Kapitel 13

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Arias Sicht

Ich versuche unbemerkt an den Leuten vorbei zu hechten ohne allzu große Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen; was ziemlich schwer ist, denn schließlich trage ich mein hellblaues Traumkleid und bin gerade noch an der Seite von einem der begehrtesten Typen überhaupt in den Saal geschritten um unsere Verlobung zu verkünden. Also er hat sie verkündet und ich stand dumm neben dran. So wie das bei Paaren wir uns öfters der Fall ist. Die hübsche Frau steht da, während der Mann über das wichtige redet..

Und nicht mal jetzt kann Mason ein Gentleman sein. Er tut so, als wäre ich sein Eigentum und als ich mich eben geweigert habe, für ihn die Dienstmagd zu spielen, die ihm sein verfluchtes Haargel suchen soll, ist er völlig ausgerastet.

Ich habe Mühe, nicht sofort loszuheulen. Mit schnellen Schritten laufe ich in eines der Nebenzimmer und lehne mich schweratmend an die Wand. Ich beiße mir auf die Unterlippe und unterdrücke meine Tränen.
Auf einmal höre ich Schritte und erwarte bereits das aufgetakelte Gesicht meiner Mutter, das mir sagt, dass ich mich zusammen reißen soll.

Doch sie kommt nicht.

Stattdessen schaue ich wenige Sekunden später in das Gesicht von einer dunklen Gestalt. "Aria..?", fragt der junge Mann und obwohl es dunkel ist und er einen Anzug trägt, erkenne ich den tätowieren Drogendealer, mit den abgefuckten Klamotten der mir die letzten Wochen versüßt hat.

"Alec?!", rufe ich, geschockter als es klingen soll. Direkt grinst er mich an. "So geschockt, mich hier zu sehen?", fragt er belustigt. "Nein, eher erleichtert", erwidere ich und falle ihm, ohne groß nachzudenken, um den Hals.
Ich spüre seine warmen Hände die über meinen Rücken streichen und jede Faser meines Körpers ist wie elektrisiert. Mein Herz pocht schneller und meine Augen sind nicht mehr feucht, sondern hellwach, als hätte ich gerade drei Espresso getrunken.

Ich wünsche, dieser Moment würde niemals enden, doch Wünsche werden nunmal nicht wahr. Ich löse meine Arme von seinem Hals und seine Hände lassen meinen Rücken los. Wir schauen uns für einen Moment angeregt an, doch dann wende ich meinen Blick ab. "Was machst du hier?", frage ich nun. "Konnte mir deine Verlobung doch nicht entgehen lassen", grinst er, doch aus seinen Augen werde ich nicht schlau. Sie sagen etwas anderes als sein Grinsen. Sie sind irgendwie.. Traurig? Verzweifelt? Oder wünsche ich mir einfach nur, dass er Gefühle über meine Verlobung zeigt?

Schüchtern schaue ich auf meine manikürten Fingernägel. "Was willst du wirklich?", frage ich, traue mich aber nicht in seine Augen zu schauen.
"Aria.. Es tut mir Leid, dass ich dich damit belästige..", beginnt er und stockt kurz. "Ich wusste um ehrlich zu sein nicht, dass das deine Verlobungsfeier ist, sonst wäre ich nie gekommen", nuschelt er weiter und will nicht so recht zum Punkt kommen. So kenne ich ihn nicht. Er ist.. verändert. Irgendwie nervös. Oder ängstlich? Ach, ich kann einfach keine Gefühle deuten; vor allem nicht bei ihm.

Er atmet kurz durch. "Ich brauch 9000$." Ich schaue ihm in seine eisblauen Augen. "Du brauchst was..?", frage ich unsicher. Er will Geld? Wieso? Wofür?

Da kommt die traurige Erkenntnis wie ein Blitzschlag. Deswegen ist er gekommen. Nicht wegen MIR. Wegen Geld. "Mein Vater hat Schulden. Ich brauch das Geld bis Montag.. Und ich würde dich nicht fragen, wenn ich wüsste wie ich sonst drankommen würde, wirklich. Ich werd's dir auch bestimmt zurückzahlen, glaub mir." Seine leeren Worte interessieren mich wenig.

Traurig nicke ich. "Klar, hab ja genug." Mein Mundwinkel zuckt leicht nach oben und dann wandert mein Blick wieder auf meinen langen Rock. "Alles okay?", fragt mich Alec und ich blicke erneut hoch zu ihm.

Obwohl das Licht nur aus dem Flur reinscheint, erkenne ich an seinem Hemdkragen roten Lippenstift. Oh Aria, wie dumm kann man nur sein?

Meine Laune verschlechtert sich noch mehr. "Ich.. Hol das Geld.", erwidere ich schnell, um nicht noch länger mit Alec dastehen zu müssen und zu wissen, dass ich für ihn nichts als eine Geldquelle bin.

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