(Barbara Palvin als Aria Gibson)
Arias Sicht:
Ich betrachte mich im Spiegel und drehe mich erst nach links und dann nach rechts. "Also ich weiß nicht..", sage ich unsicher zu der Stylistin Claire und der Schneiderin meiner Mutter, Marget, die mich aufgeregt beobachten. "Doch, doch! Das Kleid ist perfekt, du siehst so wunderschön aus!", versucht Claire mich zu überzeugen und stellt sich neben mich.
"Schau doch: das Kleid ist weiß, wie die Unschuld. Es ist kurz, aber nicht zu kurz. Es hat Klasse durch die Spitze, aber auch Sex-Appeal durch den durchsichtigen Rücken." Sie dreht mich hin und her bis mir fast schwindelig wird, nur um mir die ganzen Vorteile des Kleides zu zeigen. Nun schaltet sich auch Marget ein: "Das ist wirklich perfekt, Miss Gibson!" Ich versuche zu lächeln und mein gequältes Gesicht zu verbergen und sage schnell: "Gut, ich nehme es." Die beiden strahlen mich an und ich muss jetzt auch grinsen. Eigentlich hasse ich viel Aufmerksamkeit und dieses Kleid schreit förmlich 'starr mich an'. Aber das ist vermutlich auch das, was meine Mutter für meine Geburtstagsparty bezwecken will.
Es ist mehr ihre Party, als meine. Von den 500 eingeladenen Gästen kenn ich nicht mal die Hälfte. "Mit deinen Freunden feierst du dann irgendwann anders" - ein oft gehörter Spruch von meiner Mutter. Ich durfte noch NIE meinen Geburtstag mit meinen Freunden feiern. Eigentlich durfte ich solange ich denken kann, noch nie irgendetwas feiern. Zumindest kann man in einem schönen Kleid mit einem aufgesetzten Lächeln rumstehen und Leuten die Hände schütteln nicht feiern nennen. In meinem über 16 Jahre andauernden Leben habe ich weder einen Schluck Alkohol getrunken, noch an einer Zigarette gezogen, geschweige denn Drogen genommen. Auch diese kindischen, bunten Party-hüte kenne ich nur aus der Werbung.Um ehrlich zu sein, habe ich nie ein Bedürfnis nach diesen Dingen verspürt (natürlich nach den Drogen, nicht nach den lustigen Party-hüten), doch seit meine beste Freundin Tjara sich andauernd besäuft und ihre Jugend voll und ganz auskostet und ich nicht mal länger als 8 Uhr draußen bleiben darf, habe ich immer mehr Lust darauf die kostbaren Regeln meiner Mutter mal zu brechen.
Ich laufe die Mamortreppe herunter und halte Ausschau nach meinen Eltern. Im Wohnzimmer sind sie nicht, und auch in der Küche ist niemand vorzufinden. Ich gehe weiter durch einen kleinen Flur und gelange schnell in die Bibliothek. Mein Vater sitzt in einem der gemütlichen Sessel und liest einen alten Roman. "Hey Dad", begrüße ich ihn und drücke ihm einen Kuss auf die Wange. "Hallo Prinzessin, wie geht's dir? Schon aufgeregt wegen morgen?", entgegnet mein Vater mit seiner beruhigenden Stimme und sieht von seinem Buch auf.
Ich lasse mich in einen anderen Sessel fallen und seufze leise auf. "Du weißt ja, was ich von solchen riesigen Feiern halte..", antworte ich. "Das wird schon schön werden, Liebling. Deine Mutter hat sich viel Mühe gemacht, damit die Feier ein Erfolg wird. Außerdem kannst du mit und deinen Freunden an einem anderen Tag auch noch eine Party feiern", antwortet mein Vater und lächelt mir aufmunternd zu. Ich lächle zurück und stehe dann wieder aus meinem Sessel auf um in mein Zimmer zu gehen. "Gute Nacht Paps", sage ich und bekomme als Antwort nur ein nicken, denn mein Vater ist schon wieder in seinen Roman versunken.
Ich laufe zurück durch den hellen Flur, für dessen Gestaltung meine Mutter gefühlte 1000 Jahre gebraucht hat um sich für den perfekten Beige-Ton zu entscheiden.
Ich bin es gewöhnt, von jedem um genau dieses beige beneidet zu werden. Naja, nicht unbedingt um das beige sondern viel mehr um das Kino-Zimmer oder das 30.000 $ Piano im Wohnzimmer. Ich mag diesen ganzen Reichtum nicht mal sonderlich. Ich könnte genauso gut auf einem 50 $ Keyboard Klavier üben oder mir meine Lieblingsfilme auf einem alten Röhrenfernseher anschauen. Dieser ganze Schnickschnack bringt eigentlich sogar mehr Nachteile als Vorteile - wenn du mal nicht Klavier übst, hast du direkt ein schlechtes Gewissen. Oder wenn du ein großes Frühstücksbüffet hast und dann nur ein Toast isst, fühlst du dich ebenfalls schlecht, weil es auf der Welt so viele Menschen gibt die überhaupt nichts zu essen haben und für die mein alltägliches Frühstück wie der Himmel auf Erden wäre.
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Different Worlds
Teen FictionAria Gibson ist schon seit sie ein kleines Mädchen ist, wie eine Prinzessin behandelt worden. Zusammen mit ihren Eltern wohnt sie im reichen Viertel der Stadt, wo ihr jeder Wunsch von den Augen abgelesen wird. Als sie eines Abends jedoch durch Zufal...