Die Diebin aus Bree

2.1K 80 6
                                    

Die Nacht lag wie ein schwarzer Mantel über der Stadt Bree. Die Lichter hinter den hölzernen Fensterläden waren schon längst erloschen, nur einige der Laternen an den Haustüren brannten noch und erhellten spärlich die Hauseingänge.
Das einzige voll beleuchtete Gebäude in ganz Bree um diese Zeit war das Zollhaus am Stadttor von Bree.
Plötzlich durchschnitten laute und aufgebrachte Männerstimmen die nächtlich Stille. Einige Wachleute und Nachtaufseher des Stadtteils rannten mit Fackeln durch die Gassen auf das Wachhaus zu. Sie schienen jemanden zu verfolgen. Dieser jemand hatte jedoch keine Schwierigkeiten sich in den dunklen Gassen zu tarnen. Im Licht des Mondes war eine schlanke Gestalt zu erkennen, welche in einen nachtschwarzen Umhang gehüllt war, dessen Kapuze ihr Gesicht verdeckte. Sie bewegte sich in einer enormen Geschwindigkeit, die ihr jedoch nicht zuzusetzen schien. Sie flog beinahe über den Boden. Unter ihren Arm hatte die Gestalt eine Tasche geklemmt, welche sie unter ihrem Umhang versuchte zu verstecken, was darauf schließen ließ, dass die enthaltenen Gegenstände geklaut waren. Die Person war ein Dieb. Sie drehte sich zu den sie verfolgenden Wachen um, wobei orange leuchtende Augen unter der Kapuze hervor schienen. Daraufhin beschleunigte sie ihre Schritte abermals und bewegte sich dabei immer im Schatten der Häuser. Die Wachen in dem kleinen Zollhaus hatten den Tumult zu so später Stunde nun auch mitbekommen, traten verwirrt auf die Gasse und blickten suchend nach einer Person in die Nacht hinein. Die Männer kamen immer näher und noch immer war nichts zu erkennen. Die Wachen hatten sich mittlerweile daran gemacht mit Fackeln die vordere Gasse auszuleuchten, als ihr Blick nun auf die gesuchte Person fiel, welche in hoher Geschwindigkeit auf sie zugelaufen kam. Sofort wurden die Schwerter gezückt und eine undurchdringliche Mauer aus Menschenleibern gebildet, um eine Flucht des Diebes zu verhindern.
Kurz bevor die vermummte Gestalt die vor ihr stehenden Wachen erreichte, setzte sie zu einem gewaltigen Sprung an, der sie geradezu mühelos auf die mehrere Meter hohe Stadtmauer beförderte. Dabei glitt ihr die Kapuze von Kopf und enthüllte lange, gewellte rotblonde Haare. Es war kein Dieb. Es war eine Diebin. Fassungslos starrten die Verfolger zu der jungen Frau hoch, welche nach ihrer Meinung auf die Mauer geschwebt sein musste. Ihre Haare wehten in der leichte Brise des Windes und ihre leuchtend orangen Augen, welche golden zu schimmern schienen, blickten belustigt zu den Männern herunter, die anscheinend nicht glauben konnten was sie sahen.
Nach einem kurzen Augenblick wandte sich die Frau um und verschmolz mit dem Schwarz der Nacht.

Gwaen rannte durch den Wald. Immer noch hatte sie die fassungslosen Gesichter der Männer vor Augen, die nicht glauben konnten, dass eine weibliche Diebin es geschafft hatte ihnen zu entkommen und das ohne sichtliche Mühe. Ein Lächeln stahl sich auf ihr junges Gesicht. Jedoch hatten sie das Erstaunlichste an der Frau nicht einmal bemerkt. Sie war kein Mensch. Nein. Sie war eine Elbe. Viele Male schon war sie von Waldläufern misstrauisch beäugt worden, da andere ihrer Rasse es nicht wie sie pflegten in der Wildnis zu leben, sondern ihn ihren Königreichen. Abgesehen von der Tatsache das sie eine Frau war, die wie die Männer unabhängig lebte.
Gwaen kam nun endlich zu stehen, als sie ihren Lagerplatz erreichte. Ein wenig erschöpft ließ sie sich an der ausgebrannten Feuerstelle nieder und entzündete kurzerhand ein kleines aber wärmendes Feuer. Sie lehnte sich an einen Baum und begutachtete nun ihre Tasche mit den gestohlenen Sachen. Dabei fing Gwaen nun an diese auszuräumen und es kamen einige Leibe Brot, ein Paar seltene Kräuter, eine Schale mit Butter und auch einige Silberstücke zum Vorschein. Da erst bemerkte sie, wie hungrig sie war und ihr Magen knurrte unüberhörbar. Daraufhin brach sie sich ein Stück von dem frischen Brot ab und bestrich es mithilfe ihres gesäuberten Dolches mit Butter und biss ab. Genüsslich schloss sie die Augen. Wie lange sie schon keine Butter mehr gegessen hatte, wusste sie nicht mehr zu sagen. Nachdem sie alles wieder in ihrer Tasche verstaut hatte, schloss sie die Augen.
Wie war das nur geschehen? Warum hatte man sie heute nur entdeckt? Sonst war sie immer lautlos gewesen und hatte keine Spuren hinterlassen, bis auf die Abwesenheit der gestohlenen Gegenstände. Niemand sah oder bemerkte sie jemals, bevor sie nicht schon längst wieder fort war. Das hatte ihr in Bree den Namen "Schatten" eingebracht, auf den sie sehr stolz war. Aber was war heute passiert? Sie hatte gerade in der Küche des Tänzelnden Ponys ein paar Sachen mitgehen lassen, als sie sich plötzlich beobachtet fühlte. Aber es war niemand im Haus der dieses Gefühl verursachen konnte. Als sie aus dem Fenster kletterte, bemerkte sie auf dem Dach des gegenüber stehenden Hauses mehrere Paare kalt leuchtender Augen, die unmöglich von Tieren oder Menschen stammen konnten und stieß vor Schreck einen Blumentopf von der Fensterbank.
Nachdenklich öffnete Gwaen die Augen. Was konnte das nur gewesen sein und warum beobachtete es sie?

---------------------------------------------------------
So ich hab oben mal ein Versuch von mir eingefügt Gwaen zu malen. ^^
Ich würde mich sehr über Reviews zu dem Kapitel freuen. :)
Bis bald
Stormfire

Die Tochter des Sturms   (Fili FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt