicht in Russland, Marija.", erwidere ich mit einem überheblichen Unterton. Sie schaut mich noch wütender an. "Alec das ist verdammt nochmal nicht witzig.", sagt sie und ich lächle zurfrieden. "Geht doch. Also, wie kommst du hier hin?", frage ich nun die Frage, die mir schon die ganze Zeit auf der Zunge brennt. Mir gefällt das ganz und gar nicht, in welchen Kreisen Marija verkehrt und vor allem gefällt es mir gar nicht, wenn sie nicht nach Hause kommt. Sie ist halt meine kleine Schwester und ich will sie beschützen. "War weg mit Freunden.", entgegnet sie kurz und damit scheint das Thema für sie abgehakt zu sein. Ich seufze. Bringt ja doch nichts, jetzt mit ihr zu diskutieren.
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Arias Sicht
Freitag Abend. Die Woche ist echt verdammt schnell rumgegangen. Mittlerweile bezeichne ich Alec schon fast als einen Freund, denn wir schreiben uns jede freie Minute auf Whatsapp oder telefonieren gelegentlich. Heute muss ich jedoch darauf verzichten, denn Mason und seine Familie kommen zum Dinner. Gerade habe ich mich kurz ins Bad verzogen, um erstens den peinlichen Fragen von Mason's Mutter aus dem Weg zu gehen und zweitens um mir ein Video anzuschauen, auf dem Alec mich markiert hat. Er ist wie ein alter Freund, der mich besser zu kennen scheint, als die meisten Personen denen ich mein ganzes Leben lang jeden Tag begegne. Dennoch weiß er nichts über Sachen wie die Tatsache, dass ich einen Freund habe, geschweige denn dass ich quasi verlobt bin. Alec weiß andere Sachen über mich. Wie, dass ich den Winter dem Sommer bevorzuge, früher mal Porzellanschweinchen gesammelt habe und mein größtes Geheimnis momentan: dass ich heimlich eine Bewerbung an eine Kunsthochschule in LA verschickt habe.
"Arianna?", höre ich meine Mutter von draußen ans Bad klopfen. "Ich komm ja", murre ich und schließe die Tür auf. Meine Mutter schaut mich mit versteinerter Miene an - Sie findet mein neues Verhalten nicht so toll. "Komm jetzt, Mr und Mrs Beckett warten schon.", zischt sie und zieht mich an meinem Arm in Richtung Esszimmer. Wir kommen rein und sofort setzt meine Mutter wieder ihr freundlichstes Lächeln auf. "Frauen halt. Den Lidstrich nachziehen, neuen Lippenstift auftragen.. Dafür kann man schon mal eine Weile brauen", lacht sie und Masons Eltern lachen mit ihr.
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Different Worlds
Teen FictionAria Gibson ist schon seit sie ein kleines Mädchen ist, wie eine Prinzessin behandelt worden. Zusammen mit ihren Eltern wohnt sie im reichen Viertel der Stadt, wo ihr jeder Wunsch von den Augen abgelesen wird. Als sie eines Abends jedoch durch Zufal...